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Nach Preisdaten-Schock: Wesentlich aggressivere Fed-Schritte drohen

Die meisten Marktteilnehmer erwarten diese Woche seitens der amerikanischen Zentralbank einen Zinsschritt nach oben in Höhe von 50 Basispunkten. Manche Adresse wie beispielsweise Barclays bringen nun aber noch höhere Zinserhöhungen ins Spiel. Der Markt wird nervös und preist immer höhere Zinsen ein.

Jerome Powell
Jerome Powell© Andrew Harrer / Bloomberg

Anleger setzen nach dem US-Inflationsschock vom Freitag zum Wochenbeginn auf weitere aggressive Zinserhöhungen der US-Notenbank. Staatsanleihe-Renditen schnellten in die Höhe und der Dollar legte zu, berichtet Bloomberg.

Eine Anhebung um 50 Basispunkte bei der geldpolitischen Entscheidung der Zentralbank am Mittwoch gilt als gesetzt. Händler sehen die Chancen, dass die Fed die Zinsen im Juli um einen dreiviertel Prozentpunkt anhebt, bei 50:50, während Barclays als erste große Bank vorhersagte, dass ein solcher Schritt noch in dieser Woche erfolgen könnte.

Die Renditen zweijähriger US-Staatsanleihen kletterten auf ein 15-Jahres-Hoch von 3,19 Prozent, und das zehnjährige Äquivalent stieg um bis zu fünf Basispunkte auf 3,21 Prozent. Die am Freitag veröffentlichten US-Verbraucherpreisdaten für Mai hatten selbst die höchsten Schätzungen der Ökonomen in einer Bloomberg-Umfrage übertroffen.

Markt am falschen Fuß erwischt
“Die Erwartung, dass die Inflation ihren Gipfel erreicht hat, hatte sich vor der Veröffentlichung der Inflationsdaten vom vergangenen Freitag verfestigt, und die Tatsache, dass der Preisdruck nicht nachließ und sich weiter beschleunigte, hat die Marktpositionierung neu ausgerichtet”, so Winson Phoon, Leiter des Fixed-Income-Research bei Maybank Securities in Singapur. “Eine Anhebung um 75 Basispunkte auf der FOMC-Sitzung in dieser Woche kann nicht ausgeschlossen werden, da die Dringlichkeit, den Preisdruck unter Kontrolle zu bringen, wahrscheinlich zugenommen hat und eine außergewöhnliche Situation außergewöhnliche Maßnahmen erfordern könnte.”

Der sich verstärkende Ausverkauf bei den Staatsanleihen wirkte sich auf die asiatischen Märkte aus, wobei die zehnjährige japanische Rendite die von der japanischen Zentralbank tolerierte Obergrenze von 0,25 Prozent durchbrach. In Neuseeland kletterten die Renditen für vergleichbare Anleihen zum ersten Mal seit 2014 auf über 4,0 Prozent.

Zinskurve flacht sich ab, Inversion droht
Treasuries senden auch eine düstere Botschaft an die Fed, dass ihre Bemühungen, die Inflation einzufangen, die Wahrscheinlichkeit einer harten Landung für die US-Wirtschaft erhöhen werden. Dies zeigt die schrumpfende Spanne zwischen den Renditen für kurze und lange Laufzeiten, einschließlich einer umgekehrten Kurve zwischen den fünf- und 30-jährigen Renditen.

Der Dollar stieg am Montag gegenüber allen Währungspendants aufgrund des Anstiegs der Renditen und einer Flucht in sichere Häfen.

Alle Augen werden nun auf die Stellungnahme der Fed in dieser Woche und die Pressekonferenz des Vorsitzenden Jerome Powell nach der Sitzung gerichtet sein. Dabei kommt der Charakterisierung der Inflation und den langfristigen Prognosen für das Fed-Funds-Target - der so genannte Dot Plot - entscheidende Bedeutung zu.

Zwar lehnte er eine Anhebung der Leitzinsen um 75 Basispunkte auf der Mai-Sitzung ab, nachdem sein Kollege James Bullard von der Fed in St. Louis gesagt hatte, dass dies eine Überlegung wert sein könnte, doch hat Powell nichts dauerhaft vom Tisch genommen und betont, dass die Politik flexibel sein müsse. (aa)

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