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Union Investment-Umfrage: So ticken Deutschlands ESG-Investoren

Die intensive Nachhaltigkeitsdebatte der vergangenen Jahre hat Spuren in den Portfolios institutioneller Investoren in Deutschland hinterlassen. Union Investment hat in einer umfassenden Umfrage die aktuellsten ESG-Trends erhoben.

Nur wenige institutionelle Investoren verzichten heute noch auf ESG-Anlagestrategien. So ist der Anteil der nachhaltig investierenden Großanleger zuletzt auf einen Rekordwert von 80 Prozent angestiegen. Dies ist ein zentrales Ergebnis der von Union Investment jährlich durchgeführten Nachhaltigkeitsstudie. In diesem Jahr beteiligten sich 166 Großanleger mit einem Kapitalvolumen in Billionenhöhe an der Befragung.

Gewachsen sei in diesem Zusammenhang das Wissen der Investoren über die nachhaltige Kapitalanlage. Hatten vor fünf Jahren gerade einmal 38 Prozent der Befragten ihren Kenntnisstand als gut oder sehr gut bewertet, so äußerten sich jetzt 60 Prozent entsprechend. Deutlich gestiegen ist auch der Anteil der Investoren, die mit ihren nachhaltigen Anlagen zufrieden sind. Er erhöhte sich in den vergangen fünf Jahren von 43 auf aktuell 56 Prozent.

Nach ökologischen, sozialen, ethischen oder Governance Kriterien sind mehr als die Hälfte (56 Prozent) aller Assets der Nachhaltigkeitsanwender angelegt. Besonders hoch ist der Anteil mit 75 Prozent erwartungsgemäß bei Kirchen und Stiftungen. Aber auch Versicherungen weisen mit 66 Prozent einen hohen Wert auf.

Ausschlusskriterien dominant
Bei den Verfahren zur Auswahl nachhaltiger Anlagen dominieren Ausschlusskriterien. 92 Prozent der Nachhaltigkeitsanwender nutzen diese. Gleichzeitig sind allerdings drei Viertel (74 Prozent) der Befragten gegen einen Ausschluss von Unternehmen aus nachhaltigen Portfolios, bei denen eine Transformation hin zu einem nachhaltigen Unternehmen zwar geplant, aber noch nicht vollzogen ist. „Spannend sind für Anleger vor allem Unternehmen, die im Wandel begriffen sind. Als aktiver und nachhaltiger Investor gilt es, diese rechtzeitig zu finden und zu begleiten, bevor der Markt ihr Potenzial entdeckt“, sagt Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das institutionelle Kundengeschäft. Auf die Ausschlusskriterien folgen nach Häufigkeit der Anwendung das Negative Screening mit 72 Prozent, das Positive Screening mit 58 Prozent und der Best-in-Class-Ansatz mit 55 Prozent. Dagegen greift lediglich ein Drittel der Investoren (34 Prozent) auf Engagement zurück, obwohl gerade dieser aktive Dialog mit den Emittenten der eigenen Anlagen von 57 Prozent der Befragten als besonders wirksam beurteilt wird. „Das Engagement als aktiver Aktionär ist zwar aufwändig, aber ein sehr wirkungsvolles Instrument, um die Nachhaltigkeitspräferenzen von Investoren gezielt und langfristig umzusetzen. Aus diesem Grund ist es zielführend, dass institutionelle Anleger Engagement-Ansätze über Outsourcing-Mandate einsetzen“.

Bedeutungszuwachs
Die große Mehrheit der Investoren geht davon aus, dass die Bedeutung nachhaltiger Anlagestrategien künftig weiter zunehmen wird. 83 Prozent erwarten einen sehr starken oder starken Anstieg des ESG-Anlagevolumens in den kommenden zwölf Monaten, 14 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Vor allem die weiter anhaltende Regulierung nennen 70 Prozent der Befragten als Grund für eine intensivere Beschäftigung mit nachhaltigen Investments. Ebenso viele Investoren halten die klimapolitische Regulierung grundsätzlich für sinnvoll und glauben, dass nachhaltige Kapitalanlagen die Entwicklung des Weltklimas positiv beeinflussen können.

Einig sind sich die Investoren hierzulande in einem wichtigen Punkt: Der nachhaltige Umbau der Wirtschaft wird die Karten neu mischen und neue Chancen und Risiken für die Kapitalmärkte mit sich bringen. Nicht alle Branchen und Geschäftsfelder weisen dabei allerdings gleich große Chancen auf. Überdurchschnittliches Potenzial für nachhaltige Investments sehen die deutschen Großanleger vor allem im Energiesektor (95 Prozent) sowie im Transport- und Mobilitätssektor (93 Prozent).

Krisenresistenz
Die hohe Zufriedenheit der Investoren mit ESG-Investments lässt sich auch auf deren Performance zurückführen. Lediglich zwei von 130 Befragten, die nachhaltig und konventionell investieren, gaben an, dass die Rendite ihrer nachhaltigen Kapitalanlage im Vergleich zu konventionellen Portfolios schlechter gewesen sei. Bei zwölf Prozent entwickelte sich die Rendite allerdings deutlich besser. In Bezug auf das Risiko ihres nachhaltigen Portfolios sehen 25 Prozent hier deutliche Vorteile. Jeweils rund der Hälfte der Investoren zufolge haben das nachhaltige und das konventionelle Portfolio bezüglich Performance (59 Prozent) und Risiko (46 Prozent) ähnlich abgeschnitten. „Dieser Befund bestätigt die Ergebnisse verschiedener Studien, die mit Blick auf nachhaltige Strategien generell keine Renditenachteile feststellen und sogar leichte Vorteile bei den ESG-Strategien sehen. Auch in der aktuellen Coronakrise scheinen sich nachhaltig ausgerichtete Strategien gegenüber konventionellen Ansätzen bislang etwas besser geschlagen zu haben“, stellt Schindler fest. (hw)

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