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Paradox: Inversion der US-Renditekurve stützt derzeit die Aktien

Inverse Zinskurven waren in der Vergangenheit oft ein Hinweis auf eine bevorstehende Rezession und einen Bärenmarkt bei Aktien. Dieses Mal sehen Investoren eine inverse Zinskurve jedoch mit anderen Augen. Aber auch ein Rekordniveau bei den Shorts stützt derzeit den Aktienmarkt, berichtet Ostrum AM.

Axel Botte, Ostrum Asset Management
Axel Botte, Ostrum Asset Management© Ostrum AM

Ein labiles Gleichgewicht an den Märkten diagnostiziert Axel Botte, Marktstratege beim französischen Investmenthaus Ostrum Asset Management, in der aktuellen Ausgabe der Publikation „MyStratWeekly“. Eine extreme Short-Positionierung bei risikobehafteten Vermögenswerten dürfte beim geringsten Anzeichen einer geldpolitischen Lockerung ins Gegenteil umschlagen, weist Botte hin: "Die Short-Positionierung von Hedgefonds auf S&P 500-Futures, beispielsweise, ist auf dem gleichen Niveau wie zum Zeitpunkt der schlimmsten Pandemie im Frühjahr 2020."

Zentralbanken im Kampf gegen die Inflation
Die Zentralbanken halten an ihrer harten Inflationspolitik fest und erhöhen die Zinssätze auf den meisten Sitzungen stärker als erwartet. Sie fahren auf Sicht, so dass ihre Kommunikation obsolet erscheint, meint Botte.

Inverse Zinskurve macht Hoffnung
Dieses Kräftemessen trägt dazu bei, dass die Renditekurven immer flacher werden, was schließlich zur befürchteten Inversion des Spreads zwischen den zwei- und zehnjährigen US-Renditen führte. "Das Paradoxe daran ist, dass der Rückgang der Renditen langfristiger Anleihen trotz der derzeitigen Konjunkturabschwächung als stabilisierende Kraft für Aktien wirkt", erklärt Botte.

Der Ausgang dieses Kräftemessens wird Botte zufolge von mehreren Faktoren abhängen, darunter die Toleranz der Zentralbanken gegenüber einer Rezession. Christopher Waller deutete in seiner Rede im Juni an, dass die Fed einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Richtung 4,25 Prozent ohne weiteres in Kauf nehmen würde, um die Inflationserwartungen zu begrenzen.

Hoffnung auf Beruhigung bei den Preissteigerungsraten
Obwohl sich der Rückgang der Benzinpreise bereits in einigen Preiserhebungen bei Unternehmen und Haushalten niederschlägt, bleiben die Lohnforderungen hoch. So liegt der Lohnanstieg für Personen, die in den letzten zwölf Monaten den Arbeitsplatz gewechselt haben, im Median bei +7,9 Prozent. Die Verhandlungsmacht der Arbeitnehmer könnte trotz der jüngsten Anpassung der Preiserwartungen die Inflation anheizen.

"Die Märkte reagieren auf kleinste marginale Veränderungen, während die Zentralbanken nur ein ungefähres Niveau an Inflation anstreben. Die Neutralität der Geldpolitik ist ebenfalls schwer zu bestimmen. Die derzeitigen Zinssätze sind jedenfalls weit davon entfernt, die Nachfrage der privaten Haushalte nach Krediten in den Vereinigten Staaten zu bremsen", erklärt Botte abschließend. (aa)

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