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Tikehau Capital analysiert das Potenzial des Private-Debt-Sekundärmarkts

Der Head of Private Debt Secondaries bei Tikehau Capital erklärt, warum die jüngsten Marktbewegungen institutionellen Investoren Chancen im Bereich Privatkredite bieten.

Pierpaolo Casamento, Head of Private Debt Secondaries bei Tikehau Capital
Pierpaolo Casamento, Head of Private Debt Secondaries bei Tikehau Capital© Tikehau Capital

Private Debt hat sich als Anlageklasse in den vergangenen Jahren zu einem festen Bestandteil institutioneller Portfolios entwickelt. Der globale Private-Debt-Markt ist in den vergangenen 15 Jahren exponentiell gewachsen und hat Ende 2023 ein Volumen von ungefähr 1,6 Billionen US-Dollar erreicht, schätzt Tikehau Capital. "Und der Markt wächst weiter: Es wird erwartet, dass sich das Volumen in den nächsten fünf Jahren nahezu verdoppeln wird", schreibt Pierpaolo Casamento, Head of Private Debt Secondaries bei Tikehau Capital, in einer "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Analyse.

Der große und gut entwickelte Primärmarkt für Private Debt ist die Voraussetzung für die nächste Reifestufe der Anlageklasse, einen effizienten Sekundärmarkt. Während der Sekundärmarkt für andere alternative Anlageklassen, wie zum Beispiel für Private Equity, bereits gut entwickelt ist, ist das Volumen im Bereich Private Debt Secondaries noch vergleichsweise gering. Der Markt gewinnt jedoch zunehmend an Dynamik und bietet sowohl Investoren als auch veräußernden Anteilseignern eine Reihe von Vorteilen, merkt Casamento an.

Private Debt Secondaries als attraktive Investmentmöglichkeit
Der Private-Debt-Sekundärmarkt wird von LP-geführten Transaktionen dominiert, das heißt ein Limited Partner (LP) veräußert seinen Anteil an einer Private-Debt-Struktur vor deren natürlicher Fälligkeit. Für Investoren bieten Investments in den Private-Debt-Sekundärmarkt die Möglichkeit, ihr Portfolio zu diversifizieren und von regelmäßigen Zahlungen bei festen Laufzeiten zu profitieren. Die Risiken wirtschaftlicher Schwierigkeiten und Zahlungsausfälle müssen auch im Sekundärmarkt berücksichtigt werden, erinnert Casamento.

Zudem können Investoren, die im Rahmen von Private-Debt-Strategien in LP-Beteiligungen investieren, diese in der Regel mit einem Abschlag auf den Nettoinventarwert erwerben, was wiederum Überrenditen ermöglicht. Die Nettoperformance einer Private-Debt-Secondaries-Strategie kann eine attraktive zweistellige Rendite über dem ursprünglichen Ziel zum Zeitpunkt der Zeichnung erzielen, was aktienähnlichen Aufwärtsbewegungen entspricht.

Aktives Portfoliomanagement als Treiber für Private Debt Secondaries
Aber warum sollten LPs den Verkauf von Private-Debt-Positionen in Erwägung ziehen, wenn dies bedeutet, dass sie den Käufern einen Abschlag auf den angegebenen „fair value“ gewähren müssen? Die Mehrheit der LPs nennt aktives Portfoliomanagement als Hauptgrund für diese Verkäufe an, wie dem Evercore-Paper "FY 2023 Secondary Market Survey Results" von Februar 2024 zu entnehmen ist.

Insbesondere Pensionsfonds versuchen zunehmend, ihre Portfolioallokation und ihre Beziehungen zu GPs zu konsolidieren und zu rationalisieren. Ein weiterer Grund für die Verkäufe in den vergangenen Monaten war der allgemeine Liquiditätsbedarf, hält Casamento fest.

Darüber hinaus korrigieren einige Investoren ihr durch den „Denominator-Effekt“ entstandenes übermäßiges Engagement in Private-Debt-Anlagen. Zur Erinnerung: Beim Denominator-Effekt handelt sich um ein Phänomen in Anlageportfolios, bei dem die Allokation von Vermögenswerten auf bestimmte Anlageklassen des Gesamtportfolios aufgrund von Veränderungen im Gesamtmarktwert des Portfolios zu steigen scheint.

Qualität des Portfolios entscheidend für Preisgestaltung
Jüngste Untersuchungen zeigen, dass die Abschläge für Private Debt Secondaries zwischen 88 Prozent und 93 Prozent des Nettoinventarwerts liegen. Das ist laut Casamento Erachtens ein guter Anhaltspunkt dafür, wie die Preisgestaltung für Investoren aussehen könnte.

Allerdings ist Private Debt als Anlageklasse sehr breit gefächert und über eine Vielzahl von Substrategien mit einem breiten Spektrum an Risiko-Rendite-Profilen diversifiziert. Dies sollte sich in der Preisgestaltung von Secondaries widerspiegeln, so dass als qualitativ hochwertig eingestufte Portfolios mit vorrangigen Direktkrediten mit Abschlägen im einstelligen Prozentbereich gehandelt werden, während risikoreichere Portfolios mit Abschlägen von mehr als 20 Prozent gehandelt werden könnten.

Weltweit ist es aktuell nur ein kleiner Teil der LPs, die ihre Private-Debt-Engagements ganz oder teilweise veräußern wollen. Diese Zahl wird derzeit auf weniger als 1,0 Prozent der Größe des Primärmarktes für Private Debt geschätzt. Einige Marktteilnehmer gehen jedoch davon aus, dass die Veräußerungsrate auf etwa 3,0 Prozent steigen könnte, und somit dem etablierten Private Equity Sekundärmarkt entsprechen würde, schätzt Casamento abschließend. (aa)

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