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Warum Langfrist-Anleger beim Bitcoin achtsam sein sollten

Bitcoin ist fulminant in das neue Jahr gestartet und nach rund zweijähriger Ruhephase wieder in aller Munde. Daher ist die digitale Kryptowährung abseits der Krypto-Community auch verstärkt in den Fokus des Interesses auch von institutionellen Investoren gerückt. Die ZKB Österrreich hält Abstand.

Christian Nemeth, CIO der Zürcher Kantonalbank Österreich
Christian Nemeth, CIO der Zürcher Kantonalbank Österreich© ZKB

„Risiken nicht präzise einschätzbar“ - das sagt Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank Österreich, Christian Nemeth. Er verfolgt die Entwicklungen von Bitcoin & Co. aufmerksam mit und erklärt, wieso die Privatbank ein Investment in Bitcoin derzeit nicht in Betracht zieht.

2021 begann für Bitcoin mit dem Erreichen mehrerer Meilensteine
Anfang Jänner überschritt Bitcoin erstmals die 40.000 US-Dollar-Marke, um im Februar sogar auf über 50.000 US-Dollar zu steigen. Zudem sorgte Tesla mit einem Investment in Bitcoin in der Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar für Schlagzeilen. Google-Suchanfragen (siehe Grafik) beweisen eindrucksvoll, dass die Kryptowährung zurück in das öffentliche Interesse gerückt ist. Wer 2019 oder auch noch 2020 eingestiegen ist, wurde mit einer erstaunlich hohen Rendite belohnt, schließlich lag der Preis im März 2020 noch bei 5.000 US-Dollar. Das ruft neben Privatinvestoren aber auch professionelle Investoren als zusätzliche Klientel auf den Plan.

Wieder im Visier der breiten Öffentlichkeit: Bitcoin
Interessante Korrelation zwischen Kursentwicklung und Anzahl der Google-Suchanfragen

Bitcoin eignet sich zur Spekulation
„Die Entwicklung von Bitcoin ist zuletzt rasant verlaufen und wer zum richtigen Zeitpunkt eingestiegen ist, hat einen enormen Vermögenszuwachs erzielt. Der Spielraum für Gewinne ist jedoch angesichts der starken Performance schon geringer geworden. Zudem droht bei falschem Timing ein erheblicher Verlust“, erklärt Christian Nemeth. Abgesehen von der sehenswerten Preisentwicklung, die Bitcoin für Spekulationen interessant macht, hat sich nicht viel geändert: Da Bitcoin keine Zinsen und Dividenden abwirft und auch nicht über einen physischen Fundamentalwert verfügt, leitet sich der Wert auch weiterhin von den Erwartungen über die zukünftige Nachfrage ab.

Kein umfassender Inflationsschutz
Vermögenden Privatpersonen und institutionellen Anlegern bereitet die Geldschwemme der Nationalbanken Angst. Sie setzen Bitcoin teilweise zum Schutz vor Inflation ein, da die Zahl der Bitcoins technisch auf 21 Millionen begrenzt ist. „Aktuell wurden bereits fast 90 Prozent der möglichen Bitcoins geschürft, was das langfristige Inflationspotential beschränkt. Damit verbunden sind aber auch erhebliche Risiken, die um ein Vielfaches höher liegen als bei traditionellen Anlagemöglichkeiten“, sagt Nemeth. Wer Inflationsschutz sucht, findet unter den etablierten Anlageklassen zahlreiche Alternativen. Dazu gehören das seit Jahrtausenden erprobte und deutlich weniger volatile Gold, inflationsgeschützte Anleihen, Immobilienanlagen aber vor allem auch Aktien, da diesea produktive Unternehmen repräsentieren und im Gegensatz zu Bitcoin eine Dividende abwerfen.

Fragwürdiger Diversifikationsnutzen
Einer der wichtigsten Grundsätze für langfristiges Anlegen ist der Nutzen der Diversifikation. Bitcoin ist weniger stark in den Finanzmarkt integriert und nicht an Volkswirtschaften gekoppelt. Das ist prinzipiell ein Argument für den Einsatz als Diversifikationsinstrument, allerdings mit einer Einschränkung: „Historisch betrachtet gibt es eine geringe Korrelation mit dem Aktienmarkt. Diesem Vorteil steht jedoch die Unberechenbarkeit durch eine hohe Volatilität gegenüber“, unterstreicht Nemeth und verweist auf das Frühjahr 2020: Gerade als der Diversifikationseffekt durch den Aktien-Kurssturz besonders nützlich gewesen wäre, stieg plötzlich die Korrelation mit Aktien. In den Monaten Februar und März des letzten Jahres sackte der Bitcoinkurs um die Hälfte ab und konnte somit nicht zur Stabilität eines Gesamtportfolios beitragen.

Technische und regulatorische Risiken
Beim Krypto-Pionier Bitcoin lassen sich die Risiken nur schwer einschätzen. Zu den Eigenheiten zählt die lange Bestätigungszeit der Transaktionsblöcke von rund zehn Minuten, die Bitcoin zu einem unattraktiven Zahlungsmittel machen, obwohl das der ursprüngliche Zweck der Kryptowährung war. „Bitcoin ist als ‚First Mover‘ aufgrund der Marktkapitalisierung und der erreichten Publicity der Platzhirsch, nicht jedoch aufgrund der Funktionalität. Die zweite Generation der Blockchain-Technologie, effizientere und sicherere digitale Assets, könnten Bitcoin den Rang ablaufen“, führt Nemeth aus. Zudem ist der enorme Energiebedarf für den Validierungsprozess ein großer Kritikpunkt und widerspricht dem aktuellen Zeitgeist.

Auch die Entwicklung in regulatorischer Hinsicht muss beachtet werden
So hat beispielsweise EZB-Präsidentin Christine Lagarde in der Vergangenheit zur Regulierung von Bitcoin auf globaler Ebene aufgerufen. Staaten und Notenbanken werden ihre Geld- und Steuerhoheit um jeden Preis verteidigen. Zu den möglichen Maßnahmen zählen steuerliche Maßnahmen und Geldwäschebestimmungen oder Nutzungsbeschränkungen. Zudem sind die Währungshüter selbst bestrebt, die Entwicklung digitaler Zahlungsmittel voranzutreiben. Das könnte sich für Bitcoin nachteilig auswirken.

Langfristige Entwicklung noch nicht absehbar
„Als Verwalter von Kundenvermögen haben wir eine Treuhandfunktion inne und nehmen unsere Verantwortung sehr ernst. Wir investieren nur in Anlageklassen, deren Risiken wir präzise einschätzen können. Unsere Aufgabe ist es, Vermögen langfristig zu sichern und zu vermehren. Bei Bitcoin ist die langfristige Entwicklung noch nicht absehbar und das Risikoprofil mit einer Unschärfe behaftet. Das passt nicht zu unserer Anlagephilosophie und daher ist ein Investment in Bitcoin für uns derzeit kein Thema“, lautet das Resümee von Christian Nemeth. (kb)


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