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Metzler AM: Schwacher Euro könnte starke US-Inflation importieren

Die Inflation könnte sich in der Eurozone Mitte kommenden Jahres normalisieren, sagt Metzler-Chefvolkswirt Edgar Walk. Es sei denn, die US-Notenbank Fed hebt die Leitzinsen an.

© GG-Raw / stock.adobe.com

Die Inflation liegt mit einem Anstieg von 4,1 Prozent im Oktober nach wie vor auf einem hohen Niveau. Damit verfehlt die Europäische Zentralbank (EZB) weiterhin ihr Zwei-Prozent-Ziel. Doch im kommenden Jahr dürfte die Teuerung im Euroraum wieder sinken, erwartet Edgar Walk, Chefvolkswirt bei Metzler Asset Management (Metzler AM). Denn mehr als die Hälfte des Preis-Plus sei auf die gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise zurückzuführen.

Dass es im kommenden Jahr erneut so hohe Preissprünge geben wird wie zwischen 2020 und 2021, bezweifelt der Experte. "Wir gehen dagegen davon aus, dass der Ölpreis im zweiten Halbjahr 2022 wieder moderat zurückgehen könnte", sagt er. "Ab August 2022 dürfte die Inflationsrate in der Eurozone somit wieder unter zwei Prozent sinken." Die Preiserhöhungen sind aus Sicht des Ökonomen zum Teil auch mit Basiseffekten zu begründen, immerhin ist in Deutschland die Mehrwertsteuer in diesem Jahr wieder von 16 auf 19 Prozent gestiegen. Auch die schwache Lohnentwicklung spricht nach Walks Einschätzung für sinkende Inflationsraten im kommenden Jahr.

Steigende US-Leitzinsen würden Druck auf die EZB erhöhen
Allerdings könnte die hohe US-Inflation einen Strich durch diese Rechnung machen. Marktteilnehmer könnten nämlich bald immer stärker mit einem Heraufsetzen der Leitzinsen durch die US-Notenbank Fed rechnen, "was eine weitere signifikante Aufwertung des US-Dollars zur Folge hätte", erklärt Walk. Das würde den Druck auf die EZB erhöhen, die Leitzinsen ebenfalls zu erhöhen, um den Wechselkurs zu stabilisieren – die Inflation würde entsprechend weniger stark fallen, als von Metzler AM prognostiziert. "Wir sehen derzeit die Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario bei etwa 30 Prozent", sagt der Volkswirt. (fp)

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