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Nordea: USA und China rücken zusammen – Schwellenländer profitieren

Während die USA zur Einheitsfront aufrufen und in der NATO gegen China Stellung beziehen, haben sie zugleich formelle Handelsverhandlungen mit China aufgenommen. Entgegen den Schlagzeilen deutet dies laut der Nordea-Analyseabteiliung auf eine Deeskalation der Spannungen hin.

Hoffnung auf Entspannung durch die Reisediplomatie von US-Präsident Joe Biden.
Hoffnung auf Entspannung durch die Reisediplomatie von US-Präsident Joe Biden.© Chris Kleponis / Bloomberg

Sébastien Galy, Senior-Makrostratege bei Nordea Asset Management, erwartet in den nächsten Wochen eine zunehmende Deeskalation der Beziehung zwischen den USA und China. Demnach hätte "das jüngste G7-Treffen dazu beigetragen, die Zusammenarbeit innerhalb des Westens zu verbessern, ohne diesen, entgegen dem Wunsch der USA, als strategischen Gegner Chinas und Russlands zu positionieren. Während die USA zur Einheitsfront aufrufen und in der NATO gegen China Stellung beziehen, haben sie zugleich formelle Handelsverhandlungen mit China aufgenommen. Entgegen den Schlagzeilen deutet dies auf eine Deeskalation der Spannungen hin – ein Prozess, der noch einige Wochen andauern und sich weiter intensivieren dürfte. Dafür spricht, dass eine Deeskalation im Interesse beider Seiten wäre."

Demografische Herausforderung
Chinas Wirtschaft läuft aus Sicht des Analysten "zwar gut und dürfte dies auch weiterhin tun, längerfristig besteht jedoch das Problem, dass sich das Wachstum im Einklang mit einer alternden Bevölkerung langsam abschwächt. Aus diesem Grund muss Chinas Wirtschaft produktiver und agiler werden. Erste Schritte in diese Richtung bestanden darin, sich von der dominierenden Position großer IT-Giganten wie Apple und Facebook zu lösen. Darüber hinaus benötigt China einen besseren Zugang zu den weltweiten Märkten, einschließlich der USA. Die bisherigen Handelssanktionen dürften zudem einige Sektoren der chinesischen Wirtschaft hart getroffen haben."

China könnte demzufolge seinen guten Willen zeigen, indem es seine Währung aufwerten lässt. Dies hätte laut Galy "den zusätzlichen Vorteil, den Inflationsdruck durch steigende Rohstoffpreise zu verringern. China kann sich dies nur langsam leisten, da seine Wirtschaft bislang auf Exporte mit niedrigen Gewinnspannen ausgerichtet ist und entsprechend von zu niedrigen Wechselkursen profitiert. Eine stärkere Währung wäre jedoch eine klare Botschaft, dass das Handelsungleichgewicht zu den USA nicht nur ein Nebeneffekt einer günstigen Währung ist."

Druck auf Fed könnte nachlassen
Die US-Wirtschaft läuft laut Galy gut, dürfte sich jedoch ebenfalls verlangsamen. Auch sie muss sich reformieren und wettbewerbsfähiger werden. Die USA könnten aus mehreren Gründen daran interessiert sein, einige ihrer Handelsbarrieren gegenüber China abzubauen. Chinas Wirtschaft könnte sich damit laut Galy "für US-Exporte öffnen, der Wert von US-Marken in den USA dürfte sich verbessern, für US-Geringverdiener, die dazu neigen, billige chinesische Importe zu kaufen, dürfte sich der Inflationsdruck verringern und schließlich würde der Druck auf die US-Notenbank Fed verringert, die Geldpolitik zu straffen."

Die Profiteure
Eine Einigung zwischen den beiden Handelsmächten ist für die USA jedenfalls "dringlicher als für China. Dennoch bleibt die Frage, wer sich in diesem Prozess zuerst bewegen wird. Aus politischer Sicht könnte der nächste Schritt von China ausgehen. Kurzfristig bleibt die Lage schwierig und der Deeskalationsprozess dürfte nur langsam vonstattengehen. Angesichts der Chance, dass beide Parteien diese Konfrontation weiter deeskalieren werden, setzen wir auf Schwellenländeraktien, insbesondere solche mit Fokus auf den asiatisch-pazifischen Raum", so der Makrostratege abschließend. (hw)

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