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UBS ist so abhängig von AT1-Bonds wie keine andere Bank in Europa

Die UBS Group ist in Bezug auf ihr Kapital stärker auf Additional Tier One (AT1)-Bonds als jedes andere große Kreditinstitut in Europa angewiesen. AT1-Anleihen wurden ja bei der Übernahme der Credit Suisse Group durch die UBS wertlos.

© MOZCO Mat Szyma?ski / stock.adobe.com

Bloomberg-Berechnungen zufolge entsprechen Additional Tie One (AT1)-Anleihen etwa 28 Prozent des qualitativ hochwertigsten regulatorischen Kapitals der UBS Group. Bei Barclays liegt der Wert geringfügig darunter. Die durchschnittliche Relation unter den 16 größten Banken in Europa indessen liegt bei etwa 16 Prozent.

AT1 ist meist billiger als Aktien zu emittieren
Die Schuldtitel waren für die Banken eine wichtige Möglichkeit, ihre Finanzmittel aufzustocken, da sie in der Regel billiger sind als normales Eigenkapital wie Aktien. Sie wurden von den europäischen Regulierungsbehörden nach der Finanzkrise eingeführt, um Gläubigern Verluste aufzuerlegen, wenn Banken ins Straucheln geraten, ohne auf Steuergelder zurückgreifen zu müssen.

Finanzierungsposition europäischer Banken bei AT1
Banken haben die risikoreichen Anleihen genutzt, um Kapitalquoten zu erhöhen

Künftig mehr Common Equity Tier 1 als AT1?
AT1-Anleihen waren in der Vergangenheit eine billigere Möglichkeit für Banken, ihr Kapital aufzustocken. Die Ereignisse der letzten Tage haben die Lage jedoch auf den Kopf gestellt. "Wenn die AT1-Finanzierungskosten im Laufe der Zeit extrem ansteigen, könnte eine Situation eintreten, in der die Banken versuchen, AT1-Kapital durch CET1-(Common Equity Tier 1) Kapital zu ersetzen”, schreiben Analysten von Goldman Sachs unter der Leitung von Chris Hallam in einer Mitteilung, aus der Bloomberg News zitiert.

CS, ein Einzelfall?
Die beispiellose Abschreibung von 16 Milliarden Franken auf die risikoreichen Anleihen der Credit Suisse hat den Markt erschüttert. Die Anleihegläubiger argumentieren, dass die Aktionäre zuerst hätten in die Haftung genommen werden müssen. Die Aufsichtsbehörden der Europäischen Union und Großbritanniens haben am Montag bekräftigt, dass in ihren Jurisdiktionen Aktien vor Anleihen Verluste erleiden sollten.

Eigenkapitalkosten der Banken in Europa bei über 13 Prozent
Die Eigenkapitalkosten der großen europäischen Banken liegen jetzt bei durchschnittlich 13,4%, wie aus von Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Das ist niedriger als die durchschnittliche Rendite von AT1-Anleihen, die nach dem Zusammenbruch der Credit Suisse auf 15,3 Prozent angestiegen ist. Anfang Februar lag die Rendite von AT1-Anleihen bei 7,8 Prozent, wie aus einem von Bloomberg zusammengestellten Index hervorgeht.

Schweizer AT1-Anleihebedingungen brächten Totalrasur à la CS auch bei der UBS
Laut Jeroen Julius, einem leitenden Kreditanalysten von Bloomberg Intelligence, gibt es in Europa außer Credit Suisse und UBS keine anderen Großbanken, die eine vollständige Abschreibung dieser Art von Anleihen zulassen würden. Durch die Klauseln bei den beiden Schweizer Banken bleibt Aktieninvestoren ein gewisser Wert erhalten, während Anleihegläubiger leer ausgehen.

Teureres AT1 in der Zukunft bedeute schwächere Bankenrentabilität in Europa
“Eine wahrscheinliche Entwicklung ist, dass die Kosten für die Emission solcher Anleihen steigen werden, um dem wahrgenommenen erhöhten Ausfallrisiko Rechnung zu tragen”, schrieben Bankanalysten der Credit Suisse um Jon Peace in einer Mitteilung. “Dies könnte die Rentabilität der europäischen Banken etwas schmälern.” (kb)

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