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Merck Finck erwartet Dividendenkürzungen auch im kommenden Jahr

In Deutschland werden die Dividendenausschüttungen in diesem Jahr um ca. zehn Prozent sinken. Für nächstes Jahr ist mindestens ein ähnlich hoher Rückgang zu erwarten, sagt Marc Decker, Head of Asset Management bei Merck Finck Privatbankiers.

Marc Decker, Head of Asset Management, Merck Finck Privatbankiers 
Marc Decker, Head of Asset Management, Merck Finck Privatbankiers © Merck Finck Privatbankiers AG

Im europäischen Vergleich ist die absolute Höhe der Dividendenausschüttungen dennoch relativ hoch. Das aber könnte sich im nächsten Jahr ändern, meint Marc Decker, Head of Asset Management bei Merck Finck Privatbankiers. Der Grund: Die durch die COVID-19-Pandemie vorgenommenen Gewinnrevisionen würden dazu führen, dass Dividenden gekürzt oder gar ganz gestrichen würden. Die Unternehmen schafften damit einen dringend benötigten Liquiditätspuffer. Und sie täten gut daran. Decker geht ins Detail: "Der Blick zurück auf die Lehman-Krise zeigt, wie schnell Liquidität über das Wohl und Weh von Unternehmen entscheiden kann. Beim Thema Liquidität werden deshalb auch die Ratingagenturen hellhörig. Bei Schwierigkeiten passen sie ihre Bewertungen nach unten an, was zu deutlich steigenden Refinanzierungskosten der betroffenen Unternehmen führen kann. Vor diesem Hintergrund sind Dividendenkürzungen oder -streichungen eine nachvollziehbare und wahrscheinliche Reaktion."

Kürzungen reduzieren Stress mit Ratingagenturen und bei der Refinanzierung
Allerdings dürfe man mit Blick auf die Dividenden nicht alle Unternehmen über einen Kamm scheren. Selektion sei wichtiger denn je, ist Decker überzeugt. So hat die EZB die Banken aufgefordert, bis Oktober 2020 auf Gewinnausschüttungen zu verzichten. Damit sollen diese ihre Bilanzen stärken und sich für drohende Kreditausfälle wappnen. Hierbei handelt es sich zwar nur um eine Empfehlung seitens des Regulators, jedoch haben zahlreiche Banken dieser Empfehlung entsprochen.

Branchenunterschiede
Neben den Banken gehören vor allem Automobilaktien zu den schwächelnden Dividendentiteln. Sie sind sowohl von der Corona-Pandemie als auch durch die Umwälzung hin zur Elektromobilität stark betroffen. Unternehmen aus anderen Branchen, wie zum Beispiel Versorger, Basiskonsumgüterhersteller und -händler oder auch Tech-Unternehmen, verfügen demgegenüber über stabilere Geschäftsmodelle. Dividendenkürzung können hier gegebenenfalls vermieden werden.

Investoren sollten sich auf weiter rückläufige Dividendenerträge einstellen
"Das derzeitige Niveau von zirka drei Prozent Dividendenrendite im Dax wird keinen Bestand haben, sagt Decker. "Die Attraktivität von Dividendentiteln ist damit vielleicht eingeschränkt, aber keinesfalls hinfällig. Denn im Vergleich zu den Renditen von Unternehmens- oder Staatsanleihen sind Dividendenrenditen nach wie vor sehr attraktiv. So beträgt der Abstand zwischen Dax-Dividendenrendite und BBB-Anleiherendite immerhin noch 180 Basispunkte. Gerade im Verhältnis zu den Renditen von Unternehmensanleihen ist die Dax-Dividendenrendite deutlich attraktiver als während der Jahre 2000 oder 2007, als die damaligen Zyklen zu Ende gingen." (kb)

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