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Neuer Index "Financial Conditions Impulse" gibt Warnzeichen

Der Anlagechef von Fisch Asset Management warnt davor, dass eine Kreditklemme die Konjunktur bremsen könnte. Ein Signal kommt beispielsweise vom neuen "Financial Conditions Impulse"-Index.

Beat Thoma, Fisch AM
Beat Thoma, Fisch AM© Fisch Asset Management

Die steigenden Zinsen sowohl am Geldmarkt wie auch bei langfristigen Anleihen führen zu einem beschleunigten Abfluss von Kundengeldern bei den Banken und damit zu einer rückläufigen Kreditvergabekapazität. Neben einer seit längerem global anhaltenden Nachfrageschwäche im verarbeitenden Gewerbe kommt damit ein weiterer negativer Faktor auf viele Unternehmen zu: Die Kreditmaschinerie beginnt zu stocken", warnt Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich, in einer aktuellen Markteinschätzung.

Gleichzeitig beginnt sich der bisher sehr robuste Dienstleistungssektor in den USA und Europa abzuschwächen. Damit kann es zu einer Bremswirkung an den Arbeitsmärkten und auch bei der Konjunktur kommen. Beides ist laut Einschätzung von Thoma an den Finanzmärkten aktuell noch nicht vollständig eingepreist.

Neuer Index "Financial Conditions Impulse" mit Warnzeichen
Zahlreiche Banken verlieren bereits jetzt Geld im Kreditgeschäft und sind gezwungen, die Einlagenzinsen anzuheben, um Kundengelder anzuziehen. Ein neuer Index der Fed, der ‚Financial Conditions Impulse‘, befindet sich bereits seit einiger Zeit im stark restriktiven Bereich und bestätigt damit die zunehmenden Refinanzierungsprobleme bei den Banken und Unternehmen. Aber nicht nur bei den Unternehmen, sondern auch bei den Staats- sowie privaten Haushalten steigen die Zinskosten schnell an. Das führt zu vermindertem Konsumpotenzial und zusätzlich niedrigerer Liquidität im System, meint Thoma.

Die jüngsten noch sehr starken Quartalszahlen für das US-Konjunkturwachstum von 4,9 Prozent (annualisiert) basieren auf Sonderfaktoren wie einem enormen Fiskalimpuls der US-Regierung, dem Abbau von hohen Überschussersparnissen sowie einer verzögerten Wirkung der restriktiven Geldpolitik. Diese Faktoren nehmen jetzt aber schnell ab. Damit kommt es zu einer Kumulation von dämpfenden Kräften, die bald zu deutlich tieferen Wachstumsraten führen dürften, hält der Fisch AM-CIO fest.

Wenn die USA einen Schnupfen hat, leidet Europa an einer Lungenentzündung...
Eine Abschwächung in den USA dürfte weltweit spürbar werden. Schon jetzt befindet sich Europa nahe einer Rezession. Auch der schwedische Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe bestätigt einen konjunkturellen Dämpfer. Dieser Index war historisch stets ein guter Indikator für die globale Konjunktur, da Schweden einen Vorlauf bei globalen Lieferketten hat.

"Wir befürchten zudem negative Rückkopplungseffekte mit einer weltweit anhaltend restriktiven Geldpolitik und sinkender Liquidität, fallenden Geldmengen und rückläufiger Kreditvergabe durch die Banken. Ebenfalls sind jüngst die Spreads italienischer Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen deutlich angestiegen, was für die EZB in absehbarer Zeit eine zusätzliche monetäre Herausforderung werden dürfte", merkt Thoma des Weiteren an.

Zinserhöhungszyklus wohl vorbei
Aufgrund der sich global abkühlenden Konjunktur, moderaten Inflationserwartungen, stark deflationärer Geldpolitik und rückläufigen Inflationsraten dürfte der Zinszyklus sowohl am kurzen wie auch langen Ende der Zinskurve bald seinen Höhepunkt erreichen. Und im Falle einer stärkeren Rezession ist in nächster Zeit sogar wieder mit fallenden Sätzen zu rechnen.

"Die momentan stark zunehmende Staatsverschuldung in den USA könnte einen schnellen Rückgang der langfristigen Zinsen allerdings verzögern. Auf Europa trifft dies nicht zu. In jedem Fall ist mit weniger inversen – oder sogar leicht steilen – Zinskurven zu rechnen. Der insgesamt weit fortgeschrittene Zinszyklus begünstigt daher Unternehmensanleihen, deren aktuell bereits attraktiven Renditen einen Risikopuffer bieten", empfiehlt Thoma abschließend. (aa)

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