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Ungewöhnlich schlechte Zeiten für Anleihebesitzer

Wer im August 2021 in bonitätsstarke globale Anleihen investiert hat, liegt fast 15 Prozent hinten. Ein Novum für diese Anleger, selbst Aktionären geht es derzeit besser, meinen die Experten der DWS Group.

© Jane / stock.adobe.com

Anleihebesitzer gelten gemeinhin im Vergleich zu Aktionären als risikoscheuer. Vor allem, wer Anleihen bewährter Staaten erwirbt, muss sich um das Ausfallrisiko nicht kümmern und erhält zum Ende der Laufzeit seinen Einsatz zurück. Aktionäre können sich da nicht so sicher sein. Andererseits stehen Anleihebesitzer Inflationsschüben ungeschützt gegenüber. Zudem verflüchtigt sich der nominale Werterhalt, wenn man vor Fälligkeit verkaufen muss. Dann sieht man sich ebenfalls Preisschwankungen ausgesetzt. So wie jetzt.

Novum: Verlust übersteigt jenen von Aktien
Noch nie in der jüngeren Geschichte haben die Preiseinbrüche den Anleiheanlegern potentiell mehr Verluste beschert als in diesem Frühjahr. Und was besonders schmerzt: der Verlust ist höher als bei den Aktionären. Wie der folgende Chart zeigt, stellt der aktuell theoretisch maximale Verlust, den man im Anleihesegment (nur Investmentgrade) erleiden konnte, nicht nur die eigene Historie eindrucksvoll in den Schatten, sondern übersteigt auch den Verlust der Aktionäre, jeweils gemessen am Weltindex.

Maximaler Verlust für globale Anleihen und Aktien

Quellle: Bloomberg, DWS

Nun ist dieser potentielle Maximalverlust - im Englischen bekannt als Maximum Drawdown - zwar nur eine theoretische Größe. Schließlich setzt er voraus, dass man zum schlechtes möglichen Zeitpunkt, also dem vorigen Rekord-Preishoch, eingestiegen ist. Gleichzeitig kann aber auch kein Anleger ausschließen, dass aus dieser Theorie schmerzhafte Praxis wird. Und auch wer einige Zeit vor oder nach dem Preishoch eingestiegen ist, liegt noch ordentlich hinten. Konkret zeigt die Grafik, dass derjenige, der Anfang August geglaubt hat, er könne sein Geld im Weltanleiheindex (Bloomberg Global Aggregate Index) vergleichsweise sicher parken, heute 14,5 Prozent hinten liegt. Was natürlich in erster Linie an den länger laufenden Anleihen liegt, deren Kursverlust bei steigender Umlaufrendite höher ausfällt. Wer beispielsweise im August letzten Jahres 30-jährige US-Treasuries gekauft hat, sitzt heute auf einem Verlust von über 22 Prozent. Zur Erinnerung: In den USA hat sich die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen in diesem Jahr von 1,52 auf fast drei Prozent nahezu verdoppelt, beim Bund ging es im gleichen Zeitraum von minus 0,18 Prozent auf plus 0,99 Prozent hoch.

Mit beiden Assetklassen ging es dieses Jahr bergab
Die Grafik zeigt aber auch, dass die Verluste der Anleihebesitzer nicht die Gewinne der Aktionäre waren, sondern dass es dieses Jahr bisher für beide Anlageklassen bergab ging. So wie es in den vorigen Jahren ja auch regelmäßig für beide Anlageklassen nach oben ging, da sinkende Staatsanleiherenditen so gut wie alle Anlageklassen unterstützten. Doch Konjunktur und Inflation haben diesem Trend ein Ende gesetzt. Überraschend ist, dass das Blutbad an den Anleihemärkten - immerhin der schwächste Jahresstart der US-Treasuries seit über 200 Jahren - vergleichsmäßig wenig mediale Aufmerksamkeit erregt.

Anleiherutsch medial kaum präsent
Dabei beträgt allein der Vermögensverlust des abgebildeten globalen Anleiheindex seit der Spitze stolze acht Billionen US-Dollar. Damit schmilzt die durchschnittliche Rendite dieses Index über die vergangenen zehn Jahre auf magere 0,35 Prozent. Nominal, denn real sieht es noch trauriger aus. Beim MSCI All Country World.Index waren es hingegen im Schnitt rund zehn Prozent pro Jahr. Für die kommenden zehn Jahre sollte man letzteres jedoch besser nicht zum Maßstab nehmen, meinen die Fachleute der DWS. (kb)


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