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Risk Parity-Fonds als stark abgestrafte Krisenverstärker

Es mehren sich die Stimmen, die am Aktienmarkt-Abverkauf den hunderte Milliarden schweren Risikoparitätsfonds eine gehöriges Maß an Mitschuld geben. Das Konzept zwingt die Anbieter, in Krisenzeiten mit steigender Volatilität immer noch mehr Aktien in den Markt zu kippen.

© Smith / stock.adobe.com

Die Plattform "Zerohedge" vermutet, dass es am 11. März 2020 zur überraschenden Liquidation oder zumindest zum dramatischen Abbau von Leverage bei einem Risikoparitätsfonds gekommen sein muss, da sowohl Aktien- als auch Anleihepreise kollabierten. Morgan Stanley merkte an, dass es Anzeichen eines Zusammenbruchs in der Aktien-Renten-Korrelation gegeben hätte, wobei Aktien die zehnjährigen Renditen um beinahe fünf Standardabweichungen underperformt hätten.

Multi-Asset und ganz besonder Risk Parity in der Bredouille
Dieses auffällige Korrelationsverhalten bedeutet großen Stress für Multi-Asset-Portfolios im Allgemeinen und für Risikoparitäts-Ansätze im Besonderen.Letztere hatten die schlechtesten Drei-Tages-Renditen, die jemals beobachtet wurden, wie die folgende Grafik illustriert.

Katastrophalste Drei-Tages-Renditen ever bei Risikoparitätsfonds

Zur Erinnerung: Risikoparitätsfonds sind jene Klasse systematischer Strategien, die wahrscheinlich noch immer hoch geleveragt sind. In einem Umfeld wie dem aktuellen können sie dann genötigt sein, wenn die Volatilitäten sowohl am Aktien- als auch Treasury-Markt hinaufschießen, zehn Milliarden US-Dollar und mehr an Aktien in den Markt zu drücken und beim Abbau von Leverage eben nicht nur Aktien, sondern auch Staatsanleihen abzustoßen, sodass die Korrelationen zwischen den beiden Hauptassetklassen zusammenbrechen.

Negative Korrelation zwischen Aktien und Renten brach zusammen

Quelle: zerohedge.com

Kollateralschäden
Zu bedenken gibt es angesichts dieses Zusammenbruchs der Korrelation von Aktien und Bonds auch, dass viele Long/Short-Aktien-Trades ins Wanken kommen. Niedrigere Aktienkurse können auf die Long-Seite des Portfolios, die meist aus Technologie-Aktien besteht, kräftigen Druck ausüben, während gleichzeitig fallende Rentenkurse und damit steigende Renditen die Short-Seite des Buches, meist aus zyklischen und Value-Aktien bestehend, unterstützen. Damit kommen beiden Seiten eine solchen L/S-Ansatzes simultan unter Druck.

Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt
Mit anderen Worten: Das Deleveraging von Risk Parity-Fonds - also der Schwanz - kann den Gesamtmarkt - den Hund - ordentlich durcheinanderwirbeln. Und genau das haben wir offensichtlich am Kapitalmarkt gesehen. (kb)

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