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Pimco setzt auf eine Rallye niedergeprügelter Luftfahrt-, Hotel-Werte

Pacific Investment Management Co. (Pimco) wettet darauf, dass die nächste Welle der Marktrallye die Sektoren nach vorne bringen wird, die am meisten durch die Corona-Pandemie niedergeprügelt wurden - von Fluggesellschaften und Hotels zu Casino- und Freizeitunternehmen.

Mark Kiesel, Chief Investment Officer für globale Bonds der Allianz-Tochter Pimco
Mark Kiesel, Chief Investment Officer für globale Bonds der Allianz-Tochter Pimco© Bloomberg

“Die erste Welle der Rallye entfiel eindeutig auf Wohnen und Technologie, aber wenn wir eine wirtschaftliche Erholung erleben, wenn die Daten für Mobilität abheben, dann werden auch die Fluggesellschaften abheben und die Menschen beginnen, in den nächsten 6, 12, 18 Monaten wieder zu reisen, und das ist die potenzielle nächste Welle der Rallye“, sagt Mark Kiesel der Chief Investment Officer für globale Bonds der Allianz-Tochter Pimco, die 1,9 Billionen US-Dollar verwaltet.

Reise- und Freizeitsektor bei Bonds übergewichtet
Pimco hat den Reisesektor - Kredite an Fluggesellschaften über Anleihen, die durch neue Flugzeuge besichert sind - übergewichtet, und kauft auch Bonds von hochwertigen Beherbergungs- und Glücksspielunternehmen. Angesichts der anhaltenden Probleme in der Reise- und Freizeitbranche ist dies eine mutige Wette.

Streicht Lufthansa über 40.000 Jobs?
Die Deutsche Lufthansa könnte zusätzlich zum im Juni angekündigten Abbau von 22.000 Vollzeitstellen weitere 20.000 Jobs streichen, berichtete die NZZ am Sonntag. Der US-Konkurrent American Airlines Group gab vergangene Woche bekannt, dass 19.000 Mitarbeiter entlassen werden, sobald die staatliche Lohnhilfe am 1. Oktober ausläuft. Der Kasinobetreiber MGM Resorts International streicht etwa 18.000 Jobs. Kiesel ist sich der Risiken der Wette bewusst, insbesondere im Hinblick auf künftige Virusausbrüche und die Aussichten für weitere fiskalische Anreize.

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Neuausrichtung
Dennoch ändert der Vermögensverwalter seinen Kurs verglichen mit Anfang des Jahres, als er defensivere hochwertige Sektoren wie Gesundheitswesen, Telekommunikation und Technologie kaufte. “Was einige Leute vielleicht unterschätzen, ist, dass diese Large-Cap-Unternehmen massive Liquiditätspolster aufgebaut haben”, sagte Kiesel im Talk mit Bloomberg. “Diese Unternehmen verfügen über Liquidität für 20 bis 36 Monate. Wenn also Impfstoffe in den nächsten sechs bis zwölf Monaten auf den Markt kommen, wenn Unternehmen und Verbraucher wieder auf Reisen gehen, könnte das zu einer Erholung führen, und das ist die nächste Welle.”

Risikoprämien am Rückzug
Die Risikoprämien für Unternehmensbonds der Güteklasse “Investment Grade” nähern sich nach einem deutlichen Anstieg mittlerweile wieder ihrem Vor-Covid-Niveau an, nicht zuletzt dank der Konjunkturmaßnahmen von Notenbanken wie der Federal Reserve. Blue-Chip-Unternehmen haben von Jahrebeginn bis zum 26. August die Rekordsumme von 1,377 Billionen US-Dollar ausgeliehen, wie aus on Bloomberg zusammengestellten Daten hervorgeht. Marktbeobachter gehen davon aus, dass die günstigen Finanzierungskosten Emittenten bis zum Jahresende weiter anlocken werden.

Fed-Entwicklung
Fed-Chef Jerome Powell signalisierte am Donnerstag, dass die Zentralbank länger akkommodierend bleiben wird und zu einem breiter gefassten Inflationsansatz übergeht. Dies ist eine “bedeutende Entwicklung” im Denken der Fed, sagt Kiesel. Er prognostiziert, dass die Zinssätze im Laufe der Zeit angesichts einer wirtschaftlichen Erholung, die durch fiskalische und monetäre Unterstützung angetrieben wird, steigen könnten. “Wir sind jetzt wahrscheinlich näher an den Tiefstständen bei den Zinssätzen, und das liegt einfach daran, dass wir einen großen fiskalischen Schub bekommen werden”, sagte Kiesel. “Es könnte nach den Wahlen passieren, aber die Geldpolitik geht aufs Ganze. Die Fed hat die Märkte unglaublich unterstützt, und wir glauben, dass mit der Verbesserung der Mobilitätsdaten die Wirtschaft letztendlich wieder wachsen wird.” (kb)

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