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Commerzbank: UniCredit legt nach - allen Widerständen zum Trotz

Die Ankündigung der Bundesregierung, keine weiteren Anteile an der Bank zu verkaufen, macht – vorerst – alle Ambitionen der UniCredit auf eine vollständige Übernahme der zweitgrößten börsennotierten Bank Deutschlands zunichte. Die Italiener lassen sich davon nicht beirren und legen nach.

UnCredit-CEO Andrea Orcel
UnCredit-CEO Andrea Orcel© Carlotta Cardana / Bloomberg

Für UniCredit-CEO Andrea Orcel ist diese Änderung der deutschen Politik betreffend die Abgabe der restlichen Commerzbank-Aktien ein Rückschlag, der die Frage aufwirft, ob der DEO der UniCredit die politischen Herausforderungen meistern kann, die seinen bisher ehrgeizigsten Deal bedrohen. Das berichtet Bloomberg News.

Berlin ist verstimmt
In Berlin regt sich dem Vernehmen nach Unmut darüber, dass der Chef der UniCredit einen Anteil von neun Prozent an einer Bank aufgebaut hat, die als wichtiger Finanzier der deutschen Wirtschaft gilt. In der Regierung kritisierten viele einen Mangel an Transparenz bei der Art und Weise, wie UniCredit das 4,5 Prozent-Anteilspaket an der Commerzbank vom Bund kaufte, nachdem er den Rest der Beteiligung stillschweigend am Markt erworben hatte, während die Spekulationen über einen möglichen Verkauf durch Berlin zunahmen.

Koalition ist sich einig
Das trug dazu bei, die sonst in vielen Punkten zerstrittene Ampelkoalition zu einen. Die deutsche Finanzagentur gab am Freitag bekannt, dass der Bund seine Beteiligung bis auf Weiteres behalten werde. Sie machte deutlich, dass sie es angesichts der Bedeutung der Commerzbank für die Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen vorziehen würde, wenn diese unabhängig bliebe.

“Ich glaube nicht, dass dies das Ende ist, sondern nur eine Pause, die den Ball nun in die Hände von UniCredit legt. Sie muss der deutschen Regierung Garantien geben, um ihren Segen zu erhalten”, sagte Francesco Castelli, Portfoliomanager bei Banor Capital in London gegenüber Bloomberg. “Deutschland wird wahrscheinlich strenge Kriterien für die Führungsstruktur verlangen, um die deutschen Aktivitäten abzusichern.”

UniCredit hebt Commerzbank-Anteil mittels Instrumenten mittlerweile auf 21 Prozent
Die italienische UniCredit prescht in Bezug auf die Commerzbank weiter vor. Die Mailänder meldeten am Montag, inzwischen 21 Prozent der Commerzbank-Anteile zu kontrollieren.

Über Finanzinstrumente habe sie sich einen zusätzlichen Aktienanteil von 11,5 Prozent an der Commerzbank gesichert, teilte UniCredit mit. Die Italiener besitzen bereits einen Anteil von rund neun Porzent. Das physische Settlement des Finanzinstrumente-Deals werde indessen nicht erfolgen, bevor die dafür nötigen Genehmigungen da seien, hieß es.

Erfahrener Dealmaker
Andrea Orcel ist ein erfahrener Dealmaker, der seine Karriere auf knifflige Manöver aufgebaut hat. Die Überwindung des Widerstands in Berlin dürfte indessen seine bisher größte Herausforderung sein. Als Orcel bei Merrill Lynch arbeitete, beriet er UniCredit beim Kauf der Münchener HVB im Jahr 2005. Zwei Jahre später half er der Royal Bank of Scotland bei der Übernahme von ABN Amro.

UniCredits Aufstieg ist Orcels Werk
Seit der Übernahme von UniCredit hat der ehemalige UBS-Investmentbanker das italienische Kreditinstitut von einem der schwächsten zu einem der effizientesten und profitabelsten Europas gemacht. Er hat Tausende von Arbeitsplätzen in einem Land abgebaut, in dem Entlassungen schwierig sein können, und hat das Geschäft umgebaut. Die Ausschüttungen an die Investoren von UniCredit sind unter den europäischen Banken die höchsten. (kb)

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