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Neuberger Berman: Märkte sind zu optimistisch

Der US-amerikanische Vermögensverwalter äußert sich in einer aktuellen Einschätzung für die kommenden zwölf Monate pessimistisch für Aktien. Das liegt an den Erwartungen hinsichtlich der Unternehmensgewinne.

© janews094 / stock.adobe.com

Nach Einschätzung des Asset Allocation Committee (AAC) des US-amerikanischen Vermögensverwalters Neuberger Berman sind die Märkte derzeit zu optimistisch. Vor allem was Inflation und Unternehmensgewinne anbelangt. Nach dem enormen Anstieg von Kurzfristzinsen und Anleiherenditen scheinen sich die Märkte zwar mit einer hartnäckigeren Inflation abgefunden zu haben, man will aber noch nicht wirklich an sehr viel niedrigere Unternehmensgewinne glauben.

Anleihen bieten zwar endlich wieder Rendite, doch das AAC rechnet wegen der immer strafferen Finanzbedingungen mit weiterer Volatilität – nicht nur bei risikobehafteten Titeln, sondern unter Umständen auch bei Staatsanleihen. Umso wichtiger seien Diversifikation und Risikomanagement.

Aktien: Mit sinkenden Gewinnerwartungen rechnen
„Wir bekommen keine Flut von Unternehmen, die uns sagen, dass die Lage schlecht ist, aber wir sehen allmählich Gewinneinbußen. Viele Analysten versuchen immer noch, diese Fehlbeträge als Einzelfälle zu betrachten. Für uns gibt es aber kaum Zweifel daran, dass sie das sich verschlechternde makroökonomische Umfeld widerspiegeln", warnt Timothy F. Creedon, Director of Global Equity Research bei Neuberger Berman.

Bei Aktien bleibt das AAC bei seiner niedrigen Gewichtung. Die Gewinnerwartungen haben sich kaum verändert. Neuberger Berman rechnet allerdings damit, dass sie in den nächsten Monaten deutlich gesenkt werden. Vor diesem Hintergrund setzt das AAC weiterhin auf defensive Aktien mit niedrigem Beta. Es bevorzugt Substanzwerte gegenüber Wachstumswerten, mit einem gewissen Schwerpunkt auf defensiven dividendenstarken Qualitätstiteln. Außerdem zieht es die USA den Emerging Markets vor.

Anleihen: Rendite kehrt zurück
Dem AAC ist bewusst, dass Anleihen jetzt wieder Rendite bieten, es bevorzugt aber nach wie vor die Titel mit der höchsten Kreditqualität. Im High-Yield-Bereich bleibt man bei Neuberger Berman insgesamt neutral positioniert, ist aber optimistisch für Qualitätsemittenten. Diese schätzt das AAC jetzt im Vergleich zu Aktien positiver ein – wegen der relativen Bewertung und weil hier die Möglichkeit gesehen wird, mit im Vergleich zu Aktien geringeren Risiken in Unternehmenstitel zu investieren. Dass AAC ist der Auffassung, dass in den Emerging Markets die weltweiten Risiken und der starke US-Dollar schwerer wiegen als die Renditen.

Rohstoffe und Private Debt: Ungewisse Zukunft
Das AAC gewichtet Rohstoffe jetzt nicht mehr stark über, behält aber eine Übergewichtung bei. Neuberger Berman rechnet zwar weiter mit einem knappen Angebot, schließt aufgrund der Rezessionsrisiken aber auch eine niedrigere Nachfrage nicht aus.

Private Debt gewichtet das AAC jetzt nur noch neutral. Das Committee reagiert damit auf den Anstieg der Renditen börsennotierter Anleihen und die höhere Unsicherheit über die weitere Entwicklung der Asset-Klasse. (aa)

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