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Steigendes Ölangebot, sinkende Nachfrage: Wie geht es nun weiter?

Einige Folgen des Ausbruchs vom Coronavirus sind leichter absehbar als andere. Zum Beispiel mehren sich erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Erholung in China. Für die globalen Ölmärkte kann die daraus folgende Genesung der chinesischen Nachfrage kaum früh genug kommen, sagen die DWS-Experten.

Darwei Kung, Leiter für Rohstoffanlagen bei DWS
Darwei Kung, Leiter für Rohstoffanlagen bei DWS© DWS Group

Die Ölpreise sind in den letzten Tagen zusammengebrochen. Sie hatten gleichzeitig mit schwacher Nachfrage und höherem Angebot zu kämpfen. Wesntlichter Grund für diesen unwahrscheinlichen Verlauf der Ereignisse ist, dass die OPEC und Russland einen Preiskampf vom Zaun gebrochen haben. Dafür haben sie ausgerechnet den jetzigen Zeitpunkt gewählt, an dem die Nachfrage aufgrund des Coronavirus ohnehin gedämpft ist. "Es scheint, als haben sich nun beide von einer Strategie zur Preiserhaltung (erreicht durch Produktionskürzungen) zur Marktanteilserhaltung (erreicht durch Produktionssteigerung) gewandelt", erklärt Darwei Kung, Leiter für Rohstoffanlagen bei DWS.

Flutung des Ölmarktes wird nicht lange durchzuhalten sein
Kung weiter: "Wir gehen davon aus, dass der Wettbewerb um Marktanteile über einen längeren Zeitraum andauern wird. Angesichts der angespannten Staatshaushalte sowohl in Russland als auch in Saudi-Arabien, dem führenden OPEC-Hersteller, glauben wir nicht, dass der Angebotsschock auf unbestimmte Zeit anhalten kann."

US-Schieferölproduzenten sollen ausgeschaltet werden
Während der Kampf um Marktanteile weitergeht, wird der Ölpreis jedoch unter Druck stehen. Kleine bis mittelgroße US-Schieferölproduzenten dürften die Hauptlast der Marktanteilsverluste tragen. Wenn der Preis für die Sorte West Texas Intermediate (WTI) über einen längeren Zeitraum unter 35 Dollar je Fass bleibt, wird es für die meisten Schieferölproduzenten wohl schwierig, genügend Cashflow zu generieren, um die zur Aufrechterhaltung des bestehenden Produktionsniveaus erforderlichen Investitionen zu finanzieren.

Preiseinbruch ist gar nicht so groß im historischen Kontext
Der Wunsch, einen Teil des US-Ölproduktionswachstums in den letzten Jahren umzukehren, ist wahrscheinlich ein Grund für die Unnachgiebigkeit Russlands. Nachdem das Abkommen zwischen der OPEC und Russland und einigen anderen Herstellern zusammengebrochen ist, könnte es jedoch schwierig sein, es wiederherzustellen. Vergangene Perioden der Instabilität des Ölmarktes waren selbst für Saudi-Arabien schwer zu kontrollieren. Und zumindest in absoluten Zahlen war der Zusammenbruch historisch gesehen nicht allzu groß, wieder folgende Chart zeigt.

Nichts wirklich Neues unter der Sonne

(kb)

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