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SNB gibt Credit Suisse 50 Milliarden Franken, Aktie steigt

Die CS-Aktien stiegen Donnerstag Früh so stark wie noch nie, nachdem die Bank von der Schweizerischen Nationalbank mit bis zu 50 Milliarden Franken Liquidität gestützt wird. Zusammen mit dem Rückkauf eigener Anleihen soll dies die Vertrauenskrise eindämmen, die das globale Finanzsystem ereilt hat.

Dr. Ulrich Körner, CEO der Credit Suisse Group, ist gefordert wie nie.
Dr. Ulrich Körner, CEO der Credit Suisse Group, ist gefordert wie nie.© Credit Suisse

Die in Bedrängnis geratene Credit Suisse wird Kredite aus einer Covered-Loan-Fazilität der SNB und aus einer für kurzfristige Liquidität erhalten, wie in der Nacht zum Donnerstag mitgeteilt wurde. Zudem kauft sie Schuldtitel im Volumen von bis zu drei Milliarden Franken zurück. Der saudische Hauptaktionär, der gestern die akute Krise mit ausgelöst hatte, erklärte heute, dass bei der Bank “alles in Ordnung” sei.

Die nächtliche Erklärung der Bank kam nach einem chaotischen Handelstag, an dem Sorgen über die finanzielle Gesundheit der Credit Suisse die globalen Märkte erschütterten und Aufsichtsbehörden in Europa und den USA alarmierten. Einige Banken hatten begonnen, ihr Engagement mit den Schweizern zu überdenken.

Größte Stützungsaktion für die CS bis dato
In so großem Umfang wie nun mussten die Finanzen der Credit Suisse noch nie gestützt werden, Seit der Finanzkrise 2008 gab es noch nie so umfangreiche Hilfsmaßnahmen für eine große Schweizer Bank. Die Aktie stieg in Zürich um bis zu 40 Prozent und überstieg die Zwei-Franken-Marke wieder deutlich.

Nette Worte des Großaktionärs aus Saudi Arabien
Die Aktien der Bank waren am Mittwoch im Zürcher Handel um bis zu 31 Prozent eingeknickt, nachdem der Präsident des Großaktionärs Saudi National Bank weitere Kapitalspritzen für die Credit Suisse ausgeschlossen hatte. Die Anleihen der Bank fielen auf Niveaus, die auf eine tiefe finanzielle Notlage hindeuten. Die Vertrauenskrise in Bezug auf das skandalgeschüttelte Kreditinstitut führte zu einem globalen Ausverkauf von Bankaktien.

“Diese Maßnahmen demonstrieren ein entschlossenes Handeln zur Stärkung der Credit Suisse, während wir unsere strategische Transformation fortsetzen”, sagte Bankchef Ulrich Körner in der in der Nacht ausgesandten Erklärung, aus der Blooomberg News zitiert. “Mein Team und ich sind entschlossen, rasch voranzukommen, um eine einfachere und stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Bank zu schaffen.”

Anleihenrückkäufe bringen Extraerträge
Um Vertrauen wiederherzustellen plant die Credit Suisse den Rückkauf von zehn vorrangigen Anleihen im Wert von bis zu 2,5 Milliarden US-Dollar sowie von vier vorrangigen Anleihen im Wert von bis zu 500 Millionen Euro. Schon letzten Oktober hatte sie einen Anleihe-Rückkauf im Umfang von 3 Milliarden US-Dollar gestartet.

Ende 2022 wies die Credit Suisse eine Quote von 14,1 Pozent für das harte Kernkapital und eine durchschnittliche Liquiditätsdeckungsquote von 144 Prozent auf, die sich seither auf rund 150 Prozent (Stand: 14. März) verbessert habe, so die Bank weiter.

Pleiten, Pech und Pannen - und zuletzt fette Verluste
Die zweitgrößte Bank der Schweiz, deren Wurzeln bis ins Jahr 1856 zurückreichen, wurde in den letzten Jahren von einer Serie von Pleiten, Pannen, Skandalen und Führungswechseln heimgesucht. Der Verlust von 7,3 Milliarden Franken im letzten Jahr hat die Gewinne des gesamten letzten Jahrzehnts zunichte gemacht.

Das Drehbuch
Der Keim für den plötzlichen Kurssturz der Credit Suisse war Anfang der Woche gelegt worden, als die Anleger nach den Turbulenzen rund um US-Regionalbanken Bankrisiken abstießen. Der Aktienkurs der Schweizer Bank stürzte auf den tiefsten Stand aller Zeiten, als der Präsident der Saudi National Bank erklärte, er werde seinen Anteil an der Bank nicht über das derzeitige Niveau von knapp zehn Prozent hinaus erhöhen.

Bloomberg-Interview
Bankchef Körner hatte am Dienstag in einem Interview mit Bloomberg noch Geduld gepredigt und die soliden Finanzen der Bank beschworen. Verwaltungsratspräsident Axel Lehmann sagte auf einer Konferenz am Mittwoch, Staatshilfe sei “kein Thema” für die Credit Suisse und wies Parallelen zur Silicon Valley Bank und anderen kollabierten US-Instituten zurück.

Geht die CS am Ende gar in der UBS auf?
Bloomberg berichtete bereits, dass Eidgenossenschaft, Zentralbank und Finma in Kontakt standen, um Möglichkeiten zur Stabilisierung der Credit Suisse zu erörtern. Zu den Ideen – über die öffentliche Unterstützungsbekundung hinaus – gehörten informierten Kreisen zufolge eine Abtrennung des Schweiz-Geschäfts der Bank oder sogar als entfernte Option eine Zusammenlegung mit dem größeren Lokalrivalen UBS Group. Es sei aber den Kreisen zufolge völlig unklar, ob irgendwelche dieser Szenarien je umgesetzt würden. (kb)

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