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Schroders-Ökonom: Was, wenn die USA zahlungsunfähig werden?

Die Vereinigten Staaten erreichten im Januar ihre Schuldengrenze von 31,4 Billionen Dollar. Wahrscheinlich einigen sich Demokraten und Republikaner in letzter Minute auf eine Erhöhung. Doch was, wenn das scheitert? George Brown von Schroders zeigt die möglichen Konsequenzen auf.

© Isaias / stock.adobe.com

Investoren sollten sich auf einen heftigen Streit um die Schuldenobergrenze in den USA einstellen, der die Märkte in Aufruhr versetzen und die Wirtschaft beeinträchtigen könnte. Diesen Rat gibt George Brown, Ökonom beim Asset Manager Schroders, in einem aktuellen Marktkommentar.

Schon seit Januar agiere das Finanzministerium mit "buchhalterischen Taschenspielertricks", um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können, so Brown, denn seither ist die gesetzliche Schuldengrenze von 31,4 Billionen Dollar überschritten. "Doch wenn die Schuldenobergrenze bis zu einem noch unbekannten Datum x im Laufe dieses Jahres weder angehoben noch ausgesetzt wird, sind die Tricks ausgereizt, und die USA können keine weiteren Kredite aufnehmen und werden technisch gesehen ihre Schulden nicht mehr bedienen können", warnt der Ökonom. Das Risiko eines Zahlungsausfalls sei zwar relativ gering, aber höher als in der Vergangenheit.

"Ungewollter Zahlungsausfall"
Brown weiß, dass die USA schon mehrfach am Rande der Zahlungsunfähigkeit standen. Seit dem Zweiten Weltkrieg wurde die Schuldenobergrenze schon mehr als 100 Mal geändert. Doch selten zuvor waren die politischen Fronten so verhärtet, was die nötige Einigung zwischen den beiden großen Parteien in den Vereinigten Staaten erschwert.

"Jede Seite wird sich zweifellos an das altbewährte Schema halten, die Uhr bis zum Datum x ticken zu lassen, um die andere Seite dazu zu bringen, zuerst einzulenken", so Brown. Die Republikaner wollen Ausgabenkürzungen durchsetzen, die Demokraten dagegen die Steuern für Unternehmen und Besserverdienende erhöhen. "Solche Taktiken, bei denen viel auf dem Spiel steht, laufen immer Gefahr, nach hinten loszugehen, da sie zu einem ungewollten Zahlungsausfall führen könnten", warnt Brown. "Und die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ergebnisses ist größer als in den vergangenen Jahren."

Es droht ein Ausverkauf von Staatsanleihen
Käme es tatsächlich zum Zahlungsausfall, wäre ein Ausverkauf von US-Staatsanleihen die Folge. Dieser würde auf die "anfälligen Anleihemärkte übergreifen und Regierungen auf der ganzen Welt zu Einsparungen zwingen", so Brown. Besonders für Schwellenländer, die von frischem Kapital aus den Industrieländern abhängen, sei das eine schlechte Nachricht.

Auch die Zentralbanken wären zum Handeln gezwungen. "Die US-Notenbank müsste die quantitative Straffung beenden und die Zinssätze senken, und ihre Kollegen in den entwickelten Volkswirtschaften würden wohl diesem Beispiel folgen", erläutert der Schroders-Ökonom. "Die politischen Entscheidungsträger in den Schwellenländern wären jedoch gezwungen, die Leitzinsen hoch zu halten, um ihre Währungen zu schützen, und einige müssten sogar aggressive Zinserhöhungen vornehmen, um Kapitalabflüsse zu verhindern."

"Anleger sollten ihre Portfoliopositionierung überdenken"
Selbst wenn ein Zahlungsausfall abgewendet wird, könnten die Märkte nervös reagieren, erinnert Brown mit Blick auf das Jahr 2011. Damals waren die Anleger nervös, weil der Kongress monatelang um die Schuldenobergrenze rang. Kurz darauf verloren die USA erstmals ihr Top-Rating "AAA". "Die daraufhin einsetzende Risikoaversion führte dazu, dass der US-Dollar an Wert verlor, der S&P 500 fiel und sich die Kredit-Spreads ausweiteten", so der Anlageexperte.

"Angesichts des Risikos einer erneuten Krise sollten die Anleger ihre Portfoliopositionierung überdenken", rät Brown. Angesichts der aktuellen Renditen mag es zwar verlockend wirken, Kapital in kurzlaufenden US-Staatsanleihen zu parken. "Aber diese sind in der Vergangenheit immer unter Druck geraten, wenn die Zeit bis zum Erreichen der Schuldenobergrenze näher rückt", mahnt der Volkswirt. "Anleger sollten stattdessen eine Übergewichtung von Edelmetallen sowie von Währungen und Anleihen aus sicheren Häfen in Betracht ziehen." (bm)

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