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So können Institutionelle ihre Anleihenportfolios absichern

Ob und inwieweit institutionelle Investoren ihr Anleihen-Exposure erhöhen sollen, erläutert Mark Holman, von TwentyFour Asset Management, einer Investmentboutique von Vontobel.

Mark Holman, TwentyFour Asset Management
 
Mark Holman, TwentyFour Asset Management
 © TwentyFour AM

"Zu Jahresbeginn hätte wohl kaum eine Investmentbank oder ein Asset Manager (uns eingeschlossen) dazu geraten, zehnjährige US-Staatsanleihen zu halten, da die Realität bislang im starken Gegensatz zu den Äußerungen der Zentralbanken über eine „temporäre“ Inflation steht. Aktuell jedoch scheint sich der Klassiker unter den „sicheren Häfen“ jedoch wieder großer Beliebtheit zu erfreuen, da die Rezession für manche nun um einiges greifbarer ist als noch vor wenigen Wochen", schreibt Mark Holman, Partner und Portfoliomanager bei der Vontobel-Boutique TwentyFour Asset Management, in einer "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Analyse.

Anleger sollten Holman zufolge ihre Portfolios schrittweise für dieses Risiko fit machen und eine Position in zehnjährigen US-Staatspapieren aufbauen. Außerdem empfiehlt es sich, die Qualität von Unternehmensanleihen schrittweise zu erhöhen und sich in den kommenden Monaten auf Papiere mit kürzeren Laufzeiten zu konzentrieren, um von den derzeit höheren Renditen im Fixed-Income-Bereich zu profitieren.

Eine Rezession werde immer wahrscheinlicher, da mit jedem weiteren Monat einer Inflation über dem Zielwert die Chancen schwinden, dass die US-Notenbank Fed der US-Wirtschaft eine „weiche Landung“ ermöglichen kann.

Anfälligkeit für Schocks nimmt zu
Nun manifestiert sich eine drohende Schrumpfung der Wirtschaft bislang noch nicht in den „harten“ Konjunkturdaten. Das Konsumentenvertrauen hat in jüngster Zeit gelitten, doch die Brutto-Einzelhandelsumsätze sind weiter stabil und auch die Berichtssaison des ersten Quartals hat die Stärke der Unternehmen in den USA und Europa verdeutlicht. Vor diesem Hintergrund schätzt Holman die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den USA für das Jahr 2023 auf unter 50 Prozent ein.

Allerdings geht Holman davon aus, dass die derzeit erwarteten Zinserhöhungen zusätzlich zu den schwierigen zwölf Monaten, die die Verbraucher bereits hinter sich haben, die Investitionstätigkeit der Unternehmen schon bald beeinträchtigen und die Konjunktur bis zum Jahresende weit in den späten Zyklus vorrücken lassen werden. Der solide BIP-Wachstumspuffer, der 2021 noch bestand, dürfte bis dahin aufgezehrt sein. Dadurch werden die Wirtschaft – und die Märkte – anfälliger für einen weiteren Schock, der uns von der späten Zyklusphase in eine Rezession treiben könnte.

Wie lässt sich also ein Portfolio für das Szenario einer Rezession aufbauen? Holman empfiehlt folgendes:

Mehr Qualität – und die Duration verkürzen
Es ist laut Holman ratsam, eine hohe Liquidität beizubehalten, um rasch auf weitere Einbrüche inmitten des Zyklus reagieren zu können und ausreichend gegen einen möglichen Ausverkauf während einer Rezession geschützt zu sein. Im derzeitigen Umfeld dürfte sich ein grobes Verhältnis von etwa 15 Prozent in Staatsanleihen und 85 Prozent in Anleihen mit relativ kurzer Laufzeit anbieten.

Der teuerungsbedingte Abverkauf bei Staatsanleihen hat die Renditen zehnjähriger US-Treasuries von 1,51 Prozent zum 1. Januar auf fast drei Prozent steigen lassen. In dieser Rendite von beinahe drei Prozent dürften bereits viele Negativmeldungen (und etliche Zinserhöhungen) eingepreist sein, und US-Treasuries könnten sich im Falle unerwartet schwacher Konjunkturdaten als wertvolle risikoarme Ergänzung für ein Portfolio erweisen.

Im Credit-Segment ist eine höhere Qualität von Unternehmensanleihen zu bevorzugen, gleichzeitig sollte die gesamte Duration gekürzt werden. Der Fokus sollte auf Anleihen mit kürzerer Laufzeit liegen, was das Portfolio weniger anfällig für Ausverkäufe während einer Rezession macht. Die Fundamentaldaten von Anleihenemittenten sind nach wie vor stark, und die Ausfallquoten bewegen sich weiter nahe den historischen Tiefständen.

Trotzdem empfiehlt es sich, sich auf solidere Papiere zu konzentrieren und CCC-Titel meiden. Außerdem suchen wir nach Unternehmen, die ihre steigenden Vorleistungskosten an die Kunden durchreichen können, ohne unverhältnismäßige Umsatzeinbußen zu erleiden. Banken beispielsweise können Kosten sehr einfach an die Kunden weitergeben und zudem an jeder Zinserhöhung partizipieren, wenn sie die Zinsen für ihre eigenen Produkte erhöhen. Daher erscheint Holman die Rendite nachrangiger Bankanleihen (über 6 Prozent auf Indexebene) derzeit sehr attraktiv.

Holmans Erfahrung nach können diese gestiegenen Renditen in Phasen schwankender Märkte, wie wir sie derzeit erleben, Unterstützung bieten, da sie die Sicherheit geben, auch bei einer Eintrübung des Umfelds noch angemessene Erträge erzielen zu können.

"Die Rezession (wenn sie denn kommt) wird unserer Einschätzung nach zwar noch etliche Monate auf sich warten lassen, doch es empfiehlt sich, das Portfolio bereits jetzt fit für mögliche Risiken zu machen", empfiehlt Holman abschließend. (aa)

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