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Nachhaltigkeit aus der Nische

Das Ziel des Pariser Abkommens, die globale Erwärmung auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, erreicht man nur durch Dekarbonisierung der Wirtschaft. Der Übergang von der Wegwerfgesellschaft zu einem stärker zirkulären Wirtschaftsmodell kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten.

Guillaume Chieusse, Leiter aktive Aktienstrategien bei ODDO BHF Asset Management
Guillaume Chieusse, Leiter aktive Aktienstrategien bei ODDO BHF Asset Management© Oddo BHF AM

Das Ziel des Pariser Abkommens, die globale Erwärmung auf 1,5°C über dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen, kann nur durch Dekarbonisierung der Wirtschaft erreicht werden. "Der Übergang von einer Wegwerfgesellschaft hin zu einem stärker zirkulären Wirtschaftsmodell kann einen wesentlichen Beitrag dazu leisten", ist Guillaume Chieusse, Leiter aktive Aktienstrategien bei ODDO BHF Asset Management, überzeugt.

Heute sei die Weltwirtschaft jedoch nur zu 8,6 Prozent kreislauforientiert, so Guillaume Chieusse weiter. Eine Kreislaufwirtschaft ist ein regeneratives System, in dem Ressourceneinsatz und Abfälle, Emissionen und Energieverluste vermindert werden. Hierfür müssen Energie- und Materialkreisläufe verlangsamt, geschlossen oder verkürzt werden. Sie zielt darauf ab, die Nutzung bestehender Anlagen zu maximieren sowie gleichzeitig die Abhängigkeit von neuen Rohstoffen zu reduzieren und Abfall zu minimieren. Dies kann durch langlebiges Design, Wartung, Reparatur, Wiederverwendung, Wiederaufbereitung, Aufarbeitung und Recycling erreicht werden.

Vom Abfall zum Produktionsfaktor
Im Small-Cap-Segment finden sich interessante Unternehmen, die andere Firmen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft begleiten. Chieusse dazu: "Das französische Unternehmen Derichebourg zum Beispiel bietet in seinem Umweltgeschäft Industrieunternehmen, Kommunen und Privathaushalten ein komplettes und integriertes Dienstleistungsangebot, das die Sammlung, das Management, das Recycling und die Verwertung von Abfällen umfasst. Nach Angaben von Derichebourg konnte das Unternehmen 2020 durch Recycling und Wiederverwertung von Rohstoffen zur Vermeidung von 5,3 Millionen Tonnen CO2-Emissionen in Industriebetrieben beitragen."

Weniger Energie – mehr Nutzen
Ein zweites Nachhaltigkeitsthema mit Wachstumspotential ist Energieeffizienz. Laut der Internationalen Energieagentur könnte eine verbesserte Energieeffizienz von Gebäuden, industriellen Prozessen und dem Transportwesen den weltweiten Energiebedarf bis 2050 um ein Drittel senken und dazu beitragen, den weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen in den Griff zu bekommen. Hier stehen zum Beispiel Unternehmen im Fokus, die Produkte für die Bauindustrie herstellen, die bei der Nachrüstung älterer Gebäude Verwendung finden. RecticelN.V. ist ein belgischer Hersteller von Produkten aus Polyurethanschaum, einem nachhaltigen Dämmstoff mit wichtigen Umweltvorteilen wie reduziertem Heiz- und Kühlbedarf und einer langen Produktlebensdauer von 50 Jahren. Die Attraktivität des Geschäftsmodells zeigte sich zuletzt auch daran, dass der österreichischer Kunststoffhersteller Greiner AG ein Übernahmeangebot für Recticel N.V. vorbereitet. Ein weiteres im Bereich Energieeffizienz tätiges Unternehmen ist die italienische Lu-Ve, die die Art der Konstruktion und Herstellung von Kälte- und Klimaprodukten mit Wärmetauschern sowie Glastüren und Schließsystemen innovativ weiterentwickelt.

Small Caps können aus der Nachhaltigkeitsnische herauswachsen
Gerade im Small-Cap-Segment, wo der Fokus auf Innovation liege, fänden sich interessante Unternehmen, die durch ein besonderes Verfahren oder eine bestimmte Technologie aus der Nische heraus stark wachsen könnten – erst recht, wenn ihr Geschäftsmodell so eng mit einem großen wirtschaftlichen Transformationsprojekt wie der Dekarbonisierung der Wirtschaft zusammenhänge, weiß Guillaume Chieusse. (kb)

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