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Neue Eurokrise? cep sieht Eurozone in der Stagflationsfalle

Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöht nach einer historischen Niedrigzinsphase ihre Zinsen. Anlass sind der kräftigste Zinsanstieg in den USA seit 40 Jahren, eine anziehende Inflation und die Gefahr einer Rezession.

cep-Vorstand Prof. Dr. Henning Vöpel
cep-Vorstand Prof. Dr. Henning Vöpel© cep

„Diese toxische Mischung aus steigender Inflation, anziehenden US-Zinsen und Rezessionsgefahr manövriert die EZB in die Stagflationsfalle. Bereits jetzt steigt der Zinsunterschied zwischen Italien und Deutschland spürbar an. Der Euro-Anleihemarkt fragmentiert sich“, analysiert cep-Vorstand Prof. Dr. Henning Vöpel.

Eurokrise 2.0 ante portas?
Nach Ansicht des Ökonomen Dr. Vöpel könnte eine globale Rezession die Eurokrise wieder aufflammen lassen. „Eine gefährliche Situation: Stagflation ist Gift für die Politik der EZB, denn die Zinswende provoziert einen Zielkonflikt mit ihrem bisherigen Kurs“, erklärt Vöpel. Zur Bekämpfung der Gefahr will die EZB ein sogenanntes Anti-Fragmentierungsinstrument entwickeln. Sollten Zinsspreads einen kritischen Wert übersteigen, will sich die EZB ein Eingriffsrecht einräumen, um für ihre Geldpolitik zusätzlichen diskretionären Spielraum zu gewinnen. Vöpel sieht dadurch die fiskalische Dominanz über die Geldpolitik gestärkt: „Zwar steigt die Handlungsmöglichkeit der EZB in Krisen, die politische Abhängigkeit und die Gefahr zukünftiger Krisen nehmen dadurch aber weiter zu.“

Weltwirtschaftliche Turbulenzen als Gefahrenherd
Eine große Gefahr für den Euroraum stellen nach Ansicht des cep-Vorstands die Turbulenzen der Weltwirtschaft dar, die sich in den kommenden Monaten zu einer globalen Rezession ausweiten können. Die anhaltenden Lieferengpässe sowie weitere Preisschocks bei Energie und Nahrungsmitteln würden erhebliche wirtschaftliche, soziale und politische Verwerfungen auslösen. „Eine kontrollierte Rezession, in der sich die Weltwirtschaft an die Angebotsschocks anpassen kann und die Zentralbanken zugleich die Inflation bekämpfen können, muss jetzt das Ziel einer global koordinierten Politik sein“, fordert Vöpel. (kb)

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