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ODDO BHF AM-CIO ist bearish, erwartet höhere Renditen, verkauft Aktien

Der weltweite Anlagechef von ODDO BHF Asset Management erwartet höhere Zinsen und damit einhergehend Verluste bei Anleihen und den meisten Aktien. Daher sollten Investoren Bärenmarktrallys zum Verkauf nutzen. Kaufenswert findet der CIO aber einige Aktien in Asien.

Laurent Denize, Global CIO von Oddo BHF Asset Management: "„Geld kann man drucken, Öl oder Weizen aber nicht.“
Laurent Denize, Global CIO von Oddo BHF Asset Management: "„Geld kann man drucken, Öl oder Weizen aber nicht.“© Oddo BHF Asset Management

Die Aussichten für die Aktienmärkte haben sich seit Anfang des Jahres deutlich verschlechtert, konstatiert Laurent Denize, Global CIO von ODDO BHF Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar. Die Inflation sei höher als erwartet und wirke sich negativ auf globale Wachstumsaussichten sowie Aktien und Anleihen aus. Zur Zeit würden Anleger weniger die Risiken in Verbindung mit der Ukraine, sondern vielmehr in Hinblick auf die globale Konjunktur und das Ausmaß des Inflationsschocks unterschätzen. Die kommende Berichtssaison dürfte mehr Klarheit zur Entwicklung der Unternehmensgewinne bringen und zu Veränderungen in der Allokation führen. Denize betont: „Bis dahin setzen wir lieber auf eine möglicherweise übervorsichtige Positionierung, statt dem TINA-Mantra („There Is No Alternative“) zu folgen.“

Höhere Laufzeitprämien
In den letzten Jahren habe die Aussicht auf Kapitalgewinne das Halten von Anleihen geboten, mit denen sich bei ungünstigen makroökonomischen Bedingungen Verluste von Aktien ausgleichen ließen. Zudem trieben rückläufige Anleiherenditen die Aktienkurse auf neue Höchststände. Die Inflation hat sich nun zu einem makroökonomischen Risiko entwickelt, sodass die Korrelation zwischen Aktien und Anleiherenditen wieder ins Negative drehen könnte, so Denize: „Eine höhere Inflation könnte die Anleiherenditen selbst dann nach oben treiben, wenn die Aktienkurse sinken. Damit sinkt der Anreiz, langfristige Anleihen zu halten, da sie sich nicht länger als Puffer eignen. In der Folge dürften die Laufzeitprämien steigen.“

Struktureller Inflationsdruck, zu niedrige Langfristzinsen
„Rohstoffe sind in eine Haussephase eingetreten“, erklärt Laurent Denize, um zu betonen: „Geld kann man drucken, Öl oder Weizen aber nicht“. Viele Länder versuchen Denize zufolge, im Hinblick auf die Energie-, Gesundheits- und Lebensmittelversorgung unabhängiger zu werden, was sie dazu veranlasst, Rohstoffreserven anzulegen.

Neben diesen Überlegungen zur Wahrung der Souveränität und der Versorgungssicherheit habe auch das Just-in-time-Modell ausgedient. „Es wird wieder mehr Lagerhaltung gefragt sein – damit kommt ein Faktor ins Spiel, der nicht länger konjunkturell, sondern strukturell bedingt die Inflation anheizen wird.“ Perspektivisch seien die Langfristzinsen zu niedrig, ist Denize überzeugt.

Baisse befürchtet, "Sell the Tops" statt "Buy the Dips"
Inflation sei an sich nicht schlecht für Unternehmen, vorausgesetzt, dass die Produktionsgewinne höher ausfallen als der Anstieg der Lohnstück- und Faktorkosten. „Allerdings kommt eine zu hohe und zu plötzliche Inflation oft in Kombination mit einem wirtschaftlichen Abschwung“, merkt Denize an. Somit können Aktien zwar teilweise vor der Inflation schützen, aber keine vollständige Absicherung bieten.

Aktuell seien Anleger zu sorglos, sodass Indizes höher notieren als vor dem Einmarsch in die Ukraine. „Wir richten uns vorerst eher auf eine Baisse ein und nutzen Marktrallys tendenziell zu Verkäufen.“

Insgesamt setzt Denize auf eine vorsichtige Positionierung. Man investiere wieder in Substanzwerte und defensive Werte mit einem attraktiven Risiko-Rendite-Profil. Während man einige europäische Werte verkauft habe, bieten in China und Hongkong gehandelte Aktien bei hoher Volatilität interessante Niveaus zum Einstieg für eine langfristige Allokation. Außerdem investiere man wieder in Investment Grade Unternehmensanleihen. (aa)

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