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Ölmarkteinbruch: erhöhtes Engagement in Edelmetallen ist hilfreich

Die Ölpreise werden um 35 US-Dollar pro Barrel volatil bleiben, sagt Michael Salden, Senior Portfolio Manager, Vontobel Asset Management. Die langfristigen Aussichten für Öl hätten sich aber verbessert, da das billige Angebot mittelfristig wahrscheinlich die Nachfrage wieder anziehen lassen werde.

Michael Salden, Senior Portfolio Manager bei Vontobel Asset Management
Michael Salden, Senior Portfolio Manager bei Vontobel Asset Management© Vontobel

Die Verbreitung des COVID19-Virus hat die Wirtschaftstätigkeit und damit die Ölnachfrage erstickt. Daher sah sich die OPEC bei ihrem Treffen in der vergangenen Woche mit einem Überangebot auf den Märkten konfrontiert und versuchte, die Förderkürzungen bis Ende 2020 zu verlängern und zu konkretisieren, um die Rohölpreise zu stützen. Da Russland jedoch ein Abkommen blockiert hat, werden die derzeitigen Quoten zum Monatsende auslaufen und Russland wird seine Produktion in den kommenden Wochen erhöhen. Als Reaktion darauf beschloss Saudi-Arabien, die Produktion anzukurbeln und das Rohöl, das in andere Länder exportiert wird, zu verbilligen, was einen Absturz der Rohölpreise auslöste.

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Da die Saudis ihre Produktion auf bis zu 11-12 mbpd (1.000 Barrel /Tag) erhöhen können, wenn sie sich für eine maximale Kapazität entscheiden, wird das zusätzliche Angebot eine erzwungene Rückabwicklung von Positionen auslösen, was den derzeitigen Ausverkauf in den kommenden Tagen beschleunigen dürfte, vermutet Michael Salden, Senior Portfolio Manager bei Vontobel Asset Management.

Schieferöl am stärksten unter Druck
Der Preisdruck wird am stärksten in den Schieferöl produzierenden Gebieten zu spüren sein, wo das Wachstum in diesem Jahr voraussichtlich deutlich zurückgehen wird. Darüber hinaus könnten sich die ölproduzierenden Regionen mit sozialen Unruhen konfrontiert sehen.

Erhöhtes Engagement in längerfristigen Öl-Futures und Edelmetallen ratsam
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Die langfristigen Aussichten für Öl haben sich jedoch verbessert, da die Ölpreise aufgrund der gestiegenen Produktionskosten langfristig eine Untergrenze erreichen werden", sagt Sander. "Die Schieferölproduzenten werden ihren Zugang zu billigen Finanzierungen blockiert sehen und werden bei 50 US-Dollar pro Barrel nicht mehr als marginale Swing-Produzenten auftreten. Unabhängig von den derzeitigen Marktbewegungen werden die Ölmärkte bis 2023-2025 in eine strukturelle Unterversorgung umschwenken, da die großen Ölproduzenten nicht in neue Infrastrukturprojekte investiert haben und die Schieferproduzenten Dividendenzahlungen gegenüber Investitionsausgaben zur Unterstützung neuer Produktionsanlagen bevorzugen." Abgesehen von den Unterinvestitionen profitiere das Öl längerfristig von einer steigenden Nachfrage, die im Laufe dieses Jahres wieder anziehen werde.

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Volkswirtschaften wie China, die EU, Japan und andere Schwellenländer werden nicht zögern, eine Zeit billigen Öls und billigen Gases auszunutzen und wahrscheinlich auf billigen Brennstoffverbrauch setzen, anstatt auf erneuerbare Energien umzustellen. Und schließlich könnten Saudi-Arabien und Russland ihr Machtspiel beenden, sobald sie einen strukturellen Einbruch der Schieferölproduktion sehen, der möglicherweise mit einer Wiederbelebung der wirtschaftlichen Aktivität im Laufe dieses Jahres einhergehen wird, vermutet Sander.

Defensive Kurvenpositionierung bei Rohöl-Futures angeraten
Diese in Verbindung mit einem verstärkten Engagement in Edelmetallen dürfte Rohstoffinvestoren helfen, den Sturm zu überstehen. Sander dazu: "Bereits in der vergangenen Woche haben wir eine defensivere Position eingenommen, indem wir Untergewichtungen in Ölkontrakten mit kurzfristigem Verfallsdatum vorgenommen und diese mit Ölkontrakten mit längerer Laufzeit abgesichert haben. In den kommenden Tagen werden wir weitere defensivere Positionen in Ölkontrakten hinzufügen, welche Futures-Kurven ausnutzen, die sich tiefer in Contango bewegen. In Erwartung von Zinssenkungen der Zentralbanken in Verbindung mit einer Flucht in sichere Häfen haben wir unser Engagement in Edelmetallen mit einer gleichmäßigen Verteilung auf Gold, Silber, Platin und Palladium erhöht."

Dollar-Schwäche ist gut für Edelmetalle
Sollte es zu einem ausgewachsenen Preiskampf bei Öl kommen, werden die Zentralbanken noch mehr Gründe haben, die Zinssätze zu senken, um deflationären Kräften entgegenzuwirken. Darüber hinaus hat der US-Dollar begonnen, gegenüber dem Euro, dem Yen, dem Schweizer Franken und anderen G10-Währungen zu schwächeln. "Dieses Umfeld ist positiv für Gold und Silber", analysiert der Vontobel-Experte. (kb)

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