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Stefan Kreuzkamp, DWS: Zu früh für eine Entwarnung!

Der Chefanlagestratege der DWS befürchtet, dass nach den vergangenen guten Wochen an den Aktienmärkten wieder stürmischere Zeiten anbrechen werden.

Stefan Kreuzkamp, DWS
Stefan Kreuzkamp, DWS© Christoph Hemmerich / Institutional Money

Könnten die im Juli gestiegenen Anleihen- und Aktienkurse eine Trendwende an den zuletzt arg gebeutelten Märkten sein? „Ich denke nicht“, erklärt Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege der DWS, in einer Markteinschätzung. Es bestünden nach wie vor sehr viele Unsicherheiten an den Märkten: Die Wachstumsaussichten sind nicht gerade rosig, die Inflationsgefahren alles andere als gebannt, sodass die Zentralbanken wohl weiterhin an der Zinsschraube drehen werden.

Dazu kommen die politischen Unsicherheiten aufgrund von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine. Wegen der saisonal niedrigen Liquidität an den Märkten sei weiterhin mit starken Ausschlägen an den Märkten zu rechnen. „Wir bleiben bei unserer vorsichtigen Haltung gegenüber Aktien“, sagt Kreuzkamp. „Die ermutigenden Trends für Risikoanlagen aus dem Juli sollten nicht einfach für den Rest des Jahres fortgeschrieben werden.“

Inflationsresilienz ist entscheidend
Institutionelle Investoren sollten sich fragen: Wie gut sind Unternehmen in der Lage, ihre Gewinnmargen zu schützen und steigende Kosten an ihre Kunden weiterzugeben? „Angesichts der in den meisten Industrienationen vorherrschenden hohen Inflationsraten dürfte der Beantwortung dieser Frage eine wesentliche Bedeutung zukommen, was die Attraktivität von Aktien angeht“, erklärt Kreuzkamp. Zwar ist die Gewinnentwicklung im zweiten Quartal bei der Mehrzahl der Unternehmen in den USA und in der Eurozone besser ausgefallen als erwartet. Entscheidend werde aber sein, ob die Unternehmen auch künftig ihre Gewinne gegen den anhaltenden Kostendruck verteidigen werden können.

Kreuzkamp betont: „Die Preissetzungsmacht wird damit zum entscheidenden Gradmesser, an dem sich in den kommenden Wochen und Monaten in fast allen Sektoren die Spreu vom Weizen trennen wird.“

Neutrale Positionierung
Entsprechend wichtig sei eine detaillierte Analyse einzelner Unternehmen als Voraussetzung für eine fundierte Anlageentscheidung. Nachdem die Kurse im Juli deutlich zugelegt haben – S&P 500 um mehr als neun Prozent, der europäische Stoxx 600 um fast 8 Prozent, der MSCI AC World Index um sieben Prozent und der deutsche Dax um fast sechs Prozent – wartet die DWS derzeit eher ab und positioniert sich in allen wichtigen Regionen taktisch neutral. Wegen seiner defensiven Charakteristik gehört der Gesundheitssektor für die DWS derzeit zu den interessantesten Branchen. Ebenfalls aussichtsreich: der Energiesektor. Aufgrund der deutlich zurückgegangenen Bewertungen sind Kreuzkamps Ansicht nach zudem europäische Nebenwerte aussichtsreich. (aa)

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