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Nach 21-Billionen-Dollar Erholung wachsen Zweifel an der Aktienrallye

Die globalen Aktienmärkte haben sich von ihrem März-Tief deutlich erholt und 21 Billionen US-Dollar an Wert wieder gut gemacht. Aktien-Profis, die einen Bullenmarkt propagieren, sehen damit wie Gewinner aus. Mittlerweile lässt die Euphorie allerdings nach und die Anlageklasse sieht überhitzt aus.

© marklt / Fotolia

Die Debatte, ob es sich vielleicht doch nur um eine Bärenmarkt-Rallye handelt, geht also weiter. Die globalen Aktien haben Niveaus zurückerobert, die es zuletzt im Februar gab, bevor das Coronavirus begann, sich auch außerhalb Chinas rasch auszubreiten. Der Anstieg des MSCI ACWI Index von 42 Prozent gegenüber seinem März-Tief ist der stärkste in einem vergleichbaren Zeitraum seit 2009, wie Bloomberg News vermeldet. Das mittlere Kurs-Gewinn-Verhältnis im Index beträgt - bezogen auf die Gewinnprognosen für das nächste Jahr- mittlerweile 20 und ist damit so hoch wie seit 2002 nicht mehr.

Rasche Erholung
Weltweite Aktien haben sich von ihrem März-Tief mehr als 40 Prozent erholt.

“Das Risiko einer Korrektur wird steigen, wenn die Anleger weiterhin eine rasche Erholung einpreisen, insbesondere für Sektoren, die anfällig für eine weitere Infektionswelle oder eine Eskalation der Spannungen zwischen den USA und China sind”, sagte Tai Hui, Chefstratege für Asien bei J.P. Morgan Asset Management, im Talk mit Bloomberg.

Anzeichen einer überzogenen Rallye
Dies sind speziell die Kursgewinne der Weltbörsen in den vergangenen vier Wochen, die völlig losgelöst von den Gewinnprognosen waren - hier gab es seit Mai kaum Veränderungen. Der MSCI-Welt-Index befindet sich seit Monatsbeginn im überkauften Bereich. Der Relative-Stärke-Indikator des Index befindet sich auf dem höchsten Stand seit Januar, was Charttechnikern als Warnsignal für ein Rückschlagsrisiko gilt.

Hohe Bewertung
Weltweite Aktien werden zu den höchster Bewertung seit 2002 gehandelt, wie die folgende Grafik zeigt.

Faktoren wie der Geldregen zur Konjunkturstützung, die weltweite Lockerung von Corona-Sperren und die verblüffend positiven Beschäftigungszahlen in den USA locken neue Käufer an die Börse. Niedriger bewertete Sektoren werden aufgegriffen, und die Rallye erhält neuen Schub.

Kommt die Volatilität zurück?
US-Aktien haben gerade einen wichtigen psychologischen Meilenstein überschritten und die diesjährigen Verluste wieder gutgemacht. Asiens Aktien-Benchmark hat einen Großteil ihrer Pandemie-Verluste wieder wettgemacht, ebenso wie auch die die europäischen Aktien. Einige Anleger wappnen sich angesichts dessen für neue Volatilität.

Staats- und Notenbankeingriffe als Väter der Aufwärtsbewegung
“Diese Rallye ist Folge der staatlichen Unterstützung, die über die Wirtschaft ausgeschüttet wird”, sagt Paul Sandhu, Leiter Multi-Asset Quant Solutions und Kundenberatung für den asiatisch-pazifischen Raum bei BNP Paribas Asset Management, gegenüber Bloomberg. “Es gibt bedeutende Risiken, die kurzfristig zu mehr Volatilität führen könnten. Deshalb sichern wir unsere Portfolios weiterhin gegen Verluste ab und suchen gleichzeitig nach Möglichkeiten, mittel- bis langfristig das Risiko zu erhöhen.”

Überkauft?
Weltweite Aktien befinden sich seit Anfang Juni im überkauften Territorium.

Der spekulative Überschwang unter US-Optionshändlern hat laut Sundial Capital Research inzwischen den höchsten Stand seit mindestens 20 Jahren erreicht. Mittelfristig stelle dies ein negatives Signal für Aktien dar, so das Analysehaus. Klassische Strategien zur Absicherung von Aktien mit Staatsanleihen seien indessen fraglich geworden, da die weltweiten Lockerung der Geldpolitik die Bondrenditen gedrückt hat.

Greater Fool Theory
“Wenn jeder Aktien hält, nur um sie an den nächstgrößeren Narren weiterzugeben, und wenn der größte Narr eine Zentralbank mit unendlicher Liquidität ist, um sie zu kaufen, ja dann werden die Preise weiter steigen”, hieß es am Dienstag in einer Analyse der Rabobank. (kb)

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