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Robert Holzmann: Krieg könnte EZB-Normalisierung nur verzögern

Der österreichische Ökonom rechnet damit, dass die EZB trotz Krieges weiterhin Zinserhöhungen und den Stop anderer expansiver geldpolitischer Schritte vornehmen könnte.

Univ.-Prof. Mag. Dr. Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank und EZB-Ratsmitglied
Univ.-Prof. Mag. Dr. Robert Holzmann, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank und EZB-Ratsmitglied© Günter Menzl / FONDS professionell

Russlands Invasion der Ukraine könnte den Ausstieg der Europäischen Zentralbank aus der Ankurbelung der Wirtschaft verzögern, jedoch nicht aufhalten, so EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann. Es sei “klar, dass wir uns grundsätzlich in Richtung geldpolitischer Normalisierung bewegen”, sagte Holzmann gegenüber Bloomberg. “Es kann jedoch sein, dass sich die Geschwindigkeit nun etwas verzögert.”

Die Ratsmitglieder hatten geplant, bei ihrer Sitzung im März zu entscheiden, ob die Inflationsaussichten ein früher als erwartetes Ende der Ankäufe von Vermögenswerten rechtfertigen. Die jüngste Eskalation des Konflikts im Osten Europas macht ihre Debatte nun noch komplizierter.

Holzmann, der den Falken im EZB-Rat zugerechnet wird, hat häufig seine Besorgnis darüber geäußert, dass die Notenbank bei der Inflation, die letzten Monat einen Rekordwert von 5,1 Prozent erreichte, zu spät handeln könnte. Er sagte in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview, dass die EZB eine erste Straffung diesem Sommer beschließen und zum Jahresende die Zinsen erneut anheben sollte.

Nach dem Angriff Russlands auf sein Nachbarland am frühen Donnerstag schlug Österreichs Notenbankchef einen vorsichtigeren Ton an.

“Die Unsicherheit ist durch die Entwicklungen in der Ukraine zweifellos gestiegen”, so Holzmann. “Wir werden genau analysieren, wie stark die Wirtschaft in weiterer Folge betroffen ist.”

Es sei zu früh für eine Einschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen der Krise, sagte EZB-Rat Gabriel Makhlouf in einem separaten Bloomberg-Interview. Während er erwartet, dass die EZB bei ihrer nächsten geldpolitischen Sitzung weiterhin über einen schnelleren Ausstieg aus dem Ankauf von Vermögenswerten entscheiden wird, hat sein griechischer Kollege Yannis Stournaras gesagt, dass die Anleihekäufe mindestens bis zum Ende des Jahres fortgesetzt werden sollten. (aa)

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