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Venionaire Capital: Inflation & Zinsanstieg zwingen Instis zum Umdenken

Warum institutionelle Investoren angesichts des derzeit schwierigen Marktumfelds auf Private Equity setzen sollten, erläutern zwei namhafte Partnerinnen von Venionaire Capital.

Dr. Martha Oberndorfer (links) und Victoria Woodland-Ferrari (rechts), Associate Partnerinnen bei dem Wiener Investment & Beratungsunternehmen Venionaire Capital.
Dr. Martha Oberndorfer (links) und Victoria Woodland-Ferrari (rechts), Associate Partnerinnen bei dem Wiener Investment & Beratungsunternehmen Venionaire Capital.© Venionaire Capital

Risikomanagement und Allokationsentscheidungen sind für Asset-Manager in Zeiten komplexer Marktverwerfungen eine wahre Herausforderung. Die zuletzt stark gestiegene Inflation, ankündigte Leitzinsanhebungen und verstärkte globale Lieferketten-Probleme bedingen ein Umdenken der üblichen Allokation.

Entgegen der traditionellen Sicht, dass traditionelle Anleihen als sog. Risikoarme Assets betrachtet werden können, ist aktuell ein Trend zu breiter Diversifikation im gegenwärtigen Umfeld wichtiger denn je. Im Zuge dieser Verbreitung der Streuung sehen Dr. Martha Oberndorfer und Victoria Woodland-Ferrari, Associate Partnerinnen bei dem Wiener Investment & Beratungsunternehmen Venionaire Capital, einen anhaltenden Trend zu illiquideren Veranlagungskategorien und ganz besonders zu Private Equity.

Private Markets im Aufwind: Verachtfachung des Volumens innerhalb von 20 Jahren
Das ausstehende Volumen an nicht börsennotierten Anlagen beläuft sich auf eine Größenordnung von rund zehn Billionen Euro, schreiben Oberndorfer und Woodland-Ferrari in einem "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Beitrag. Diese zehn Billionen Euro entsprichen laut Oberndorfer und Woodland-Ferrari ca. 6,5 Prozent der weltweit börsennotieren Aktien und Anleihen. Von den nicht notierten Anlagen entfallen ca. 64 Prozent auf Private Equity, 15 Prozent auf Immobilien, 12 Prozent auf nicht gelistete Anleihen und 9 Prozent auf Infrastruktur-Investments und Investitionen in Landwirtschaft und Forste.

Das Volumen hat sich in den letzten 20 Jahren verachtfacht, während die Börsenkapitalisierung im selben Zeitraum auf das 2,8-fache gewachsen ist. Auch die Anzahl der Investoren in den nicht notierten Segmenten hat sich verdreifacht. Dafür gibt es viele Ursachen - hauptsächlich, nach Einschätzung von Oberndorfer und Woodland-Ferrari, ist dies durch den Diversifikationseffekt getrieben. Je besser die Streuung eines Portfolios, umso mehr ist es vor Schwankungen und den negativen Auswirkungen der Inflation geschützt.

Risikostreuung: Institutionelle setzen verstärkt auf nicht börsennotierte Anlagen
Im Umfeld erhöhter Inflation hat die Betrachtung der Risiken eine zusätzliche Dimension bekommen, die für die letzten 20 Jahre keine nennenswerte Rolle spielte. Evident ist, dass die üblicherweise als risikoarm oder defensiv bezeichneten Anlagekategorien wie traditionelle Anleihen von Inflation - in Verbindung mit dem niedrigen Zins-Umfeld - besonders betroffen sind.

Eine Investition in Private Equity bietet dem Anleger die Möglichkeit, zusätzlich zur Portfoliodiversifikation auch höhere absolute Renditen zu erzielen. Andererseits kann die zeitliche Staffelung von Investments in Private-Equity Firmen ein Vorteil sein, nachdem die Mittel aus Investmentrunden dieses Sektors meist über einen Zeitraum von zwei bis drei Jahren investiert werden können.

Nicht börsennotierte Veranlagungen sind als „illiquid" kategorisiert und unterliegen damit einem anderen Bewertungsmodus als liquide Instrumente, für die es mehrmals tägliche Kurse gibt. Gerade bei langfristig orientierten Anlegern wie Pensionskassen und Versicherungen ist dieser Trend zu weniger liquiden Anlagen weltweit festzustellen. Dass die tatsächlichen Positionen noch unter den Zielwerten dieses lnvestorensegments liegen, spricht für eine weiterhin anhaltende Nachfrage, argumentieren Oberndorfer und Woodland-Ferrari.

Regulatorische Erleichterungen für institutionelle Investoren
Marktaufseher haben einiges dazu getan, um regulatorische Erleichterungen für illiquidere Veranlagungskategorien zu schaffen. In den USA wurde beispielsweise Private Equity-Fondslnvestments für die staatlich incentivierte Pensionsvorsorge in Form von 401 (k) plans für Privatpersonen ermöglicht. Das EU-Parlament arbeitet an Anpassungen zu den Direktiven AIFMD und UCITSD, um auf geänderte Marktgegebenheiten zu reagieren, und um Barrieren für den grenzüberschreitenden Vertrieb abzubauen. Fremdkapitalinstrumente - z.B. Mezzanin oder Venture Debt - sollen abseits von Banken über Alternative Investmentfonds erlaubt werden. Auch in Österreich haben die Reformen des Pensionskassengesetzes (vgl. §25 Pensionskassengesetz) deutlich mehr Spielraum eingeräumt.

Verstärkte Nachfrage nach ESG-Anlagen
Ein weiterer starker Trend hin zu Investments, die die Aspekte Umwelt, Soziales und Governance (ESG) bzw. Nachhaltigkeit besonders berücksichtigen, ist in allen Veranlagungskategorien ein Standard geworden. "Bei Venionaire Capital haben wir hier ebenfalls reagiert, in dem wir im Management bis zum Jahresende vier Partnerinnen in Führungspositionen aufbauen und eine dem Geschäftsmodell angepasste ESG Policy für unsere neuen Fondsprojekte implementieren. Darüber hinaus haben wir einen Sektor Fonds im Bereich „Climate Tech" (Clean Energy, Circular Economy und Green Tech) in der Pipeline, welcher in Verbindung mit einem EU-Projekt, welches sich in der finalen Genehmigungsphase befindet, spannend werden könnte", halten Oberndorfer und Woodland-Ferrari in eigener Sache fest.

Infrastruktur, Immobilien, sowie dem Private Equity Bereich kommen in diesem Zusammenhang eine zunehmend wichtigere Rolle zu und bergen viel Potenzial. Um die Energiewende und den Pfad zu Netto-Null-Emissionen bis 2050 zu realisieren, sind laut einer McKinsey-Studie jährlich zusätzlich ca. 3,5 Billionen Euro an Investitionsausgaben für Dekarbonisierung nötig. Das entspricht in etwa einem Drittel des derzeitigen Gesamtmarkt-Volumens an nicht börsennotierten Veranlagungen, und lässt erhöhtes Momentum aus diesem Sektor erwarten.

Fazit
Insgesamt sind Oberndorfer und Woodland-Ferrari zuversichtlich, dass Private Markets in der aktuellen Marktphase steigende Aufmerksamkeit erhalten. Wenngleich einzelne Segmente, wie Immobilien, durch die Zinsanstiege etwas unter Druck gekommen sind, bieten die erfolgten Korrekturen in manchen Bereichen attraktive Chancen für die Zukunft.

"Als lokaler Ansprechpartner mit Nischen-Produkten erarbeiten wir spannende Lösungen für weitere Diversifikation abseits der globalen Riesen. Wir arbeiten eng mit unseren Beteiligungen, unterstützen das Wachstum, bauen Arbeitsplätze auf, assistieren beim Generationenwechsel, und sehen unsere Rolle auch in der Ermöglichung und Erhaltung europäischer Innovations- und Technologieführerschaft", erklären Oberndorfer und Woodland-Ferrari abschließend. (aa)

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