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Patrick Marshall, Hermes: „Loan-Markt ist in einer aggressiven Phase“

Der Head of Private Debt und CLOs von Hermes Investment Management gab am 10. INSURANCE DAY in Wien einen Ausblick auf die derzeitige Marktlage im Direct-Lending-Segment und warnte vor "Gorillas", die für Aufsehen sorgen.

„Der Loan-Markt ist in einer aggressiven Phase“, erklärte Patrick Marshall, Head of Private Debt und CLOs von Hermes Investment Management, am Beginn seines Vortrages mit dem Titel „Direct Lending: Positioning for the End of the Credit Cycle?“, den er am 10. „Insurance Day“ in Wien hielt.

Das Umfeld sei derzeit grundsätzlich gut für Private Debt, auch am Alten Kontinent. „Der Direct-Lending-Markt wächst sehr stark in Europa“, betonte Marshall. Verantwortlich dafür ist nicht nur der Renditehunger institutioneller Investoren, sondern auch der von Regulator erzwungene, partielle Rückzug der Banken aus dem Kreditgeschäft. So können laut Marshall Banken derzeit einem Unternehmen ein Darlehen in Höhe von maximal 40 Millionen Pfund geben. Das ist viel zu wenig, um die Realwirtschaft zu finanzieren.

In diese Bresche springen die immer zahlreicheren Kreditfonds, von denen es weltweit mehr als 200, Europaweit rund 60 gibt. Zum Vergleich: 2012 gab es in Europa nur zwölf dieser Vehikel. Trotz aller Brexit-Diskussionen ist Großbritannien der dominierende Loan-Markt Europas mit 38 Prozent Marktanteil bei allen Deals.

Viele Vorteile
Marshall stellte in Folge ausführlich die Vorteile von Direct Lending vor wie die mit der Illiquiditätsprämie verbundenen hohen Erträge sowie die damit einhergehende, niedrige Volatilität. So bot Ende 2018 der durchschnittliche europäische Loan mit Bonität „B“ einen Renditeaufschlag zum Euribor von etwa 350 Basispunkten. Interessantes Detail: Deals in der Bandbreite zwischen 25 und 50 Millionen Euro boten in den letzten Jahren einen Schnaps mehr an Rendite als obere und untere Volumina-Bandbreiten. Offenbar gibt es gerade in diesem Segment weniger Konkurrenz:

Überhitzer Markt
Der Boom bei Direct Lending zeige bereits erste Überhitzungserscheinungen: So gäbe es laut Marshall bereits einige „Gorilla-Fonds“. Diese hätten ein besonders hohes Fondsvolumen, wodurch deren Fondsmanager unter hohen Anlagedruck stünden. So wurde bekannt, dass einer dieser Gorillafonds beachtliche 1,5 Milliarden Pfund an ein einziges Unternehmen als Darlehen ausreichte. Entsprechend hoch sei auch das Klumpenrisiko bei diesem Fonds. Interessierte Direct Lending-Investoren sollten daher genau auf die Diversifikation der diversen Anbieter achten.

Abgesehen vom Auftauchen mehrerer „Gorilla“-Fonds gibt es weitere Indizien, dass der Markt überhitzt sei. Denn Fondsmanager würden aus Anlagedruck bei der Kreditqualität Abstriche machen und damit viele Covenant-Lite-Deals eingehen. Das bedeutet, dass diese als Kreditgeber weniger strenge Darlehensbedingungen akzeptieren.

Das ist grundsätzlich ein bedenklicher Trend: Mittlerweile weisen 87 Prozent aller Large-Caps-Deals Covenant-Lite-Bedingungen auf. Weitere Zeichen für einen überhitzten Markt seien immer höhere Verschuldungsraten der Unternehmen oder dass Junior-Tranchen vor höherrangigen Tranchen zurückgezahlt werden dürften. Weitere Indizien seien die höhere Kreditvergabe an zyklische und damit riskanten Branchen und ein Comeback von Peripherieländern wie Italien.

Biertrinker bevorzugt
Vom Stiefelstaat als Land für Darlehensgewährungen hält Marshall wenig bis gar nichts. Er ließ in seiner launigen Art wissen, dass man als defensiver Kreditgeber als eine Art „Daumenregel“ keine Darlehen an Unternehmen aus Ländern geben dürfe, in denen vorwiegend Wein getrunken werde. Beispiele dafür seien Italien, Spanien, Portugal, Frankreich oder Griechenland. Er vergäbe lieber Darlehen an Schuldner aus Biertrinker-Nationen wie Deutschland, die Niederlande, Österreich oder Skandinavien, denn in diesen Ländern sei der Gläubigerschutz stärker, was bei der Durchsetzung von Gläubigerinteressen helfe. (aa)

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