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Verkehrte Welt? Öl & Gas läuft, Erneuerbare nicht......

Der Öl- und Gas Sektor hat dieses Jahr den Erneuerbare Energien-Sektor performancemäßig weit hinter sich gelassen. Dafür gibt es viele Gründe. Einer davon ist die unterschiedliche Zinslast, meinen die Experten der DWS Group in ihrer Analyse.

© Andrey / stock.adobe.com

Kann es eigentlich einen attraktiveren Sektor für Anleger geben? Nachfrage unersättlich, starker Rückenwind aus Gesellschaft und Politik, entsprechende steuerliche und sonstige Anreize, und nicht zuletzt Wettbewerbshürden durch starke Innovationsabhängigkeit und hohe Skaleneffekte? Die Rede ist von Erneuerbaren Energien.

Oft weit hinter Plan
Das Thema der kurzfristigen Attraktivität kann ein Blick auf die laufende Berichtssaison beantworten. Zu den negativsten Ausreißern gehörten auf beiden Seiten des Atlantiks regelmäßig Firmen mit Bezug zu Erneuerbare Energien. Die Gewinnwarnungen reißen seit einiger Zeit nicht mehr ab. Als Begründung für die teils krassen Planverfehlungen hört man vor allem Lieferkettenprobleme, Kosteninflation und höhere Zinskosten. Aber stehen nicht alle Sektoren vor diesen Problemen?

Erneuerbare nicht erst seit 2023 mit mauer Performance
Wie der folgende Chart der DWS Group zeigt, hat es die Erneuerbare Energien besonders erwischt. Relativ zum Gesamtmarkt entwickeln sie sich bereits seit Anfang 2021 enttäuschend. Seit Anfang dieses Jahres beschleunigte sich der Absturz. Fluch der hohen Kapitalintensität des Sektors? Dagegen spricht unter anderem das sehr starke Abschneiden des Ölsektors, die der Chart ebenfalls zeigt.

Was an der Underperformance der Erneuerbaren Schuld sein könnte
Angesichts zunehmender Klima- und Umweltsorgen investieren viele Unternehmen des Energiesektors in erneuerbare Energien, um ihre CO2-Bilanz zu verbessern und ihren Kunden nachhaltigere Energie zu liefern. Wind- und Solarenergie sind in den letzten Jahren zunehmend wettbewerbsfähig mit traditionellen Energiequellen wie Kohle und Erdgas geworden, sagt der Report "Renewable Power Generation Costs in 2021" von The International Renewable Energy Agency (IRENA). Dies hat sie zu einer attraktiven Investition für Versorgungsunternehmen gemacht, die ihre Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen verringern wollen.

Hohe Wetterabhängigkeit, Margendruck, Verschuldung
Doch leider liegt deswegen noch lange nicht alles im grünen Bereich für die Investoren. Erneuerbare Energien sind immer noch oft wenig profitabel und vor allem unberechenbarer als traditionelle Energieformen aufgrund ihrer hohen Wetterabhängigkeit. Dies erschwert es den Firmen, ihren Energiemix zu diversifizieren und gleichzeitig ihre bisherige Rentabilität aufrechtzuerhalten. Nicht nur die Betreiber von Solar- und Windkraftanlagen, sondern auch deren Hersteller haben Schwierigkeiten, ihre Gewinnmarge zu halten, wie die jüngste Berichtssaison zeigt.

Für den Öl- und Gassektor scheint das so nicht zu gelten
Wie die Grafik zeigt, geht die Schere bei der Wertentwicklung beider Sektoren seit einiger Zeit auseinander. Mit dem Zinserhöhungszyklus der Fed gewann diese Entwicklung noch an Dynamik. Dass dieser Korrelation auch eine Kausalität zugrunde liegt, ist schnell erklärt. Denn der immer noch relativ junge Erneuerbare Energien-Sektor hantiert mit deutlich höheren Verschuldungsgraden als der herkömmliche Sektor. Auf Basis der in der Grafik verwendeten Indizes ergibt sich etwa für den Alternativsektor ein durchschnittliches Verhältnis von Nettofinanzschulden zum operativen Gewinn vor Abschreibungen von 4,1 für die vergangenen zehn Jahre, während es im traditionellen Öl- und Gassektor nur 1,64) sind. Entsprechend belasten höhere Zinsen den Alternativsektor deutlich stärker als den traditionellen Energiesektor.

Genauere Ursachenanalyse nötig
Während man geradezu einen Hauch von Schadenfreude heraushören kann, wenn Geschäftsmodelle mit überschaubarem gesellschaftlichem Mehrwert aufgrund der höheren Zinsen aus dem Markt gedrängt werden, dürfte das bei Erneuerbare Energien nicht der Fall sein, meinen die Experten der DWS.. Allerdings könnte es dem Sektor mittelfristig auch zugutekommen, wenn eine genauere Ursachenanalyse erfolgte, warum in einem eigentlich attraktiven Sektor so wenig Geld verdient wird. (kb)

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