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Sind Anleihen noch sichere Häfen?

Aktien runter, Renten rauf – und umgekehrt. Dieser Grundsatz war lange Jahre die Basis einer recht einfachen Diversifikationsstrategie. Zuletzt funktionierte sie nicht: Seit Jahresanfang waren die Verluste im Rentenbereich sogar zeitweise größer als mit Aktien.

Marcel Müller, Managing Partner und Head of Portfoliomanagement bei HQ Trust
Marcel Müller, Managing Partner und Head of Portfoliomanagement bei HQ Trust© HQ Trust

Der Frage, inwieweit Anleihen ihren Status als sichere Häfen eingebüßt haben, gingen Marcel Müller und Pascal Kielkopf, beide HQ Trust, nach. Kielkopf, Kapitalmarktanalyst bei HQ Trust, untersuchte die Performance zehnjähriger US-Staatsanleihen in Monaten, in denen der S&P 500 mit einem Minus abschloss: Wie oft schnitten Renten in diesen Phasen in der Vergangenheit besser und wie oft schlechter ab als Aktien? Seine Analyse umfasst den Zeitraum von Dezember 1946 bis April 2022.

Fiel der US-Aktienmarkt, schnitten Anleger in 88 % der Fälle mit Anleihen besser ab als mit Aktien

Quellen: Refinitiv, HQ Trust

Erkenntnisse
„In 56,6 Prozent der Monate haben Investoren bei fallenden Aktienmärkten mit Anleihen sogar Geld gewonnen. In 31,7 Prozent der Fälle gaben sie zwar auch nach, verloren aber immerhin weniger als Aktien“, weiß Marcel Müller. Und weiter: „Diese Outperformance von Anleihen konnte man über die verschiedenen Jahrzehnte hinweg in Monaten mit sinkenden Aktienkursen relativ stabil beobachten.“

Was geschah zu Paul Volckers Zeiten?
Selbst in den 1980er Jahren, als die US-Zentralbank den US-Leitzins auf zeitweise über 20 Prozent setzte, und Anleihen massiv an Wert verloren, entwickelten sie sich bei fallenden Aktienkursen immer noch in mehr als 70 Prozent der Monate besser als Aktien.

Und wie geht es nach dem aktuellen Zinsanstieg am Anleihemarkt weiter?
Marcel Müller führt aus: „Aufgrund der hohen Verschuldungsniveaus, deren zeitnahe Rückführung zuletzt noch fraglicher geworden ist, werden die Zinsen in Industrieländern vermutlich nicht mehr viel weiter steigen. US-Staatsanleihen sind mit Renditen von über drei Prozent für viele Investoren wieder eine interessante Alternative. Allerdings liegt das deutlich unterhalb der Inflationsrate. Wir rechnen damit, dass die Renditen im sicheren Investmentgrade-Bereich auch längerfristig klar unterhalb der Inflationsrate bleiben.“

Aktuell ist ein Ausnahmefall zu beobachten
Wie die Studie zeigt, ist die aktuelle Situation mit Anleihen, die stärker als Aktien fallen, nur die Ausnahme. Anleihen sollten bei fallenden Aktienmärkten auch zukünftig zur Portfoliostabilisierung und Risikoreduktion beitragen. (kb)

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