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Union Investment: Wie man Rentenportfolios gegen Inflation immunisiert

Der Rentenchef von Union Investment erörtert die aktuelle Lage an der Inflationsfront und erklärt, ob es sich rechnet, über Derivate Inflationsrisiken zu hedgen.

Christian Kopf, Union Investment
Christian Kopf, Union Investment© Union Investment

Es gibt Befürchtungen am Markt, die Inflation könnte womöglich zu lange Fahrt aufnehmen und dann „überschießen“, also stärker steigen, als es die Notenbanken wünschen. Im ungünstigsten Fall, so die Pessimisten, müssten die Notenbanken rasch die Zinsen anheben. Dadurch könnte der Konjunkturzyklus ausgebremst werden, rekapituliert Christian Kopf,
Leiter Portfoliomanagement Renten und Mitglied des Union Investment Committee von Union Investment, die Entwicklung am Rentenmarkt der vergangenen Wochen.

Im Fall der EZB stünde diese vor einem Dilemma. So würde eine Straffung der Geldpolitik zu steigenden Risikoprämien in der Euro-Peripherie führen. "Wir gehen derzeit aber davon aus, dass die EZB erst handeln wird, wenn sie einen nachhaltigen Inflationsschub erkennt. Durch kurzfristige Inflationsbewegungen wird sie hindurchschauen, sofern sich keine Lohn-Preis-Spirale abzeichnet. Hinweise darauf sehen wir aktuell nicht", hält Kopf fest.

Derivate als direkte Absicherung gegen Inflationsrisiken
Der Kapitalmarkt erlaubt Investoren eine Absicherung gegen Inflationsrisiken. Indirekt über die Anlage in Immobilien oder andere Substanzwerte, deren Marktwert über einen längeren Zeitraum oftmals an die Inflationsentwicklung gebunden ist. Oder direkt durch den Einsatz von Inflationsswaps, die der bestehenden Vermögensstruktur als Ergänzung beigegeben werden können.

Eine Absicherung gegen mögliche Inflationsrisiken über Derivate macht Kopf zufolge vor allem für Anlegende Sinn, die langlaufende Verbindlichkeiten in der Zukunft haben, die direkt oder indirekt an die Inflation gekoppelt sind. Hier kann ein Inflationsswap sinnvoll sein.

Inflationsswaps werden laut Kopf nicht gegen die vom Kapitalmarkt bereits eingepreiste Inflationsentwicklung schützen. Denn wenn die Preisentwicklung den erwarteten Pfad einschlägt, werfen sie keine Nettozahlungen ab. "Aber die Erosion des Realwerts eines Finanzvermögens aufgrund eines unerwarteten Anstiegs der Teuerungsraten, wie wir ihn in den vergangenen Monaten beobachten mussten, können Inflationsswaps abfedern. Sie zahlen Anlegern in diesem Fall eine Prämie gegenüber der erwarteten Inflation. Allerdings müssen diese auch einen Abschlag hinnehmen, wenn der Preisauftrieb weniger stark ausfällt als beim Abschluss erwartet", hält Kopf fest.

Kopfs Fazit für Rentenportfolios
Die Corona-Pandemie führt noch einige Monate lang zu Verzerrungen bei Konjunktur- und Inflationszahlen und dürfte zu hohen Ausschlägen in der Inflationsentwicklung führen. Dies dürfte am Anleihenmarkt durch eine höhere Schwankungsbreite der Kurse Spuren hinterlassen. Kopf erwartet aber mittelfristig eine wieder abflauender Inflationsdynamik und nur einen moderaten weiteren Renditeanstieg.

Dennoch sei die Unsicherheit bezüglich des weiteren Inflations- und Anleiherenditepfads gestiegen, nicht zuletzt wegen der höheren Inflationstoleranz seitens der US-Notenbank. Dies kann für ein Rentenportfolio, das zur Abdeckung von Verbindlichkeiten dient, unerwünschte Konsequenzen bergen.

Das gegenwärtige Niveau der Inflationserwartungen in der Eurozone liegt noch deutlich unter dem Inflationsziel der EZB. Auch in den USA liegen die mittelfristigen Inflationserwartungen sehr deutlich unter den gegenwärtigen Inflationsraten. "Für Anleger, für die ein nachhaltiger Inflationsanstieg mittelbar ein wirtschaftliches Risiko darstellen würde, ist die Zeit somit günstig, eine Immunisierung ihrer Portfolios zu prüfen", erklärt Kopf abschließend. (aa)

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