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Sind Zentralbanken mit ihrem Latein angesichts von Corona am Ende?

Die Augen der Märkte richten sich wieder einmal auf die Notenbanken als Retter in der Not, beobachtet Seema Shah, Chefstrategin von Principal Global Investors. Eine Stimulierung der Nachfrage durch die Notenbanken sei allerdings beinahe nutzlos, wenn die globalen Lieferketten unterbrochen seien.

Seema Shah, Chefstrategin von Principal Global Investors
Seema Shah, Chefstrategin von Principal Global Investors© Principal Global Investors

Statt auf die Notenbanken zu hoffen, sollten Investoren lieber in Ruhe eine Bodenbildung der Märkte abwarten und dafür etwas Pulver trocken halten, rät Seema Shah, Chefstrategin von Principal Global Investors.

Eingepreiste Zinssenkungen: Kommen sie, und wenn ja, können sie etwas bewirken?
„Die Märkte preisen nun mindestens zwei Zinssenkungen der Fed ein, die erste bereits im April. Auch die Erwartung an die Europäische Zentralbank und andere Zentralbanken der Industrieländer, die Geldpolitik weiter zu lockern, wächst. Aber wie viel Hilfe können zusätzliche Zinssenkungen zum jetzigen Zeitpunkt wirklich bieten? Die Märkte und Unternehmen erfreuen sich bereits bemerkenswert niedriger Finanzierungskosten, so dass die Wirksamkeit weiterer Zinssenkungen fraglich ist", analysiert Seema Shah."Und was noch wichtiger ist: Die Stimulierung der Nachfrage ist beinahe nutzlos, wenn die globalen Lieferketten unterbrochen sind. Erst wenn sich die Lage stabilisiert hat und die Lieferketten wieder funktionieren, kann eine lockere Geldpolitik die einsetzende Erholung über eine Stimulierung der Nachfrage beschleunigen."

Einige Länder könnten ihren fiskalpolitischen Spielraum nutzen
Dies könnten sie tun, um die langfristigen wirtschaftlichen Schäden zu dämpfen, etwa über Steuererleichterungen oder sogar die Auszahlung von direkten Finanzhilfen für Bürger und Unternehmen. Die Regierungen in China, Hongkong und Malaysia hätten bereits mit solchen Maßnahmen begonnen, die Regierung in Italien prüfe ihre Möglichkeiten, und sogar Deutschland erwäge, die Schuldenbremse auszusetzen, weiß die Cehfstrategin zu berichten.

Angebotsschock überfordert Regierungen und Zentralbanken
Letztlich sind aber weder Zentralbanken noch Regierungen in der Lage, den Angebotsschock zu bekämpfen. Einen wirksamen und erschwinglichen Impfstoff können auch sie nicht liefern. Also müssen die Märkte einfach warten, bis es klare Anzeichen dafür gibt, dass die Verbreitung des Virus ihren Höhepunkt hinter sich hat. Shah: "Ich rechne damit, dass wir es noch mindestens zwei Wochen lang mit schlechten Nachrichten und panikartigen Reaktionen zu tun haben werden. So lange wird wohl auch die Bodenbildung an den Märkten auf sich warten lassen. Anleger sollten sich noch damit zurückhalten, die Kursrückgänge zum Einstieg zu nutzen. Auch wenn man im Augenblick nichts garantieren kann – sicher ist, dass auch diese Krise irgendwann überwunden ist und die Märkte dadurch deutlich billiger sein werden. Dann ist es gut, wenn man als Investor noch trockenes Pulver hat.“ (kb)

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