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Verband deutscher Pfandbriefbanken zur Lage am Immobilienmarkt

Laut Einschätzung des Hauptgeschäftsführers des Verbands deutscher Pfandbriefbanken bleiben die Immobilienmärkte im Jahr 2024 schwierig. Auch wenn in einigen Segmenten Licht am Ende des Tunnels zu sehen sei.

© Mr. Bolota / stock.adobe.com

Die Erholung an den deutschen Immobilienmärkten wird noch ein paar Monate auf sich warten lassen, rückt allerdings näher. Zu dieser Einschätzung kommt Jens Tolckmitt, Hauptgeschäftsführer des Verbands deutscher Pfandbriefbanken, zu dessen Mitgliedern unter anderem die Deutsche Bank, BayernLB und Helaba gehören. Besonders im Segment Büro könnten seinen Worten zufolge noch größere Preisabschläge bevorstehen. Das berichtet Bloomberg.

Büroimmobilien: Weitere Abwertungen drohen
“Das Jahr 2024 wird schwierig bleiben”, sagte Tolckmitt in einem Interview mit Bloomberg News in Berlin. “Bei Wohnimmobilienpreisen könnte ab Jahresmitte eine Erholung einsetzen, bei den Gewerbeimmobilienpreisen gegen Ende des Jahres.” Bislang liegt das Minus von Wohnimmobilien in Deutschland bei sieben Prozent gegenüber dem Höchststand zur Jahresmitte 2022, bei Gewerbeimmobilien beträgt der Rückgang sogar rund zwölf Prozent.

Innerhalb der Gewerbeimmobilien hätten Büros den Einzelhandel als Segment mit den wohl größten Unsicherheiten abgelöst. “Wie es mit dem Homeoffice weitergeht, ist noch unklar. Werden die Menschen wieder stärker in die Büros zurückkommen?”, so Tolckmitt. Im Moment ist davon nicht viel zu beobachten. “Bei Büros könnten wir noch größere Preiskorrekturen sehen.”

Mit der Pandemie hatte das Homeoffice quasi über Nacht einen Siegeszug in Deutschland angetreten. Auch nach dem Ende der Coronakrise wurde das mobile Arbeiten in vielen Unternehmen als Option beibehalten. In der Folge sinken bei Büros Bedarf und Nachfrage, was auf die Preise drückt. Hinzu kommt, dass die gestiegenen Zinsen die Finanzierungskosten antreiben, was nicht nur Büros belastet, sondern alle Immobiliensegmente.

Wohnimmobilien im Vorteil
Dass die Pfandbriefbanken grundsätzlich bei Wohnimmobilienpreisen mit einer schnelleren Erholung rechnen, liegt laut Tolckmitt auch daran, dass es dort eine Verknappung des Angebot gebe, was zwangsläufig preisstabilisierend wirke. “Derzeit liegt der Neubau weit hinter den Zielen der Bundesregierung zurück. Was heute nicht gebaut wird, kann in zwei Jahren auch nicht auf den Markt kommen”, sagte der Manager.

Tolckmitt verwies auch darauf, dass die Mieten steigen. In der Vergangenheit habe das oft den Effekt gehabt, dass viele Menschen wieder in Richtung Wohneigentum tendieren. Auch das dürfte die Nachfrage und damit die Preise stabilisieren, so Tolckmitt.

Für den Moment jedoch fänden auf dem Immobilienmarkt insgesamt weiter kaum Transaktionen statt. Die Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern lägen in vielen Fällen auseinander.

“Der Markt ist weniger fungibel als der Kapitalmarkt. Das führt dazu, dass die Anpassung länger dauert. Sobald sich die Preiserwartungen von Käufern und Verkäufern getroffen haben, werden die Transaktionen wieder anziehen”, sagte Tolckmitt weiter. “Eine Stabilisierung bei den Zinsen schafft eine wichtige Voraussetzung für eine Erholung der Immobilienmärkte, weil es dann wieder Planungssicherheit für alle Akteure gibt.”

Auswirkungen der Signa-Pleite
Angesprochen auf die Auswirkungen der Pleite des Immobilienriesen Signa wollte sich Tolckmitt nicht im Detail äußern, sagte aber: “Der Markt wird nicht einfacher, wenn ein großer Akteur in Schwierigkeiten gerät.”

Unter Investor René Benko war Signa stark expandiert, etwa mit Warenhäusern und Luxushotels. Steigende Zinsen und einbrechende Bewertungen am Markt brachten die Gruppe ins Wanken, zahlreiche Signa-Firmen mussten Insolvenz anmelden. Viele der betroffenen Immobilien befinden sich in erstklassigen Lagen. Zu den Gläubigern zählen auch Banken, die dem VDP angehören.

“Bei hochwertigen Neubauten in guten Lagen dürften die Preise relativ stabil bleiben. Top-Immobilien werden auch weiterhin Abnehmer finden”, sagte Tolckmitt, ohne sich dabei speziell auf Signa zu beziehen. “Insofern brauchen sich Banken, die solche Immobilien als Sicherheit haben, keine größeren Sorgen über die Werthaltigkeit zu machen.”

Der grundsätzliche Gegenwind am Immobilienmarkt belaste natürlich die finanzierenden Banken. “Sie werden möglicherweise noch etwas mehr Risikovorsorge bilden müssen, aber das wird für sie gut handhabbar sein”, sagte Tolckmitt.

Er verwies auch darauf, dass Pfandbriefbanken erstrangige Immobilienfinanzierungen vergeben, die in der Kette möglicher Verluste erst ganz am Ende stehen würden. Unbesicherte Kredite seien nicht im Fokus dieser Institute. (aa)

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