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Skagen Value-Trip Brasilien: Kurs für Schwellenländer dreht aufwärts

Der Wind für Schwellenländer hat im November des vergangenen Jahres wieder in Richtung Aufschwung gedreht. Hinter der Türkei konnte auch Brasilien das schwierige Jahr 2022 mit einer positiven Wertentwicklung abschließen. Asset Manager wie die norwegische Skagen beobachten diese Entwicklung genau.

Frederik Bjelland, Manager des Skagen Kon-Tiki Fonds
Frederik Bjelland, Manager des Skagen Kon-Tiki Fonds© Skagen Fund

Seit über 20 Jahren erkundet Skagen Funds mit dem Flaggschiff Skagen Kon-Tiki die Schwellenländer auf der Suche nach unterbewerteten Value-Unternehmen. Zwölf Prozent des 1,3 Milliarden Euro schweren Fondsvermögens sind aktuell in brasilianische Unternehmen investiert, und drei Positionen wurden in den letzten Monaten neu aufgebaut.

Ein Achtel des Fondsvermögens in Brasilien investiert
Aufgrund der aktiven Titelauswahl auf der Grundlage der Fundamentaldatenanalyse ist Brasilien im Skagen Kon-Tiki doppelt so hoch gewichtet wie im MSCI Emerging Markets und folgt im Portfolio an dritter Stelle nach China und Südkorea. „Brasilien profitiert im geopolitischen Wirbelsturm von einer langjährigen Erfahrung in der Produktion von Energie und Agrarrohstoffen, was sich auch angesichts der globalen Versorgungsunterbrechungen positiv ausgezahlt hat“, erklärt Fondsmanager Frederik Bjelland. „Die Zeit war reif, um uns vor Ort zu überzeugen, welchen Beitrag unsere Unternehmen leisten und welchen Kurs sie längerfristig vorgeben können.“

Überzeugende Werte: Suzano, Raizen und Banco de Brasil
Während ihrer Expedition nach Lateinamerika besuchten die Norweger unter anderem das Unternehmen Suzano in São Paulo, das mit einem Gewicht von knapp über drei Prozent zu den Top 10-Holdings des Fonds gehört. Das Forstwirtschaftsunternehmen zählt zu den zehn größten Zellstoffproduzenten weltweit und ist führend auf dem Kartonmarkt in Lateinamerika. Darüber hinaus ist Suzano in Brasilien auf einer breiteren Mission unterwegs. Eines der erklärten Nachhaltigkeitsziele des Unternehmens ist das Engagement für die biologische Vielfalt und die Vermittlung von Naturschutzpraktiken und Wissen. Dazu unterhält das Unternehmen mit dem Parque das Neblinas ein siebentausend Hektar großes Umweltreservat, das von der NGO Instituto Ecofuturo verwaltet wird. Die Zellstoff- und Papierproduktion ist wasserintensiv und die Fabrik in Limeira entnimmt das benötigte Wasser direkt aus dem angrenzenden Fluss. Obwohl der Wasserverbrauch jährlich sinkt, ist der Aufwand zur Wasseraufbereitung und -reinigung immer noch lang und aufwendig. Auch daran arbeiten 40 Forschungstechniker in einer eigenen Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die sich im Unternehmen ausschließlich auf Produktions- und Prozessverbesserungen konzentrieren.

Im vergangenen Jahr ist das Skagen Kon-Tiki-Team in Raizen eingestiegen, einem Joint Venture-Unternehmen von Cosan und Royal Dutch Shell. Raizen ist als Energieanbieter der größte Zucker- und Ethanol-Produzent Brasiliens. Im Vergleich zu Mais oder Getreide ist Zuckerrohr nicht nur flächen- und energieeffizienter, sondern auch eine Ressource, die nicht in Konkurrenz zu Nahrungsmitteln oder Kraftstoffen steht. Zudem können Abfälle als Felddünger wiederverwertet werden. Drei zentrale Energieprodukte werden auf der Grundlage von Zuckerrohr gewonnen: Ethanol für Kraftstoff, Ethanol für Strom und Ethanol für Biogas. Auch bei der Herstellung von Ethanolgas können mit Abfällen aus dem "Ethanol der zweiten Generation", oder "E2G", Produktionskreisläufe geschlossen werden. Damit expandiert Raizen in die erneuerbare Seite der Energiegleichung und baut den Erfahrungsvorsprung weiter aus.

Das jüngste brasilianische Portfoliounternehmen ist Banco do Brasil. Gemessen an der Bilanzsumme und mit einem Marktanteil von 18 Prozent ist es die größte Bank Brasiliens. Die Skagen-Manager haben die Unsicherheit im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen genutzt, zu einem Buchwert von 0,6 zu investieren, was angesichts einer prognostizierten Eigenkapitalrendite von 20 Prozent und einem deutlichen Abschlag gegenüber den Mitbewerbern und historischen Werten eine günstige Gelegenheit war.

Energiemix grüner als in Europa
„Was wir in unseren brasilianischen Holdings an Professionalität, Nachhaltigkeitstechnologien und -ideen gesehen haben, hat unsere positivsten Erwartungen übertroffen,“ fasst Bjelland seine Eindrücke zusammen. Aber auch die Rahmendaten seien beeindruckend: „Alle brasilianischen Haushalte haben Zugang zu Elektrizität, und 80 Prozent des Stroms werden aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Das ist längst kein Standard in Schwellenländern. Damit ist die Kohlenstoffintensität des brasilianischen Strommix‘ bereits jetzt schon sauberer als in vielen postindustriellen Volkswirtschaften Europas, beispielsweise auch in Deutschland.“

Der Zugang zu Energie sei eine entscheidende Voraussetzung für Wachstum und gerade Schwellenländer seien in der Regel auf den Import billiger und kohlenstoffintensiver Energiequellen angewiesen. Mit seinen natürlichen Ressourcen und der geografischen Lage sei Brasilien prädestiniert für einen noch grüneren Energiemix, wenn es das riesige Wasserkraftnetz integriere und die Solar- und Windenergie weiter ausbaue.

Diversifikation für verschiedene Marktszenarien
„Es ist nicht unsere Mission, makroökonomische Entwicklungen zu prognostizieren, aber wir haben eine Erwartung, wie sich unsere Portfoliounternehmen in verschiedenen Szenarien entwickeln. Suzano dürfte beispielsweise bei steigendem Wachstum trotz hoher Inflation gut positioniert sein, während Raizen und Banco do Brasil zur Stabilisierung beitragen, wenn die Inflation hoch bleibt, aber das Wachstum 2023 noch auf sich warten lässt.“

48 Titel plus Russland-Option
Das Fondsvermögen des Skagen Kon-Tiki ist aktuell in 48 Unternehmen investiert, darunter werden vier der fünf russischen Beteiligungen mit Null bewertet. Insgesamt wird das Portfolio zum 6-fachen der Gewinne von 2022 und zum 0,8-fachen des Buchwerts gehandelt, was einem Abschlag von 42 beziehungsweise 48 Prozent gegenüber dem breiteren Emerging-Markets-Index entspricht. Die Diskrepanz zwischen den Rahmendaten der Bestände und ihrer Gesamtbewertung ist so groß wie nie zuvor in den letzten fünf Jahren. Daher ist das Portfoliomanagement des Skagen Kon-Tiki nach wie vor der Ansicht, dass das Portfolio fast unabhängig vom makroökonomischen Hintergrund ein attraktives Risiko-Ertrags-Verhältnis bietet. (kb)

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