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Verkaufspläne der Credit Suisse nehmen Fahrt auf: Die Uhr tickt

Die Credit Suisse Group prüft den Verkauf ihres Asset Management-Geschäfts in den USA und kommt Vereinbarungen mit Investoren für andere Geschäftsbereiche näher. Die grundlegende Neuaufstellung des Schweizer Geldhauses gerät in Sichtweite.

Christian Meissner, Chef des Investmentbankings der CS: Er könnte ein Opfer des Umbaus werden.
Christian Meissner, Chef des Investmentbankings der CS: Er könnte ein Opfer des Umbaus werden.© Scott Eells / Bloomberg

Wie die redimensionierte Credit Suisse Group eines nicht so fernen Tages aussehen wird, lässt sich bereits erahnen: So hat die Bank kürzlich einen Verkaufsprozess für das US-Geschäft der Credit Suisse Asset Management (CSAM) eingeleitet, berichten Informanten Bloomberg News. Unterdessen erwägen Abu Dhabi und Saudi-Arabien unabhängig voneinander, ob sie Geld in die Investmentbank oder andere Sparten stecken sollen. In allen diesen Fällen sind freilich noch keine Entscheidungen getroffen worden.

In einer Woche kommt Licht in die Sache
Doch mit wenig mehr als einer Woche bis zur Verkündung ihrer neuen Strategie arbeitet die Credit Suisse an der Finanzierung des Umbaus, der mit einem starken Stellenabbau und erheblichen Einschnitten verbunden sein dürfte. Die Investmentbank steht im Zentrum der Pläne und könnte sogar aufgespalten werden. Die Credit Suisse hat zwar Vorbereitungen getroffen, um bei Bedarf die Aktionäre anzuzapfen. Vorziehen würde man es am Zürcher Paradeplatz allerdings, Geld durch Verkäufe einzuspielen und Investoren zur Finanzierung einzelner Bereiche zu gewinnen, die man ausgliedern will.

In Zürich legten die Aktien des Instituts erneut um bis zu 3,9 Prozent zu. Seit dem untertägigen Allzeittief vom 3. Oktober haben die Papiere rund 30 Prozent hinzugewonnen, seit Jahresbeginn sind sie aber immer noch um die Hälfte gefallen.

Schweizer Underperfomer
Die CS-Aktien fielen stärker als ein breites europäisches Bankenbarometer, der Stoxx Europe 600 Banks Index.

“Wir haben angekündigt, dass wir bei der Bekanntgabe des Ergebnisses für das dritte Quartal über die Fortschritte bei unserer umfassenden Strategieüberprüfung informieren werden”, so die Credit Suisse in einer Mitteilung. “Es wäre verfrüht, sich vor diesem Zeitpunkt zu möglichen Ergebnissen zu äußern.”

US-Asset Management-Zweig soll verkauft werden
Ein Verkauf des US Asset Managements, zu dem auch eine Plattform für Collateralized Loan Obligations (CLOs) gehört, könnte dem Vernehmen nach das Interesse von Private-Equity-Firmen oder anderen Asset Managern wecken. Nach Angaben der Bank entfallen 146 Milliarden Franken des verwalteten Vermögens auf den amerikanischen Markt.

Verbriefungsgeschäft interessiert potentielle Käufer
Die Sparte ist eine von zwei großen Geschäftsbereichen, die die Bank verkaufen will. Die Credit Suisse ist auch auf der Suche nach Investoren für ihre Gruppe für verbriefte Produkte, für die sich unter anderem Mizuho Financial Group und Apollo Global Management interessieren.

Investmentbanking-Abspaltung steht wohl ins Haus
Die Bank bemüht sich auch um einen Investor von Außen, der Geld in eine Abspaltung des Kernbereichs ihres Investmentbanking einbringen soll. Die Ausgliederung im Stil einer Boutique-Bank könnte die Beratung bei Übernahmen und Fusionen, Kapitalmarkt-Emissionen sowie Leveraged Finance umfassen. Der dritte Bereich der Investmentbank, eine geschrumpfte Handelsabteilung, wird die Bank wahrscheinlich behalten.

Arabische Staatsfonds könnten als Financiers auftreten
Die Überlegungen in Abu Dhabi und Saudi-Arabien gehen dahin, Geld in die Investmentbank-Ausgliederung oder auch andere Geschäftsbereiche zu stecken, um von den gefallenen Aktienkursen zu profitieren. Die Investitionen könnten über die Staatsfonds Mubadala Investment beziehungsweise Public Investment Fund (PIF) getätigt werden, aber auch über andere Vehikel. Potenzielle Investoren seien bei der Bank allerdings generell vorsichtig geworden; sie fürchten weitere Verluste oder Rechtsrisiken.

Hat Katar Lust auf eine zweite Runde?
Die Credit Suisse zählt Investoren aus dem Nahen Osten zu ihren Hauptaktionären, darunter den Staatsfonds von Katar und die saudische Olayan Group. Sie haben oft in Zeiten der Not investiert, zuletzt etwa als die Kataris im April 2021 bei Wandelanleihen im Wert von rund zwei Milliarden US-Dollar einstiegen, mit denen die Credit Suisse ihre Bilanz stützte. Die Credit Suisse hat beim Staatsfonds von Katar dem Vernehmen nach erneut vorgefühlt, ob Interesse bestehe, sich an einer Kapitalspritze oder dem Einstieg bei einer Sparte zu beteiligen.

Investmentbankchef Christian Meissner soll gehen
Angesichts der Umbaupläne wird Investmentbankchef Christian Meissner wohl das Geldhaus verlassen, wie Bloomberg ebenfalls erfuhr. Wie zu hören ist, wird der Rücktritt voraussichtlich am 27. Oktober bekannt gegeben, wenn die Bank ihre neue Strategie vorstellen will. Meissner war im Oktober 2020 zur Credit Suisse gestoßen und wurde Co-Chef eines neu geschaffenen Bereichs an der Schnittstelle von Wealth Management und Investmentbanking. Angesichts des Skandals um den Kollaps von Archegos Capital Management, der die Bank fünf Milliarden US-Dollar kostete, wurde Meissner 2021 Chef der Investmentbank. (kb)

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