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US-Aktien: Langweilig ist das neue aufregend

US-Aktien sind aktuell so teuer wie nie – das zyklisch bereinigte Kurs-Gewinn-Verhältnis (CAPE Ratio) liegt aktuell bei 36. Damit ist das aktuelle CAPE-Verhältnis das zweitteuerste, das es je gab.

Eric Lynch, Managing Director von Scharf Investments
Eric Lynch, Managing Director von Scharf Investments© Scharf Investments

Entgegen der Wahrnehmung vieler Investoren betrifft dies jedoch nicht nur Growth-Titel: Auch zyklische Value-Titel sind überbewertet, so Eric Lynch, Managing Director von Scharf Investments. „Basierend auf den Schätzungen für 2022 liegen die KGVs des Russell 1000 Growth und des Russell 1000 Value historisch gesehen im 98. Perzentil. Zyklische Value-Aktien sind seit Herbst 2020 gestiegen und nun wird ihnen zu viel Wachstumspotential unterstellt.“

Hohe operative Margen geben Anlass zur Sorge
Ein weiterer Grund zur Besorgnis ist zudem die Tatsache, dass die operativen Margen der Unternehmen derzeit bei 13,7 Prozent liegen, während der langfristige Durchschnitt eher bei neun bis zehn Prozent liegt. Auch sind die Nachsteuergewinne aufgrund der Senkung des Unternehmenssteuersatzes von 35 Prozent auf 21 Prozent gestiegen. Diese Effekte sind in den aktuellen CAPE Ratios noch gar nicht berücksichtigt. Vielerorts werden die Bewertungen darüber hinaus von fantastischen Wachstumsstorys getrieben.

Wo gibt es noch attraktive Investitionsmöglichkeiten?
Investoren müssen nach Qualität zu einem günstigen Preis suchen. Diese finden sich aktuell in dem wenig aufregenden Bereich zwischen wachstumsstarken Technologiewerten und tief zyklischen Value-Titeln, so Lynch: „Beispielsweise ist der Gesundheitssektor der einzige Bereich, in dem die langfristigen Durchschnittsbewertungen noch günstig sind. Ebenso sind qualitativ hochwertige Versicherungsunternehmen sehr spannend, da ihre Bewertungen bisher noch nicht von der Rally zyklischer Value-Titel getrieben wurden. Aber auch unter den Industriewerten gibt es noch relativ hochwertige Namen, die günstig zu kaufen sind. So sind beispielsweise Unternehmen aus den Bereichen infrastrukturelle Ingenieurdienstleistungen, Büromöbel und Instandhaltung von Wohngebäuden attraktiv. Sie werden zu KGVs gehandelt, die niedriger als die des Industriesektors sind, bieten gleichzeitig aber in jedem wirtschaftlichen Klima stabilere Erträge.“ Lynch rät auch zu Breitband- und Kabelunternehmen. Sie seien aktuell sehr billig und die Pandemie habe aufgezeigt, dass sie aufgrund der Abhängigkeit der Verbraucher als Basiskonsumgüter angesehen werden sollten.

Kleine Brötchen in der näheren Zukunft backen
„In Zukunft ist damit zu rechnen, dass die Renditen unter dem Trend liegen und auf Indexebene nicht attraktiv sein werden“, prognostiziert Lynch. Attraktive Renditen ließen sich nur mit einer kleinen Minderheit von günstig bewerteten Unternehmen erzielen, die ein anhaltendes, qualitativ hochwertiges Gewinnwachstum lieferten. Dies seien jedoch nicht die Titel mit den spannenden Geschichten und den fantastischen Wachstumserwartungen.

Rendite-Risiko bei Anleihen aus dem Gleichgewicht geraten
Ähnlich stelle sich die Situation bei Anleihen dar, so Roger McEniry, Partner von Dolan McEniry, das wie Scharf zum Asset-Management-Netzwerk iM Global Partner gehört: „Im Anleihesektor sind die Preise aktuell auf außergewöhnliche Niveaus gestiegen. Das Risiko und die Rendite sind völlig aus dem Gleichgewicht geraten. Es ist fast so, als hätten die Investoren von Unternehmensanleihen vergessen, dass man mit Anleihen Geld verlieren kann.“ Da die Preise das Risiko aktuell nicht mehr sinnvoll widerspiegelten, sollten Investoren sich eher defensiv aufstellen, hohes Risiko meiden und vor allem in sehr liquide Wertpapiere investieren, so McEniry: „Interessant ist auch hier die langweilige Mitte – die besten hochverzinslichen und die schlechtesten Investment-Grade-Anleihen“. Dabei sei es sinnvoll, sich durationsneutral aufzustellen und weder auf steigende noch fallende Zinsen zu wetten. Wichtig sei, das Kreditrisiko und den damit verbundenen relativen Preis zu bewerten. Insbesondere in den USA seien die Ausfallraten aktuell sehr niedrig. Dies führt dazu, dass viele Investoren selbstzufrieden würden. Sollten die Ausfallraten wieder steigen, wie sie es in der Geschichte immer getan hätten, würden sich viele Investoren die Finger verbrennen. (kb)


Über iM Global Partner:
iM Global Partner ist ein weltweites Asset-Management-Netzwerk. Es sucht talentierte und unabhängige Vermögensverwalter als Partner aus und schafft durch direkte Kapitalbeteiligung langfristige Beziehungen zu ihnen. iM Global Partner ist an 16 Standorten in Europa und den USA präsent und bietet seinen Kunden Zugang zu den besten Anlagestrategien seiner Partner. Das von iM Global Partner repräsentierte verwaltete Vermögen belief sich im Juni 2021 auf über 26 Milliarden US-Dollar.

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