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Mercer CFA Institute Global Pension Index zeigt Schwachstellen auf

Laut Mercer CFA Institute Global Pension Index (MCGPI) gibt es unterschiedliche Ursachen für geschlechtsspezifische Rentenlücken, wobei alle Systeme Schwächen aufweisen. Der Index vergleicht 43 Rentensysteme, die zwei Drittel der Weltbevölkerung abdecken.

Norman Dreger, CEO bei Mercer Deutschland
Norman Dreger, CEO bei Mercer Deutschland© Mercer Deutschland

Der MCGPI vergleicht die Altersversorgungssysteme in der ganzen Welt, zeigt Mängel in den
einzelnen Systemen auf und schlägt mögliche Verbesserungen vor, die zu angemesseneren und nachhaltigeren Altersversorgungsleistungen führen.

Deutschland an 14. Stelle
In der Gesamtbewertung liegt Deutschland bei 67.9 Punkten (2020: 67.3 Punkte). Beim Sub-Index "Angemessenheit" erreicht Deutschland 79.3 Punkte und beim Faktor "Integrität" sehr gute 81.2 Punkte, beim Faktor "Nachhaltigkeit" allerdings nur 45.4 Punkte. „Der MCGPI zeigt, dass das Altersvorsorgesystem in Deutschland insgesamt positiv bewertet wird und unser Rentensystem in den Bereichen Angemessenheit und Integrität sehr stabil ist und wir uns in den letzten Jahren kontinuierlich verbessern konnten. Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit besteht Nachholbedarf, die Ausfinanzierung über ein Kapitaldeckungsverfahren würde dies erheblich verbessern“, erklärt Norman Dreger, CEO bei Mercer Deutschland.

Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge
„Außerdem sollte die betriebliche Altersversorgung weiter gestärkt werden, denn nur so kann
gewährleistet werden, dass das System auch in Zukunft finanzierbar bleibt. Um die Rentenlücke zu verringern, müssen Frauen ebenfalls angemessen an der betrieblichen Altersversorgung beteiligt werden“, so Dreger.

Weitere Empfehlungen, die sich aus den Studienergebnissen für Deutschland ergeben
- Erhöhung der Mindestrente für einkommensschwache Rentner
- Ergänzung des umlagefinanzierten Systems durch kapitalgedeckte Modelle
- Erhöhung der Teilnahmequoten in der betrieblichen Altersversorgung

Verschärfte Ungleichheit als Pandemiefolge
„Die Pandemie hat die sozioökonomische Ungleichheit in vielen Teilen der Welt verschärft. Aus der Perspektive langfristiger Investitionen befinden wir uns in einem extrem schwierigen Umfeld mit historisch niedrigen Zinsen und in einigen Fällen negativen Renditen, die sich eindeutig auf die Erträge auswirken“, erläutert Martin Hermann, Pension Expert, CFA Society Germany. „Erschwerend kommt hinzu, dass es in Deutschland noch immer keinen sinnvollen
regulatorischen und steuerlichen Rahmen gibt, um das umlagefinanzierte System durch ein kapitalgedecktes System zu ergänzen. Zusätzlich kommt die Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz nur stockend voran. Das ist besonders bedauerlich, da diese die geschlechtsspezifische Rentenlücke zum Teil schließen
könnte“, so Hermann.

Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Rentenleistungen
Die Analyse des MCGPI hat gezeigt, dass es unterschiedliche Gründe für geschlechtsspezifische Rentenunterschiede gibt, wobei in allen Regionen erhebliche Unterschiede in der Höhe der Alterseinkünfte zwischen den Geschlechtern bestehen. „Die Ursachen des geschlechtsspezifischen Rentengefälles sind vielfältig. In jedem Land und jeder Region gibt es beschäftigungsbezogene, rentenpolitische und soziokulturelle Probleme, die dazu beitragen, dass Frauen in Bezug auf ihr Alterseinkommen weitaus stärker benachteiligt sind als Männer", betont Dr. David Knox, Senior Partner bei Mercer und Autor der Studie.

Gender Pension Gap bekämpfen
Laut der Studie verschärfen Mängel in der Rentengestaltung das Problem des „Gender Pension Gap“ noch. Dazu gehört, dass Rentenleistungen während des Elternurlaubs nicht immer angerechnet werden sowie das Fehlen von Rentengutschriften während der Betreuung von Kleinkindern oder älteren Personen in den meisten Rentensystemen. Zudem wirkt sich die fehlende Indexierung der Renten während des Ruhestands aufgrund der höheren Lebenserwartung stärker auf Frauen aus. „Wir wissen, dass die Überwindung des geschlechtsspezifischen Rentengefälles eine enorme Herausforderung darstellt, da die Rentenleistungen eng mit den Beschäftigungs- und Einkommensverhältnissen verknüpft sind. Aber angesichts der Tatsache, dass Frauen häufiger von Altersarmut betroffen sind, können wir es uns nicht leisten, untätig zu bleiben", so Dr. Knox. „Es gibt eine Reihe von Maßnahmen, die die Rentenversicherungsträger ergreifen können.

Neue Ideen
Zunächst müssen die Beschränkungen für die Teilnahme an beschäftigungsbezogenen Rentensystemen aufgehoben werden. Unabhängig davon, wie viel man verdient, wie viel man arbeitet oder wie lange man arbeitet, sollte jeder Einzelne die Möglichkeit haben, an einem Rentensystem teilzunehmen, das angemessene Leistungen bietet.“

MCGPI nach Zahlen
Island hatte den höchsten Gesamtindexwert (84.2), dicht gefolgt von den Niederlanden (83.5). Thailand hatte den niedrigsten Indexwert (40.6). Der Index basiert auf dem gewichteten Durchschnitt der Teilindizes für Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität.

Skandinavier voran
Die Systeme mit den höchsten Werten für jeden Teilindex waren Island für Angemessenheit (82.7), Island für Nachhaltigkeit (84.6) und Finnland für Integrität (93.1). Die Systeme mit den niedrigsten Werten bei den Teilindizes waren Indien für Angemessenheit (33.5), Italien für Nachhaltigkeit (21.3) und die Philippinen für Integrität (35.0). Im Vergleich zu 2020 haben sich China und Großbritannien am meisten verbessert, was auf eine umfassende
Rentenreform zurückzuführen ist. (kb)

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