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M&G über Fallen Angels und Rising Stars sowie deren Renditepotenzial

Wie die Aussichten im Hochzinsanleihensegment bei Fallen Angels und potenziellen Rising Stars sind, erklärt M&G-Fondsmanager David Fancourt. Angesichts des derzeitigen Rating-Migration-Trends sollten Investoren eher früher denn später Positionen eingehen.

David Fancourt, M&G Investments
David Fancourt, M&G Investments© M&G Investments

Die Welt für hochverzinsliche Anleihen sieht nach einem äußerst ereignisreichen Jahr 2020 an den europäischen Bondmärkten deutlich anders aus als noch vor einem Jahr. Nach dem Ausverkauf im März haben die Maßnahmen der Zentralbanken, eine höhere Indexqualität sowie die wachsende Hoffnung auf eine wirtschaftliche Erholung wieder mehr institutionelle Investoren in den Markt gelockt. Dies führte zu engeren Spreads, berichtet David Fancourt, Manager des M&G European High Yield Credit Investment Fund, in einer "Institutional Money" exklusiv vorliegenden Marktanalyse zu Fallen Angels und Rising Stars.

Vor dem Hintergrund einer unsicheren Wirtschaftslage und der Abhängigkeit der wirtschaftlichen Erholung vom Impferfolg, hat sich die negative Ratingdynamik des zurückliegenden Jahres mittlerweile stabilisiert, getrieben von einem höheren Verschuldungsgrad vieler Unternehmen.

"Für Anleger bedeutet das vor Allem: In einem Umfeld mit engen Spreads wird es schwieriger, den Markt zu schlagen. Wir denken, dass hier besonders Rising Stars – also Emittenten mit Potenzial für eine erstklassige Bonitätseinstufung – Chancen bieten", hält Fancourt fest.

2020: Zahl der Fallen Angels auf Rekordniveau
Eine Auswirkung der Pandemie ist, dass viele Unternehmen mit sinkenden Umsätzen und höheren Schulden zu kämpfen haben. Daher haben Rating-Agenturen im vergangenen Jahr wesentlich mehr Emittenten herabgestuft als heraufgestuft werden konnten. Das führte zur höchsten Anzahl von Fallen Angels (Unternehmen, die von Investment Grade auf Sub-Investment Grade fallen) seit der Finanzkrise. Weltweit ist der Wert der ausstehenden Schuldtitel dieser gefallenen Engel von 209 Milliarden US-Dollar am 31. Januar 2020 auf 509 Milliarden US-Dollar zum Jahresende gestiegen.

Warum gefallene Engel für Investoren interessant sind
In der Vergangenheit hätten sich Fallen Angels laut Fancourt immer besser entwickelt als vergleichbare Credit-Segmente. Das liegt Fancourt zufolge an zwei Faktoren: Erstens sind gefallene Engel oft überverkauft, wenn sie herabgestuft werden. Inhaber von Investment-Grade-Papieren dürfen häufig nur einen begrenzten Anteil an Hochzinsanleihen halten. Wird ein Emittent herabgestuft, müssen sie gezwungenermaßen verkaufen. Das drückt den Preis.

Dazu kommt, dass Unternehmen guter Bonität in der Regel höhere Bilanzsummen aufweisen. "Werden sie herabgestuft, kommt es zu einem verhältnismäßig größeren Zustrom von Anleihen dieser Emittenten in den sekundären High-Yield-Markt, was zu regelrechten Verdauungsstörungen führen kann", erklärt Fancourt.

Zweitens sei es wahrscheinlicher, dass gefallene Engel ihr Investment Grade zurückbekommen und so zu Rising Stars werden, als dass Emittenten, die ihr Leben als Sub-Investment Grade begonnen haben, hochgestuft werden. "Der Kurs der Anleihe eines solchen Sterns von morgen entwickelt sich oft besser, weil die Spreads bei Investment-Grade-Anleihen wesentlich niedriger sind als die von Hochzinsanleihen", hält Fancourt fest.

Die Suche nach Rising Stars
Aber nicht alle gefallenen Engel werden sich in aufsteigende Sterne verwandeln, warnt Fancourt. Tatsächlich ist die Ausfallgefahr bei diesen Titeln direkt nach ihrer Herabstufung höher als bei ursprünglich als Hochzinsanleihen emittierten Papieren, beispielsweise wenn Betrug im Spiel ist.

Andererseits verfügen gefallene Engel oft über entscheidende Rating-Faktoren, wie z. B. Größe und Branchenposition, die anderen Hochzinsemittenten fehlen. Das Management könnte Selbsthilfemaßnahmen einsetzen, um die Bilanz zu sanieren – wie durch Kostensenkungen oder den Verkauf von Vermögenswerten.

Ein Viertel der gefallenen Engel sind in den letzten 20 Jahren zu aufsteigenden Sternen geworden, wie die Moody's Investors Service-Studie "Warum gefallene Engel fallen: Eine Untersuchung von gefallenen Engeln, 1999-2019" zeigt.

Analysten müssen also tief in die Auswahlarbeit einsteigen, um die wahrscheinlichen Gewinner zu identifizieren. Einige Unternehmen könnten Opfer eines grundlegenden Wandels in ihrer Branche geworden sein, wie wir es derzeit im Einzelhandel sehen. Solche Kandidaten werden daher Schwierigkeiten haben, ihr Kreditrating zu verbessern. Bei anderen könnte der Grund in einer aggressiven Finanzierungsstrategie liegen, die sie mit der Zeit zurücknehmen können. "Die geringste Chance, ein Rising Star zu werden, haben solche gefallenen Engel, die in Verbindung mit einem verschlechterten Staatsrating abgestuft wurden, oder weil sie das Ziel einer fremdfinanzierten Übernahme wurden", merkt Fancourt an.

Bis die Agenturen tätig werden, vergeht in der Regel einige Zeit. Durchschnittlich liegt die Verweildauer im Sub-Investment-Grade-Bereich nach einer Untersuchung von Moody’s bei 3,15 Jahren. Allerdings nimmt der Markt die Heraufstufung durch die Rating-Agenturen häufig vorweg, so dass sich die Spreads bis zu 18 Monate vor dem offiziellen Aufstieg eines Emittenten in den Rising Star-Bereich verengen können.

"Die Anlässe für eine ansprechende High-Yield-Performance sind nach der Erholung der Spreads weniger geworden, aber trotzdem bieten Fallen Angels Möglichkeiten für Outperformance. Aktuell dreht sich die Rating-Migration ins Positive, weil die Unternehmen ihre Bilanzen sanieren und die Weltwirtschaft sich erholt. Die jüngste Flut gefallener Engel bietet also reichlich Gelegenheit, die Stars von morgen zu finden", erklärt Fancourt abschließend. (aa)

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