Logo von Institutional Money
| Märkte

Russland-Anleihen: Droht ein "technischer" Zahlungsausfall?

Zahlungsausfall oder nicht? Das ist bei Russland-Anleihen derzeit die große Frage. Denn die Sanktionen verhindern, dass Russland die für Kupons und Tilgungen fälligen Gelder an westliche Investoren überweisen kann.

Zahlungen für Kupons und Tilgungen aus Russland in Richtung Westen werden länger dauern.
Zahlungen für Kupons und Tilgungen aus Russland in Richtung Westen werden länger dauern.© btwcapture / stock.adobe.com

Für viele westliche Besitzer russischer Anleihen stellt sich die Frage, ob und vor allem wann sie ihr Geld jemals zurückbekommen - oder zumindest die Kupons bezahlt bekommen. Bislang zahlt die Regierung in Moskau ihre Anleihezinsen. Wie sich die Lage in der Ukraine auf die Staatsfinanzen auswirkt, ist jedoch unklar, und Russlands Währungsreserven sind eingefroren. Darüber informiert Bloomberg.

Der Westen schädigt sich selbst
Die weltweit größten Clearinghäuser - Euroclear und Clearstream - wickeln keine russischen Vermögenswerte mehr ab. Einige der größten Banken Russlands sind vom globalen Bankensystem abgeschnitten. Die von der Zentralbank verhängten Kapitalverkehrskontrollen haben dazu geführt, dass das Finanzministerium zwar eine für Mittwoch geplante Zinszahlung überwiesen hat, die Anleger aber nicht an das Geld herankommen können.

Die jahrzehntelange Integration Russlands ins globale Finanzsystem ist innerhalb weniger Tage Makulatur geworden. Erstmals seit 1998 droht dem Land die Zahlungsunfähigkeit. Damals sah sich die Regierung von Boris Jelzin aufgrund der Schockwellen der asiatischen Schuldenkrise und des Verfalls der Ölpreise gezwungen, Anleihen im Wert von rund 40 Milliarden Dollar zu "kündigen".

“Jetzt ist alles möglich”, sagte Guido Chamorro, Co-Chef für Hartwährungsanleihen der Schwellenländer bei Pictet Asset Management in London. “Der Konflikt mit der Ukraine hat alles verändert.” Chamorro sieht das Risiko für einen Zahlungsausfalls bei mehr als 50 Prozent (siehe nachfolgende Grafik).

Daumen gesenkt
Fitch Ratings senkte am Mittwoch die Kreditwürdigkeit des Landes um sechs Stufen auf B, eine Bonität tief im Ramschbereich. Moody’s Investors Service folgte am Donnerstag mit einer ähnlichen Herabstufung auf B3. Inzwischen haben MSCI und FTSE Russell russische Aktien aus ihren Indizes entfernt.

“Wir gehen davon aus, dass die US-Sanktionen, die Transaktionen mit dem Finanzministerium verbieten, die Bedienung der russischen Staatsschulden nicht behindern werden”, erklärte Fitch. Letztlich sei dies jedoch ungewiss.

Anfang Februar hielten Investoren lokale russische Anleihen, so genannte OFZs, im Volumen von fast drei Billionen Rubel (26 Milliarden Euro). Sofern die Zentralbank keine Ankündigung macht, könnte es noch Wochen dauern, bis Investoren oder Ratingagenturen überhaupt mit Sicherheit sagen könnten, dass Russland zahlungsunfähig geworden ist. Die meisten Anleiheverträge sehen eine Schonfrist von 30 Tagen vor, um den Kreditnehmern einen gewissen Spielraum zu geben.

Wann sind Zahlungen fällig?

  • Die nächsten Kuponzahlungen des russischen Staates sind am 16. März fällig, weitere später im März. Ein Bond über zwei Milliarden Dollar wird am 4. April fällig.
  • Im Bereich der Unternehmensanleihen stehen in diesem Monat bei Dutzenden Papieren Kuponzahlungen an, so bei Bonds von Russian Railways und MMC Norilsk Nickel
  • In den kommenden Tagen werden Zahlungen von Rosneft Oil und Gazprom fällig (aa)

Dieses Seite teilen