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Tradeweb: Das waren die Highlights bei Staatsanleihen im September

Die Renditen der wichtigsten Staatsanleihen haben im vergangenen Monat mehrjährige Höchststände erklommen. Dafür waren gleich mehrere Faktoren verantwortlich.

© momius / stock.adobe.com

Wahlen, Inflation, Steuersenkungen und die anhaltende geldpolitische Straffung waren nur einige der Faktoren, die den Markt für Staatsanleihen im September bewegten. Die Renditen vieler wichtiger Staatsanleihen erreichten Dreijahreshöchststände, da die Notenbanken weltweit auf die Bekämpfung der Inflation fokussiert blieben, während die Anleger weltweit auf geopolitische Ereignisse reagierten, rekapituliert Tradeweb die wichtigsten Entwicklungen und Treiber bei Staatsanleihen in einer "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Analyse.

Rentenmarkt testete die neue UK-Premierministerin
Im Vereinigten Königreich wurde Liz Truss zur Vorsitzenden der regierenden Konservativen Partei und zur Premierministerin gewählt, während Prinz Charles nach dem Tod seiner Mutter, der Königin Elisabeth II, die Nachfolge auf dem Thron antrat. Die Inflation und die steigenden Preise schürten weiterhin Sorgen im Land, und am 23. September stimmte der geldpolitische Ausschuss (MPC) der Bank of England mit fünf gegen vier Stimmen für eine Anhebung des Leitzinses auf 2,25 Prozent.

Das Komitee geht nun davon aus, dass die Inflation im Oktober bei knapp elf Prozent einen Höhepunkt erreicht, bevor sie ein paar Monate später wieder zurückgeht. Die Bank of England (BoE) gab auf der Sitzung Pläne bekannt, ihre Anleihebestände zu verkaufen, musste jedoch diese Strategie nur eine Woche später wieder aufgeben, nachdem der neue Finanzminister Kwasi Kwarteng seinen Mini-Haushalt vorgestellt hatte. Die geplanten Energie-Subventionen und Steuersenkungen führten am Markt für britische Staatsanleihen zu einer Abwärtsspirale und brachten die Pensionsfonds wegen des noch nie dagewesenen Anstiegs der Anleiherenditen und der Volatilität schwer in die Bredouille.

Die BoE intervenierte und kündigte für die kommenden 13 Tage Anleihekäufe im Volumen von bis zu fünf Milliarden GBP pro Tag an, um die Märkte zu beruhigen. Die Rendite der zehnjährigen britischen Gilts verzeichnete unter allen Staatsanleihen die größte Veränderung: Sie stieg gegenüber dem Vormonat um 127 Basispunkte und beendete den September bei 4,08 Prozent.

Falkenhafte Fed zeigt ihre Krallen
In den USA kam der Offenmarktausschuss der Fed (FOMC) am 22. September zusammen und erhöhte den Leitzins um 0,75 Prozent auf eine Spanne von 3,0 Prozent bis 3,25 Prozent. Dies war die dritte Leitzinsanhebung des FOMC in Folge und die fünfte in diesem Jahr. Vertreter der Fed gaben bekannt, weitere Zinserhöhungen seien geplant, solange die Inflation über ihrem Zielwert von 2 Prozent liege. Die zehnjährigen US-Treasury beendete den September mit einer Rendite von 3,80 Prozent. Dies entsprach einem Anstieg um 67 Basispunkte gegenüber dem Vormonat.

EZB widmet sich spät, aber doch der Inflationskämpfung
Die Europäische Zentralbank beschloss auf ihrer Sitzung vom 8. September in Frankfurt ebenfalls eine Zinserhöhung um 75 Basispunkte. Ihr Einlagesatz liegt nun bei 0,75 Prozent. Zudem stellte sie weitere Zinsschritte in Aussicht, „da die Inflation immer noch viel zu hoch ist und wahrscheinlich längere Zeit über dem Zielwert bleiben wird“. Die Inflation in der Eurozone übertraf die Prognosen und kletterte im September auf zehn Prozent. Dadurch stieg die Erwartung kontinuierlicher Zinserhöhungen der EZB.

Zinswende in Europa
Auch in anderen europäischen Ländern wurde die geldpolitische Straffung fortgesetzt: Die Schweizerische Nationalbank erhöhte den Leitzins am 22. September um 75 Basispunkte, wodurch sie die Ära der Negativzinsen in dem Alpenstaat beendete. Die Schweiz war eines der letzten verbleibenden europäischen Länder mit Negativzinsen gewesen. Norwegen erhöhte ebenfalls am 22. September den Leitzins, allerdings nur um einen halben Prozentpunkt. In Deutschland stieg die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe um 57 Basispunkte und beendete den Monat bei 2,12 Prozent.

In Italien resultierten die Parlamentswahlen am 25. September in einer neuen rechtsgerichteten Koalitionsregierung unter der Führung von Giorgia Meloni, die erste weibliche Staatschefin des Landes und Vorsitzende der Partei Fratelli d’Italia. Die zehnjährige italienische Staatsanleihe beendete den September mit einer Rendite von 4,53 Prozent, was einem Anstieg von 64 Basispunkten gegenüber dem Vormonat entsprach.

Blick nach Asien
In der Region Asien-Pazifik hielt die Bank of Japan auf ihrer Sitzung vom 22. September an ihrer Ultra-Niedrigzinspolitik fest. Die Rendite der zehnjährigen japanischen Staatsanleihe beendete den Monat mit einem Anstieg um zwei Basispunkte auf 0,24 Prozent. In Australien erhöhte die Notenbank am 6. September im fünften Monat in Folge den Leitzins, der nun bei 2,35 Prozent liegt. Die Rendite der zehnjährigen australischen Staatsanleihe stieg um 25 Basispunkte und beendete den Berichtsmonat bei 3,87 Prozent. (aa)

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