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Nouriel Roubini: Entweder harte US-Landung oder ungebremste Inflation

Nach Ansicht des Ökonomen Nouriel Roubini gibt es angesichts der schärfsten geldpolitischen Straffungen in den USA seit Jahrzehnten zwei Optionen für die amerikanische Wirtschaft: eine harte wirtschaftliche Landung oder eine anhaltend hohe Inflation.

Dr. Doom Nouriel Roubini
Dr. Doom Nouriel Roubini© Joe Buglewicz / Bloomberg

“Der Leitzins sollte deutlich über vier Prozent liegen - meiner Meinung nach bei 4,5 bis 5,0 Prozent -, um die Inflation wirklich in Richtung zwei Prozent zu treiben”, sagte der Chairman und CEO von Roubini Macro Associates kürzlich im Interview mit Bloomberg TV. “Wenn das nicht geschieht, werden die Inflationserwartungen aus den Angeln gehoben”, sagte Roubini, dessen Vorhersage der Immobilienblase, die zur US-Finanzkrise vor mehr als einem Jahrzehnt führte, ihm den Spitznamen Dr. Doom einbrachte. “Und wenn das passiert, werden wir eine harte Landung erleben. So oder so, entweder es kommt zu einer harten Landung oder die Inflation gerät außer Kontrolle.”

Fed nicht restriktiv genug
Das jüngste Dotplot der Zentralbank mit Zinsprojektionen, das nach der Juni-Sitzung veröffentlicht wurde, deutet darauf hin, dass der Leitzins bis Ende dieses Jahres etwa 3,375% Prozent und bis Ende 2023 fast 3,8 Prozent erreichen wird. Das ist laut Roubini nicht restriktiv genug. “Selbst bei 3,8 Prozent liegt die Inflation immer noch weit über dem Zielwert von acht Prozent und sinkt nur allmählich”, sagte er. “Die Erwartung der Märkte, dass die Fed im nächsten Jahr die Zinsen senkt, halte ich für illusorisch.”

Roubini steht nicht alleine
Roubini stimmt in einen Chor prominenter Ökonomen ein, darunter der Chefökonom von Goldman Sachs, Jan Hatzius, die glauben, dass es für die Zentralbank schwierig sein wird, eine tiefe und schmerzhafte Rezession, auch bekannt als harte Landung, zu vermeiden. “In den USA hat die Straffung der Fed immer dann zu einer harten Landung geführt, wenn die Inflation über fünf Prozent und die Arbeitslosigkeit unter fünf Prozent lag”, so Roubini. “Mein Basisszenario ist also eine harte Landung.”

Die US-Inflation hat sich im Juli stärker als erwartet abgeschwächt
Das veranlasste Anleger zu der Spekulation, dass dadurch der Druck auf die US-Notenbank, die Zinssätze weiter aggressiv zu erhöhen, etwas nachgelassen hat. Der Verbraucherpreisindex stieg im Vergleich zum Vorjahr um 8,5 Prozent, was eine Abschwächung gegenüber dem Anstieg von 9,1 Prozent im Juni bedeutete. Dies war der höchste Wert seit vier Jahrzehnten. (kb)

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