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Nachhaltige Investitionen in Privatmärkten holen auf

Der Druck der Lobbyisten und neue Regeln, wie die neue EU-Verordnung zur Offenlegung nachhaltiger Finanzprodukte, sowie die Vorbereitungen auf die UN-Klimakonferenz im November (COP26) setzen neue Impulse für Veränderungen, meint Will Nicoll, CIO Private & Alternative Assets bei M&G Investments.

Will Nicoll, CIO Private & Alternative Assets bei M&G Investments
Will Nicoll, CIO Private & Alternative Assets bei M&G Investments© M&G

"Während ESG und nachhaltiges Investieren an den öffentlichen Märkten bereits seit einiger Zeit etabliert sind, beginnen die privaten Märkte schnell aufzuholen. Sie suchen nach Konsistenz und Methoden, die sie übernehmen können", weiß Will Nicoll, CIO Private & Alternative Assets bei M&G Investments, zu berichten.

Welchen ESG-Ansatz soll man beim Bereich Private Credit wählen?
Es ist schwierig, einen einheitlichen Ansatz für die ESG-Analyse im Bereich Private Credit anzuwenden, da die Risiken und Eigenschaften der vielen verschiedenen Anlageklassen, die das investierbare Universum definieren, einzigartig sind. Nicoll dazu: "Dieses Spektrum umfasst Vermögenswerte wie direkte Immobilieninvestitionen, Direktkredite und private ABS-Märkte, woraus sich spezifische Risikofaktoren ableiten und thematische Fragen stellen. Darüber hinaus variiert der Zeithorizont von Investitionen enorm und die Auswirkungen bestimmter ESG-bezogener Risiken entwickeln sich erst über die Zeit, so dass eine laufende Überwachung der getätigten Investitionen entscheidend ist."

Langfristige Geschäftsbeziehungen zu Kreditnehmern helfen beim Impact Investing
Privatmarktinvestitionen eignen sich jedoch nicht zuletzt deshalb für nachhaltiges Investieren, weil die Manager von Privatkrediten routinemäßig direkt mit den Unternehmen sprechen, in die sie investieren – und dabei die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit unterstreichen sowie vor der Kreditvergabe wichtige (kritische) Fragen stellen. Die Fähigkeit, langfristige Geschäftsbeziehungen zu Kreditnehmern und Emittenten aufzubauen, ist dabei äußerst hilfreich, insbesondere im Bereich Impact Investing. "Da privates Fremdkapital typischerweise diskretionäre Projekte oder kleinere Unternehmen finanziert, kann es einfacher sein, die positiven sozialen oder ökologischen Auswirkungen zu identifizieren, zu definieren und zu messen, verglichen mit Investitionen in große öffentliche Unternehmen. Außerdem ist das Management eines kleinen Unternehmens mit nur einem oder zwei Anleiheinvestoren in der Regel deutlich veränderungsbereiter. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Unternehmen, in die wir investieren, durchaus bereit sind, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken und nachhaltiger auszurichten", sagt Will Nicoll.

Bedarf an mehr Konsistenz bei Nachhaltigkeits- und ESG-Kennzahlen in Privatmärkten
ESG-Risikomanagement und -Überlegungen sind an den öffentlichen Märkten zum Mainstream geworden, und das Aufkommen einer kleinen Anzahl von Anbietern von ESG-Scores hat zur Standardisierung der Ratings beigetragen. NIcoll dazu: "Für private Kreditinvestitionen existieren allerdings immer noch keine vergleichbaren Benchmarks. Die Einzigartigkeit und Vielfalt privater Anlagen führt dazu, dass die Manager ihre Aktivitäten intern bewerten und jede Anlage oder jedes Unternehmen auf der Grundlage eingehender, qualitativer Recherchen und Analysen agiert, was zu einer breiten Palette unterschiedlicher Ansätze führt."

Ändert sich bald etwas an der Vielfalt von Ansätzen?
In einigen Bereichen wurden allerdings bereits ermutigende Fortschritte erzielt. Im sozialen Wohnungsbau beispielsweise führte die Verbreitung von ESG-Rahmenwerken zu Bedenken, dass das Fehlen eines gemeinsamen Standards für den Sektor zu einer nicht vergleichbaren ESG-Berichterstattung führte. Nicoll: "Es war klar, dass etwas getan werden musste, um das Problem anzugehen und privates Kapital freizusetzen, um die Wohnungskrise in UK zu entschärfen. Letztes Jahr haben wir deshalb mit Wohnungsbaugesellschaften, Kreditgebern und anderen Investoren eng kooperiert mit dem Ziel, den ersten gemeinsamen Standard für die Nachhaltigkeitsberichterstattung im sozialen Wohnungsbau zu entwickeln und einzuführen. Wir sehen eine Zusammenarbeit bei ähnlichen Standards auch für andere Anlageklassen. Je mehr wir tun können, um solche Initiativen zu unterstützen, desto schneller werden wir in der Lage sein, Veränderungen voranzutreiben", gibt Nicoll zu bedenken.

Massive Investitionen zur Bewältigung ökologischer und sozialer Herausforderungen Letztes Jahr warnten die Vereinten Nationen, dass die Pandemie jahrzehntelange Fortschritte in vielen Bereichen zunichte gemacht hat. Aber es finden sich auch Gründe, optimistisch zu sein. Nicoll dau: "Es gibt zwar noch viel zu tun, aber Investoren können an der Spitze des Wandels stehen, und einer der besten Wege dazu sind Private Debt Impact Portfolios. Insbesondere die Fähigkeit, sich auf privat ausgehandelte Transaktionen zu konzentrieren und das Risiko durch Beziehungen zu den Kreditnehmern aktiv zu steuern, ist in einer Welt, in der Institutionelle zunehmend nicht nur nach finanziellen Erträgen suchen, sondern auch sicherstellen wollen, dass sie dabei einen positiven Beitrag für den Planeten und die Gesellschaft leisten, unerlässlich.“ (kb)

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