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Russland wird mit Sanktionen und Krieg praktisch uninvestierbar

Der Gegenwind für russische Wertpapiere und den Rubel ist derzeit besonders hoch und lässt Marktteilnehmer daran zweifeln, weiterhin Exposure zu halten.

Nicht nur der russische Fussball wird derzeit sanktioniert, auch russische Finanzinstitute und Finanzinstrumente sind derzeit ein "No Go".
 
Nicht nur der russische Fussball wird derzeit sanktioniert, auch russische Finanzinstitute und Finanzinstrumente sind derzeit ein "No Go".
 © alexlmx / stock.adobe.com

Russlandaffine Investoren haben es dieser Tage nicht leicht: Entsprechende Aktienfonds sind abgestürzt, Kapitalkontrollen würgen den Geldfluss ab. Russland weist inzwischen alle Merkmale eines Marktes auf, der für ausländische Anleger nicht mehr investierbar ist.

Auf Russland spezialisierte Aktienfonds sind laut Bloomberg-Daten auf Wochensicht im Durchschnitt um 23 Prozent gefallen. Anleihen brachen angesichts der gestiegenen Ausfallrisiken ein, und der Handel mit dem Rubel ist zu einer Vabanquespiel geworden, da sich immer mehr Broker aus dem Devisenhandel zurückziehen, berichtet Bloomberg.

“Die Tragödie des russischen Krieges in der Ukraine hat internationalen Finanzinvestitionen in Russland ein Ende gesetzt”, so Christopher Granville, Managing Director für EMEA und Global Political Research bei TS Lombard in London.

Politisches Risiko wurde schlagend
Noch zu Jahresanfang profitierte die russische Wirtschaft von steigenden Ölpreisen, Aktien erreichten Rekordhöhen und der Rubel war ein beliebtes Ziel für Carry Trades. Davon ist nichts mehr übrig. Fondsmanager befürchten jahrelang dauernden Schaden als Folge der Sanktionen, die als Reaktion auf den Einmarsch von Präsident Wladimir Putin in der Ukraine verhängt wurden. Indexanbieter prüfen den Rauswurf russischer Aktien und Anleihen.

“Russland ist nicht nur für neues Kapital nicht mehr investierbar, sondern wird zudem altes, in Russland geparktes ausländisches Kapital blockieren”, sagt Hasnain Malik, ein Stratege bei Tellimer in Dubai.

Nach Angaben der Moskauer Börse hielten ausländische Investoren Ende letzten Jahres russische Aktien im Wert von rund 86 Milliarden Dollar. Die meisten von ihnen sind nun nicht mehr in der Lage, ihre Bestände zu liquidieren, nachdem Moskau Brokern den Verkauf von Wertpapieren ausländischer Investoren verboten hat. Bloomberg Intelligence schätzt, dass fast 13 Milliarden Dollar europäischer und US-Fonds in Aktien sanktionierter Unternehmen feststecken.

Top-Investoren
Bei den festverzinslichen Wertpapieren sind BlackRock, Capital Group Companies und Legal & General Group die wichtigsten Inhaber von russischen Dollar-Bonds. Insgesamt stecken laut Bloomberg-Daten rund 250 Milliarden Dollar in Unternehmensanleihen.

Der VanEck Russia ETF, einer der größten passiven Fonds mit Russland-Engagement, und der iShares MSCI Russia Capped ETF brachen allein am Montag um fast 30 Prozent ein. JPMorgan Chase & Co. und Danske Bank haben Fonds mit Engagement in russischen Aktien eingefroren.

Der Rubel brach am Montag im lokalen Handel um zwei Prozent gegenüber dem Dollar ein. Obwohl er am frühen Dienstag um etwa zwei Prozent zulegte, liegt er in diesem Jahr immer noch mehr als 20 Prozent im Minus und ist damit die Währung mit der weltweit schlechtesten Wertentwicklung (Stand: Dienstag-Vormittag).

Raus aus dem Rubel
Die russische Zentralbank bereitet sich möglicherweise “auf einen Ansturm auf den Rubel vor, da durch die internationalen Sanktionen ihre Fähigkeit untergraben wurde, auf die Devisenreserven zurückzugreifen”, meint Valentin Marinov, Stratege bei Credit Agricole in London.

Russlands Aktienmärkte bleiben am Dienstag erneut geschlossen. Ob der Handel am Mittwoch fortgesetzt wird, soll später bekanntgegeben werden. Der lokale Rubel-Handel wird von 10 bis 19 Uhr Ortszeit laufen, wie die Zentralbank am Montag mitteilte.

“Kapitalkontrollen sind jetzt in Kraft - also warum sollte man investieren, wenn man sein Geld nicht herausbekommt?” sagt Jonathan Cavenagh, leitender Marktstratege bei Informa Global Markets in Sydney. “Es gibt viel zu viele Unbekannte.” (aa)

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