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Nintey One spürt verborgene Marktchancen in Schwellenländern auf

Die Anleihenmärkte der Schwellenländer offenbaren derzeit fundamentale Stärken und bieten somit historische Renditechancen, findet Peter Eerdmans, Head of Fixed Income beim Asset Manager Ninety One.

Peter Eerdmans, Head of Fixed Income bei Ninety One 
Peter Eerdmans, Head of Fixed Income bei Ninety One © Ninety One

Fraglos haben die Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Coronavirus und den kürzlich gescheiterten Verhandlungen der OPEC+ weltweit zu Liquiditätsengpässen bei den meisten Anlageklassen geführt.

Fehlbewertungen in Folge von Corona und Ölschwemme
Das Ergebnis dessen ist, dass, im Vergleich zu den zugrundeliegenden Fundamentaldaten, erhebliche Fehlbewertungen sichtbar werden. "Am deutlichsten zeigt sich diese Entwicklung in Ecuador, Angola und Sambia. In diesen und anderen Ländern eröffnen die Marktbewegungen unserer Meinung nach historische Renditechancen", weiß Peter Eerdmans, Head of Fixed Income beim Asset Manager Ninety One. "Zwar bleiben gewisse Risiken in Verbindung mit dem Coronavirus und dem niedrigen Ölpreis bestehen, wir erachten beide Entwicklungen jedoch lediglich als kurzfristige Schocks - auch wenn deren Nachwirkungen noch eine Zeit lang anhalten und zu weiteren Rückschlägen bei risikobehafteten Vermögenswerten führen könnten. Eine koordinierte Geld- und Fiskalpolitik sowie die Unterstützung durch den IWF dürften den Schwellenländern etwas Auftrieb verschaffen, wodurch sie unserer Meinung nach einen drei- bis sechsmonatigen Schock gut überstehen dürften."

Ecuador
Der Anleihenmarkt preist mittlerweile eine Umschuldung ein, die so schwerwiegend ist wie der Schuldenerlass durch die ultralinke Regierung Ecuadors im Jahr 2009. Die Regierung hat angekündigt, dass sie zwar ihre im März 2020 fällige Anleihe zurückzahlen, aber die Zinszahlungen für den nächsten Monat verschieben will, während sie die Auswirkungen von COVID-19 bewertet. Gleichzeitig hat sich das Land eine zusätzliche Notfallfinanzierung in Höhe von 500 Millionen US-Dollar vom IWF und fast 1,5 Milliarden US-Dollar aus anderen Quellen, einschließlich der Umschuldung von Darlehensrückzahlungen an China, gesichert.

Bewertung
Eerdmans führt dazu aus: "Selbst wenn eine gewisse Umschuldung von Eurobonds erforderlich ist, um Mittel für sehr kurzfristige Zwecke freizusetzen, ist Ecuador heute eine ganz andere Wirtschaft als vor zehn Jahren. Wir erwarten, dass die Verhandlungen mit den Anleihegläubigern kooperativ verlaufen und zu hohen Rückzahlungsraten führen werden. Heute liegt die Verschuldung bei 50 Prozent des BIP, während der Zinsertrag nur 17 Prozent beträgt. Das Land befindet sich mittlerweile auch im IWF-Programm (das jetzt allerdings überprüft wird, um die neuen Gegebenheiten widerzuspiegeln) und hat bis März 2022 keine weiteren, größeren Anleihefälligkeiten mehr." Darüber hinaus verschreibe sich die derzeitige Regierung stark dem Ziel, Reformen durchzusetzen, auch wenn sie in Bereichen wie der Kraftstoffsubvention vor einigen Herausforderungen gestanden sei. Und so würden bereits Maßnahmen angekündigt, wie der Staatshaushalt angesichts der niedrigeren Ölpreise ausgeglichen werden solle. Das größte mittelfristige Risiko sei die Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr, bei der mindestens ein linksradikaler Kandidat kandidieren dürfte. "Die Fundamentaldaten Ecuadors unterscheiden sich jedoch erheblich von denen des Jahres 2009 und wir glauben, dass die Marktpreise diese Tatsache nicht widerspiegeln2, so Eerdmans.

Angola
Bei angolanischen Hartwährungsanleihen sieht man bei Ninety One erhebliche Preisasymmetrien, da man der Auffassung ist, dass das Umstrukturierungsrisiko in den nächsten zwölf Monaten gering ist. Nach dem Ölpreisschock 2015 wurden in Angola, mit Unterstützung des IWF, erhebliche haushalts- und wirtschaftspolitische Reformen durchgesetzt. Seitdem hat das Land sein Primärdefizit - ohne Einrechnung des Erdölsektors - um knapp 40 Prozent verringert. Zudem konnte Angola den Ölpreis, bei dem kostendeckend produziert werden kann, von weit über 80 US-Dollar pro Barrel auf knapp über 50 US-Dollar pro Barrel senken.

Beurteilung
"Nach unserer Einschätzung verfügt die Regierung zudem über ausreichende Mittel für weitere Haushaltskonsolidierungen, um so die Auswirkungen der niedrigeren Einnahmen aus der Ölindustrie zusätzlich abzufedern. Darüber hinaus kann die Regierung auf einige Finanzierungsquellen zurückgreifen, sollte das Land auch weiterhin keine Eurobonds begeben können. Diese könnten den externen Bruttofinanzierungsbedarf des Landes über das Jahr 2020 hinaus decken. Die derzeitige angolanische Regierung arbeitet weiterhin mit Hochdruck daran, das Land nach der Dos-Santos-Ära zu reformieren", weiß Eerdmans.

Sambia
Aufgrund hoher Staatsausgaben und einer verschwenderischen Haushaltspolitik hat sich Ninety One in Bezug auf Sambia zwei Jahre lang zurückhaltend gezeigt. In den letzten zwölf Monaten konnte man jedoch erhebliche Veränderungen im Land beobachten, die nach Meinung des Hauses selbst vor der letzten Verkaufswelle nicht ausreichend eingepreist wurden. Sambia nähert sich dem IWF an und so hat der neue Finanzminister deutlich gemacht, dass sich das Land dem größten fiskalpolitischen Problem stellen muss: den vereinbarten, aber noch nicht bezahlten externen Infrastrukturkrediten. Aus diesem Grund verkündete die sambische Regierung, dass das Land das entsprechend angepeilte Volumen von siben Milliarden US-Dollar um fünf Milliarden reduzieren werde. Dies – in Verbindung mit den bereits ergriffenen Maßnahmen in Bezug auf die Strompreise – sollte für eine ausreichende, nachhaltige Finanzierung des Staatshaushaltes sorgen. Eerdmans Einschätzung lautet: "Darüber hinaus ist das Land, in dem im August 2021 Wahlen abgehalten werden, dazu bereit und auch weiterhin dazu in der Lage, seinen Schuldendienst zu leisten. Unserer Auffassung nach bedeutet das Renditen von über 40 Prozent für Investoren, die ihre Vermögenswerte halten und somit von den Wirtschaftsreformen profitieren werden sollten. Der Markt zeigt sich jedoch wesentlich pessimistischer."

Weitere Chancen
Neben den oben aufgeführten Ländern offenbaren aktuell auch andere Staaten äußerst vielversprechende Chancen. Aus diesem Grund hat Ninety One eine Neupositionierung bzw. eine Erhöhung der bestehenden Positionen in allen Strategien initiiert. In Russland hat beispielsweise die Positionierung vieler Investoren zu einer Verkaufswelle geführt. Dadurch haben die Spreads ein Niveau erreicht, wie es zuletzt 2015/2016 verzeichnet wurde, wodurch die Realrenditen auf über fünf Prozent stiegen. In der Ukraine hat eine ähnlich undifferenzierte Verkaufswelle dazu geführt, dass die Spreads auf das höchste Niveau seit der Umstrukturierung im Jahr 2015 gestiegen sind.

Unter Anwendung des richtigen Prozesses und durch die Unterstützung eines Expertenteams ist man bei Ninety One der Meinung, dass Investoren Vorteile aus den sich aktuell bietenden Chancen ziehen können, um somit einen Mehrertrag in den kommenden Quartalen zu erzielen. (kb)

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