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Union Investment: Warum Anleger die schlechten Aussichten ignorieren

Für Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, ist die gute Stimmung an den Aktienmärkten trotz aller realwirtschaftlicher Probleme durchaus berechtigt. Eine Erklärung dafür ist die Struktur der deutschen Wirtschaft, deren Basis noch immer die Industrie ist.

Dr. Jörg Zeuner, Union Investment
Dr. Jörg Zeuner, Union Investment© Union Investment

"Vom Teil-Lockdown zum harten Lockdown – die Konjunkturerholung steckt fest. Trotzdem hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verbessert. Der ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Dezember von 90,9 Punkte auf 92,1 Punkte", kommentiert Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt von Union Investment, die derzeitige wirtschaftliche Lage.

Lockdown 2.0 ist anders
Insbesondere das verarbeitende Gewerbe blickt laut Zeuner deutlich optimistischer in die Zukunft. Dies liege nicht zuletzt daran, dass die Industrie im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr viel weniger hart getroffen werde. Da sich die Hygienemaßnahmen hier viel leichter umsetzen lassen als im kontaktintensiven Dienstleistungsbereich, ist sie bislang von einer Schließung ausgenommen. Auch komme es anders als im Frühjahr nicht zu Störungen in internationalen Lieferketten.

"Unter dem Strich erwarten wir für das erste Quartal 2021 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,7 Prozent gegenüber dem vierten Quartal", prognostiziert Zeuner. Dies gelte unter der Annahme, dass der harte Lockdown Mitte Januar ausläuft und durch mildere Beschränkungen abgelöst werde. Sonst drohe ein weiterer Rückgang des BIP um rund 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte pro jeder weiteren Woche harten Lockdowns.

Märkte preisen Erholung im Frühjahr ein
Trotzdem sei es für Zeuner verständlich, dass die Kapitalmärkte die schlechten Aussichten für die Wintermonate derzeit völlig ignorieren. Die Aussicht auf eine Beruhigung des Infektionsgeschehens in der wärmeren Jahreszeit sowie die baldige Verbreitung von Corona-Impfstoffen stimmen viele Investoren optimistisch. "Auch fundamental spricht einiges für eine dynamische Wirtschaftserholung ab dem zweiten Quartal. Dann dürften auch durch den Lockdown aufgestaute Anschaffungen und Investitionen zumindest zum Teil nachgeholt werden", prognostiziert Zeuner.

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