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Sozialanleihen: Fallende Emissionsvolumina - ist der Boom vorbei?

Das "S" bei "ESG" scheint bei Emittenten und Investoren an Zugkraft zu verlieren. Das liegt an einem extrem starken Jahr 2020, aber auch an den Schwierigkeiten, geeignete spezifische Projekte zu finden und darauf Social Bonds zu strukturieren.

© alphaspirit / stock.adobe.com

Während grüne Anleihen in diesem Jahr auf einen Emissionsrekord zusteuern, lässt die Beliebtheit von Anleihen nach, die der Finanzierung sozialer Projekte dienen. Moody’s ESG Solutions rechnet 2022 mit einem Einbruch des globalen Sozialbond-Emissionsvolumens um 25 Prozent. In Europa ging es im neuen Jahr bislang sogar 60 Prozent bergab. Der Schub, den die Corona-Pandemie dem Segment gegeben habe, scheint erst einmal vorüber. Über diese Entwicklung berichtet Bloomberg.

Verlagerung
“Wir sehen eine Rückkehr des Fokus auf grüne Anleihen, da einige Ausgaben im Zusammenhang mit Covid zurückgegangen sind”, erklärt Anne van Riel, Leiterin der Kapitalmärkte für nachhaltige Finanzierungen in Nord- und Südamerika bei BNP Paribas. “In diesem Jahr erwarten wir, dass Unternehmen, die bisher weniger Sozialanleihen begeben haben, soziale Elemente in die Emission von Nachhaltigkeitsanleihen einbeziehen werden.”

Die Emission nachhaltigkeitsbezogener Schuldtitel boomt grundsätzlich: Das Volumen hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 16 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. BNP ist der diesjährige Top-Emittenten grüner Anleihen.

Weniger soziale Anleihen begeben

In den letzten Wochen und Monaten wurden weniger soziale Anleihen emittiert.

Mega-Emission im Jahr 2020
Die Europäische Union erhielt 2020 für ihre erste Sozialanleihe Zeichnungsaufträge über 233 Milliarden Euro und stellte damit am Bondmarkt einen Rekord auf. In den USA brachte die Citigroup die bisher größte Sozialanleihe des Privatsektors auf den Markt, um erschwinglichen Wohnraum zu finanzieren. Soziale Anleihen von Industrieländern wurden indessen bislang kaum begeben, obgleich Frankreichs Sozialschulden-Kasse Cades noch immer zu den schwergewichtigen Emittenten gehört.

“Es gibt einen enormen Fokus auf Umweltaspekte im Zusammenhang mit dem Klimawandel, Net Zero und grünen Anleihen”, sagte David Zahn, Leiter für nachhaltige Anleihen bei Franklin Templeton. “Einen Fokus auf das S von ESG indessen gibt es nicht wirklich.”

Sourcing ist bei "S" schwierig
Eine wesentliche Hürde im Emissionsgeschehen sieht BNP im Mangel an tragfähigen spezifischen Projekten, für die eine Finanzierung durch Sozialanleihen in Frage kommt. Für einige Unternehmen sei es schwierig, genügend Projekte zu entwickeln, die auf Minderheitengruppen abzielen, um eine reine Sozialanleihe in Benchmark-Größe auszugeben, so van Riel.

Im Bezug auf Sozialanleihen gebe es zudem “noch weniger Konsistenz bei den wichtigsten Leistungsindikatoren und der Offenlegung”, sagte Scott Freedman, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Newton Investment Management, der 105,4 Milliarden Pfund (125 Milliarden Euro) betreut und auch in ESG-Anleihen investiert.

Moody’s sieht die Beliebtheit von Nachhaltigkeitsanleihen kontinuierlich wachsen, mit denen Emittenten sowohl grüne als auch soziale Projekte finanzieren können. Die Kreditnehmer begännen diesbezüglich, ganzheitlicher zu denken, sagt Matthew Kuchtyak von Moody’s ESG Solutions.

Einen Zuwachs gibt es in in diesem Jahr beispielsweise bei Anleihen, deren Verzinsung an Ethikziele gekoppelt ist. Das Emissionsvolumen von Green Bonds liegt 2022 in Europa bislang 46 Prozent über dem Niveau des Vorjahres. In den nächsten Jahren rechnen Marktbeobachter mit exponentiellem Wachstum im Segment. (aa)

Redaktionelle Anmerkung: Derzeit läuft auf der Startseite unserer Webseite (rechts unten) eine Umfrage zu "Sustainability-Linked-Bonds". Die Teilnahme erfordert nur einen einzigen Klick und ist über diesen Link direkt erreichbar.

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