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Muzinich sieht Sturmwolken am Horizont

Weniger als 50 Tage vor den US-Wahlen sollten die Marktteilnehmer ihre Portfolios auf die kommenden turbulenten Zeiten vorbereiten. Die Anzahl der Corona-Infektionen steigt beunruhigender Weise weiter, insbesondere in einigen US-Bundesstaaten und europäischen Ländern.

Michael McEachern, Head of Public Markets bei Muzinich & Co, einer nicht börsennotierten, institutionellen Investmentgesellschaft, die auf öffentlich gehandelte und private Unternehmensanleihen und –kredite (Corporate Credit) spezialisiert ist.
Michael McEachern, Head of Public Markets bei Muzinich & Co, einer nicht börsennotierten, institutionellen Investmentgesellschaft, die auf öffentlich gehandelte und private Unternehmensanleihen und –kredite (Corporate Credit) spezialisiert ist.© Muzinich & Co.

Bei zunehmender Unsicherheit kann eine sorgfältige Kreditauswahl der Schlüssel zur sicheren Navigation durch die kommenden Monate sein. Michael McEachern, Head of Public Markets bei Muzinich & Co, sagt: "Durch die bevorstehenden Wahlen in den USA gerät unseres Erachtens die Debatte über weitere fiskalische Anreize aus dem Fokus, wodurch es schwierig wird, eine schnelle und wirkungsvolle Lösung zu finden. Die Aussicht auf einige lokal begrenzte-Lockdowns in Europa bestätigt unserer Ansicht nach, dass kein genereller Lockdown wie im März und April erfolgen wird. Allerdings dauert der Kampf gegen das Virus viel länger und ist deutlich schmerzhafter als erwartet. Das bedeutet, dass die fiskal- und geldpolitischen Reaktionen angepasst werden müssen, um die Volkswirtschaften über einen längeren Zeitraum zu unterstützen."

Deutlich mehr Neuemissionen von US-Unternehmen als erwartet
Bisher waren die Erträge in den USA und Europa im zweiten Quartal zwar besser als die gedämpften Erwartungen, in absoluten Zahlen jedoch nicht gut. Gleichzeitig hat die anhaltende Nachfrage zu deutlich mehr Neuemissionen von US-Unternehmen geführt, als noch vor einigen Monaten erwartet. Was zunächst eine Welle von Emissionen durch Investment Grade-Unternehmen war, hat sich im Laufe des Sommers ebenso zu einem High Yield-Phänomen entwickelt, und auch im September scheint es viele Aktivitäten zu geben. "Das bedeutet, dass sich die Kreditkennzahlen zwar verschlechtern, aber nicht so stark, wie ursprünglich befürchtet", analysiert Michael McEachern. "Wir halten dies für eine recht gute Entwicklung und vertreten die Ansicht, dass es Zeit für Carry und nicht für Trading ist."

Zeit für Carry und nicht für Trading
In Bezug auf den Portfolioaufbau glaubt McEachern. dass in den letzten Wochen eine Verlagerung von Profiteuren des Lockdowns hin zu zyklischeren Branchen sinnvoll war. Es sei jetzt an der Zeit, die höheren Carry-Opportunitäten zu nutzen und Unternehmen auszuwählen, die gut durch die Krise gekommen seien. Zudem gelte es, zu erkennen, welche Firmen einen Liquiditätspuffer aufgebaut hätten, um die kommenden Quartale gut zu überstehen, und welche Unternehmen so schwach aufgestellt seien, dass sie sich immer wieder aufs Neue am Kapitalmarkt finanzieren müssen und möglicherweise mit einer „Emissionsmüdigkeit“ der Märkte konfrontiert werden.

Fünften Monat in Folge positive Überrenditen
Im August konnten die Anleihenmärkte in den Industriestaaten den fünften Monat in Folge eine positive Überrendite erzielen. Das Risiko auf dem Aktienmarkt für die nächsten Wochen könnte nach Meinung des Muzinich-Experten dazu führen, dass die Kreditspreads kurzfristig wieder volatiler werden: "Wir glauben jedoch, dass dies die Zweiteilung zwischen starken und schwachen Anleihen verstärken wird und interessante Gelegenheiten eröffnen könnte, robuste Kredite mit niedrigen Bewertungen aber guten Renditen in das Portfolio aufzunehmen."

Massiver deflationärer Gegenwind als Herausforderung für die Notenbanken
Damit die Gesundheitskrise nicht zu einer Finanzkrise wird, behalten die Zentralbanken die extrem niedrigen Zinssätze weiterhin bei. Ihre Toleranz gegenüber der Inflation zeigt jedoch ihre Befürchtungen hinsichtlich der wirtschaftlichen Erholung. Mit dem Wunsch nach Inflation ist es aber nicht getan, und aus Sicht von Muzinich & Co gibt es massive deflationäre Gegenwinde (hohe Arbeitslosigkeit, Technologie), die erhebliche Herausforderungen darstellen.

Brexit
McEachern führt aus: "Wir beobachten die Verhandlungen zwischen dem Vereinigten Königreich und der EU über ein Handelsabkommen nach dem Ende der Übergangszeit sorgfältig. Ein No-Deal wäre ein weiterer Störfaktor zusätzlich zu den negativen wirtschaftlichen Auswirkungen durch die steigende Anzahl an Covid-19-Infektionen".

Fazit
"Wir glauben, dass breit aufgestellte Produkte wie etwa High Yield Anleihen-Fonds die beste Quelle für laufende Renditen darstellen, die einen gewissen Schutz gegen einen unerwarteten Anstieg der Zinssätze bieten können. Unserer Ansicht nach können Anleihen in diesen etwas optimistischeren - aber immer noch unsicheren - Zeiten Flexibilität bieten“, hält McEachern fest. (kb)

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