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Schwellenländer-Banken sind in der Corona-Krise eine wichtige Stütze

In den Schwellenländern spielen Banken während der Corona-Krise eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der Wirtschaft. Viele gewährten zunächst vor allem ihren krisenanfälligen Kunden Zahlungsaufschub und Liquiditätshilfen, weiß Peter Eerdmans, Head of Fixed Income bei Ninety One zu berichten.

Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One
Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One© Ninety One

"Zusammen mit erheblicher Unterstützung seitens der Regierungen und der Regulierer konnten die Schwellenländer die Stabilität ihres Finanzsystems aufrechterhalten. Zu den Maßnahmen gehörten günstige Finanzierungsbedingungen, geringere Qualitätsanforderungen an Vermögenswerte und Lockerung der regulatorischen Vorgaben", sagt Peter Eerdmans, Head of Fixed Income, Ninety One.

Positives Kreditwachstum vielerorts auch im ersten Halbjahr 2020
Die Zahlen des ersten Halbjahrs 2020 belegen, dass viele Schwellenländer-Banken auch weiterhin ein positives Kreditwachstum verzeichneten, da große Unternehmen wegen der Unsicherheiten auf Bankkredite zurückgriffen. Auch die Einlagen wuchsen kräftig, während die Nachfrage nach Verbraucherkrediten verhalten war. Peter Eerdmans dazu: "Hilfreich waren die zu Beginn der Corona-Krise starken Kapitalquoten, die guten Liquiditätspuffer und respektablen Betriebsgewinne der Kredithäuser. Unsicherheiten hinsichtlich der Konjunkturerholung bewogen die Banken in Schwellenländern, zusätzliche Rückstellungen für das erste Halbjahr zu bilden, in dem sie noch akzeptable Gewinne erzielten. Da in vielen Schwellenländern die Leitzinsen gesenkt wurden, was die Nettozinsmargen schmälerte, und zudem die Provisionseinnahmen mit nachlassender Wirtschaftsaktivität zurückgingen, reduzierten Schwellenländer-Banken ihre Betriebskosten, um rückläufige Gewinne auszugleichen."

Viele Banken mit starken Kapitalpuffern bei zugleich nachlassender Asset-Qualität
Andere berichteten über stabile oder sogar höhere Kapitalquoten im ersten Halbjahr. Bei einigen hingegen verschlechterte sich die Kapitalposition, was meist auf Dividenden-Ausschüttungen oder eine Ausweitung des Kreditvolumens zurückzuführen war. Ein uneinheitliches Bild zeigte sich bei der Asset-Qualität.Eerdmans: "Nach unseren Beobachtungen lassen sich Schwellenländer-Banken diesbezüglich im ersten Halbjahr* in drei Kategorien einteilen."

Drei Bank-Kategorien in punkto Asset-Qualität
1. Banken mit weitgehend unbeschadeter Asset-Qualität: In Ländern, die bei der Bekämpfung der Pandemie am erfolgreichsten waren, wie China und Korea, gewährten Banken Zahlungserleichterungen bei weniger als fünf Prozent der gesamten Kredite im System. Entsprechend wiesen sie auch nur geringfügig niedrigere Gewinne aus.

2. Auf staatliche Unterstützung angewiesene Banken: In Peru und Indonesien sind Banken stärker im krisenanfälligeren KMU-Segment engagiert. Dort mussten sie für bis zu 30 Prozent der im System ausgereichten Kredite Zinsstundungen gewähren, sodass ihre Gewinne stärker zurückgingen. In Peru werden die Auswirkungen auf die Kredit-Fundamentaldaten durch zusätzliche Fiskalstimuli und staatliche Kreditgarantien abgemildert, in Indonesien durch die sehr starken Kapitalquoten und die hohe Rentabilität der großen Bankhäuser.

3. Durch ihre Größe benachteiligte Banken: Verglichen mit ihren größeren Wettbewerbern litten kleine Banken aus Schwellenländern stärker unter den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie. Wegen ihrer geringeren betrieblichen Effizienz sind ihre Puffer zum Auffangen von Kreditausfällen dünner. Kleinere Geldhäuser wiesen allgemein ein geringeres oder sogar negatives Nettoergebnis aus. Daraus ergibt sich für sie die Notwendigkeit, ihre Kapitalquoten zu erhalten.

Wie geht es für Banken in den Schwellenländern weiter?
"Nach unserer Einschätzung werden die Regulierer es ihnen erlauben, mit ihren Gewinnen Kreditverluste infolge der Pandemie auszugleichen, um die Stabilität des Finanzsystems aufrechtzuerhalten. So könnten Banken weiterhin finanzielle Unterstützung leisten. Anders als in Industrieländern verharren die Leitzinsen in vielen Schwellenländern immer noch deutlich im positiven Bereich, sodass ihre Banken Nettozinserträge und Gewinne erzielen können", weiß Eerdmans.

Lockerungen der Corona-Auflagen
Mit diesen bessert sich auch der Ausblick für die Kreditqualität der von Schwellenländer-Banken emittierten Anleihen. Generell sollten sie ihre vergleichsweise stabilen Kapitalquoten und soliden Liquiditätspositionen behaupten können, meint man bei Ninety One. Eerdmans: "Wir erwarten eine gewisse Konsolidierung in der Branche mit dem Ziel betrieblicher Effizienzsteigerungen. Etliche größere Banken haben bereits Kapitalerhöhungen in Angriff genommen, um sich bietende Übernahmechancen nutzen zu können. Einige Banken werden staatliche Unterstützung benötigen, allen voran jene, die zu klein oder deren Kapitalpuffer nicht ausreichend sind. Zu dieser Kategorie könnten indische Kredithäuser gehören, denn die Banken des öffentlichen Sektors werden um Kapitalspritzen des Staates nicht herumkommen. Für den Staatshaushalt Indiens würde das eine zusätzliche Belastung bedeuten und den Herabstufungsdruck auf die Länderratings erhöhen. Das wiederum könnte sich ungünstig auf die Risikoaufschläge der Unternehmen auswirken."

Fazit
Eine wirklich aktive Titelauswahl mit Fokus auf den Bottom-Up-Fundamentaldaten bleibt aus Sicht von Peter Eerdmans für Investoren entscheidend, um die Gewinner von den Verlierern zu unterscheiden. (kb)

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