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US-Inflation springt im Oktober von 5,4 auf 6,2 Prozent

Die Inflation scheint außer Rand und Band. Eigentlich war davon auszugehen, dass der Inflationsscheitel bereits hinter uns liegt – doch weit gefehlt.

Dr. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank 
Dr. Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank © VP Bank

Die Pandemie hält so manche Überraschung bereit. Dazu gehört vor allem die Materialknappheit. Da der Halbleitermangel die Automobilproduktion belastet, bleibt der Run auf Gebrauchtwagen hoch. "Gebrauchtwagenpreise legen im Oktober kräftig zu, nachdem sich die Situation über den Sommer hinweg normalisiert hatte. Die entsprechende Komponente des US-Konsumentenpreisindex kletterte im vergangenen Monat um 26,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Hinzu kommen die nochmals gestiegenen Energiepreise", analysiiert Dr. Thomas Gitzel, Chief Economist der VP Bank.

Inflationsrisiken nehmen weiter zu
Das zeigt die aktuelle Veröffentlichung einmal mehr. Dabei ist weniger von Belang, ob die Inflationsrate fällt – sie wird im nächsten Jahr deutlich fallen -, sondern wo sie zu liegen kommen wird. Je länger die Teuerungsraten hoch bleiben, desto mehr nimmt das Risiko zu, dass auch Güter teurer werden, die sich normalerweise als recht träge erweisen.

Noch handelt es sich allerdings um eine latente Gefahr
Dr. Gitzel dazu: "In unserem Hauptszenario gehen wir davon aus, dass die Konsumentenpreise im Jahr 2022 merklich zurückgehen werden. Um es zu verdeutlichen: Würde von nun an der Konsumentenpreisindex nicht mehr zulegen, läge die Inflationsrate bereits im Juli 2022 wieder unter zwei Prozent". Gut, dass der Konsumentenpreisindex von nun an nicht mehr zulegt, ist unrealistisch. Doch die einfache Rechnung verdeutlicht, wie schwer im kommenden Jahr die Effekte der geringen Vergleichsbasis wiegen werden. Im Zuge der Corona-Pandemie waren im März 2020 viele Preise eingebrochen. Die geringe Vergleichsbasis des Vorjahres ist noch immer der zentrale Treiber für die hohen Inflationsraten von nun über sechs Prozent.

Und wie fühlt sich die Fed dabei?
Die Fed werde sich jedenfalls in Anbetracht des neuerlichen Inflationsanstieges im Oktober bestätigt fühlen, meint Gitzel: "Die US-Währungshüter werden bereits im laufenden Monat ihre monatlichen Anleihekäufe reduzieren. Das ist gut so, denn die Zeit für expansive geldpolitische Maßnahmen ist abgelaufen."

Bondmarkt ist konjunkturskeptisch
Spannend ist indes zu sehen, dass an den Anleihemärkten Konjunkturskepsis Einzug hält. Die Renditen langlaufender US-Staatstitel waren zuletzt merklich rückläufig. Die Materialknappheiten treiben also nicht nur die Preise nach oben, sondern erhöhen auf der anderen Seite auch Konjunkturrisiken. Hielten die Materialknappheiten im kommenden Jahr an, werde die Fed auch die Konjunkturrisiken stärker ins Auge fassen müssen, glaubt Gitzel. (kb)

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