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Scientific Beta über EU-Klima-Benchmarks: untaugliche Vorschläge!

Die Vorschläge der Technical Expert Group (TEG) zur Regulierung von Klima-Benchmarks und Nachhaltigkeits-Transparenz der Benchmarks erregen die EDHEC-Tochter. Sie wittert Mängel bei der Berücksichtigung von Investoreninteressen zugunsten von Interessen der ESG-Datenanbieter und findet dafür Belege.

So sieht das Cover des Papiers der EU aus, mit dem der EDHEC-Ableger Scientific Beta hart ins Gericht geht.
So sieht das Cover des Papiers der EU aus, mit dem der EDHEC-Ableger Scientific Beta hart ins Gericht geht.© https://ec.europa.eu/info/sites/info/files/business_economy_euro/banking_and_finance/documents/190930-sustainable-finance-teg-final-report-climate-benchmarks-and-disclosures_en.pdf

"Unsustainable Proposals" nennt Scientific Beta knapp und prägnant, das was die Technical Expert Group geboren hat. Alles in allem sein die Vorschläge mangels der Berücksichtigung der Interessen der Investorenschaft und ihrer Konstruktionsfehler nicht die richtige Antwort auf den Klimawandel.

White Paper als Antwort von Scientific Beta
In einer umfassenden Analyse in Form eines White Papers hat sich Scientic Beta mit den TEG-Vorschlägen befasst. Die Technical Expert Group wurde von der EU-Kommission damit beauftragt, einen Entwurf für die delegierten Rechtsakte betreffend die Regulierung von Klima-Benchmarks und der Offenlegung zur Nachhaltigkeit von Benchmarks zu entwickeln. Im Amtsdeutsch der EU heißt die nun näher zu präzisierende Verordnung "Verordnung (EU) 2019/2089 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. November 2019 zur Änderung der Verordnung (EU) 2016/1011 hinsichtlich EU-Referenzwerten für den klimabedingten Wandel, hinsichtlich auf das Übereinkommen von Paris abgestimmter EU-Referenzwerte sowie hinsichtlich nachhaltigkeitsbezogener Offenlegungen für Referenzwerte".

Zu wenig Ehrgeiz gesehen
Scientific Beta unterstreicht in seiner Stellungnahme, dass diese Vorschläge gegen die Absicht des Gesetzgebers einer ehrgeizigen Reorientierung der Investmentströme zur Unterstützung des Übergangs in Zeiten des Klimawandels und der Nachhaltigkeit gerichtet seien. Dort wo die Regulierung nach Erklärungen verlangte, wie die ESG-Dimensionen in nachhaltige Benchmarks zu integrieren seien, verfechte die TEG die Auferlegung umfangreicher und teurer nachhaltigkeitsbezogener Offenlegungen. Diese beschwerlichen Berichtserfordernisse würden Benchmarkanbieter davon abhalten, Benchmarks mit Bezug auf den Klimawandel oder andere ESG-Zielsetzungen anzubieten respektive abzuändern.

ESG-Rating-Kakophonie und ESG-Washing-Gefahr durch TEG-Vorschläge
Zudem seien die vorgeschlagenen Offenlegungen nicht dazu in der Lage, das Treffen informierter Entscheidungen in Bezug auf Nachhaltigkeit zu fördern. Dies deswegen, weil im Zentrum dieser Vorschriften ESG-Ratings stehen, deren inhärente Divergenz frustrierend ist und fundierte Vergleiche erschwert. Zudem gelingt es der TEG nicht, Offenlegungen in Bezug auf ESG-Kennzahlen zu standardisieren, die von Relevanz sein könnten. Die TEG-Vorschläge präsentierten sich ehrgeizig in Bezug auf ESG-Offenlegungspfichten und gestatteten es jedem Benchmarkadministrator, seine eigenen Definitionen zu verwenden, etwa in Bezug auf kontroversielle Aktivitäten. Damit trügen die TEG-Vorschläge wenig dazu bei, Nachhaltigkeit zu fördern und würden perverserweise ein "ESG-Washing" unter dem Deckmantel der Nachhaltigkeitsregulierung erlauben.

Warum bleibt die TEG nicht beim allgemein anerkannten Messstandard?
SciBeta stellt auch die Bedeutung und Angemessenheit exotischer Messgrößen für den CO2-Ausstoß in Frage, wie sie von der TEG vorgestellt werden. Deren Empfehlungen wichen von der allgemein akzeptierten CO2-Messgrößen ab und fänden auch keine Unterstützung in der Literatur oder bezüglich einer Kosten-Nutzen-Rechnung. Zusätzlich deckt SciBeta auf, dass dies alternative Messgröße signifikante Fehler und Biases aufweist und dazu führen könnte, dass die Bemühungen der Unternehmen, ihren Treibhausgasausstoß zu verringern, zunichte gemacht werden. Daruch verkomme das Design der Regulöierung zur Farce.

TEG stellt nur auf Market Cap-Konzeption bei Benchmarks ab
Ein weiterer Kritikpunkt zielt darauf, dass die TEG bei der Konstruktion von Klima-Benchmarks auf marktkapitalisierungsgewichtete Benchmarks referenziert. Der TEG-Vorschkag lasse damit außer Betracht, dass institutionelle Investoren eine Vielzahl unterschiedlich konstruierter Benchmarks verwenden würden und gerade nicht dem ineffizienten Market Cap-Ansatz folgen wollten. Auch hier seien die Vorschläge von schlechter Qualität und würden ein Hindernis für eine breite Akzeptanz der Klima-Benchmarks durch die Investoren darstellen, monieren die Kritiker von Scientific Beta. Investoren gerieten dadurch in einem Zielkonflikt: Sollen sie jetzt ESG-Ziele oder fortschrittliche Benchmark-Konzepte im Sinne der bestmöglichen treuhänderischen Vermögensverwaltung verfolgen?

Einseitige TEG-Zusammensetzung moniert: Wo bleibt der Einfluss der 2. Säule?
Scientific Beta bedauert die übereilte Erstellung des Texts, die von den Anbietern von ESG-Daten und entsprechenden Dienstleistern dominiert wurde, nicht aber die Ansichten der Pensionfonds enthält. Dafür werden teure Berichtspflichten normiert, für die keine Auswirkungsstudie durch die EU-Kommission durchgeführt wurde, merkt SciBeta an. (kb)

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